Die heißesten Aktien der letzten Woche

Der Wettbewerb im Einzelhandel ist so hart wie wahrscheinlich nur in wenigen anderen Branchen. Das gilt längst auch für den Online-Bereich. Und die Konkurrenz für die hierzulande aktiven Unternehmen wird dabei immer größer, weil mittlerweile auch chinesische Firmen versuchen, ein Stück von dem Kuchen abzubekommen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Shanghaier E-Commerce-Unternehmen Pinduoduo, das mit seinem Onlinemarktplatz Temu in Europa zum Angriff geblasen hat und in Deutschland schon einen relativ hohen Bekanntheitsgrad erreichen konnte.

Zum medialen Thema ist der Konzern hierzulande vor allem durch seine außergewöhnlichen Kaufanreize geworden. Genau deshalb hatten Europäische Verbraucherschützer im Mai sogar eine Beschwerde gegen Temu eingereicht, weil der Onlinemarktplatz „voll von manipulativen Techniken“ sei. Angeboten werden hier zum Beispiel Haushaltsgeräte, Kleidung oder Spielzeug zu (vermeintlich) günstigen Preisen. Ende August war der Kurs der Pinduoduo-Aktie dann um fast 30 Prozent eingebrochen, weil das Unternehmen mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen des Marktes verfehlte und der Vorstand sich ungewöhnlich pessimistisch äußerte („der Abwärtstrend bei der Rentabilität ist unvermeidlich“).

Die Maßnahmen der chinesischen Regierung u.a. zur Stimulierung des chinesischen Konsums haben der Aktie nun aber neues Leben eingehaucht. Nach einem Wertzuwachs von über 60 Prozent seit Mitte September ist das laut aktien.guide bei rund 167 US-Dollar liegende Konsens-Kursziel der Analysten fast erreicht. Die bei dieser Aktie aktiven wikifolio Trader setzen trotzdem mehrheitlich auf weiter steigende Kurse.

Wie zum Beispiel Matthias Dürnbach (OPTUNITY), dessen wikifolio Optunity FOXalpha ein halbes Jahr nach Eröffnung gerade auf ein neues Hoch geklettert ist. Auch dank der mit gut 17 Prozent in dem Portfolio vertretenen Pinduoduo. „Toller Rebound von unserem Depotwert Pinduoduo. Massive Mittelzuflüsse in China-Techaktien in den letzten Tagen“, kommentierte der Trader am Mittwoch. In dem wikifolio bildet er einen Handelsansatz ab, der auf technischen Parametern und einer individuellen fundamentalen Analyse von Aktien basiert. Mit aktuell nur fünf Depotwerten ist das voll investierte Portfolio dabei sehr fokussiert.

Was Börsianern überhaupt nicht gefällt ist neben Unsicherheit vor allem fehlende Zuverlässigkeit. Deshalb werden Unternehmen, die urplötzlich und vor allem unerwartet eine Umsatz- und/oder Gewinnwarnung verkünden, besonders heftig abgestraft. Das musste in der Vorwoche mal wieder der Verpackungsspezialist Gerresheimer erfahren. Wie der Konzern bekanntgab, wird beim Umsatz im kommenden Geschäftsjahr nur noch ein Wachstum von sieben bis zehn (statt 10 bis 15) Prozent erwartet. Bei der EBITDA-Marge wird ein Wert von rund 22 Prozent angepeilt, nachdem die Zahl bislang lediglich als Mindestgröße genannt worden war. Auch im laufenden Jahr mussten die Ziele bei Umsatz und EBITDA nach unten genommen werden, obwohl bei Vorlage der Halbjahreszahlen zuletzt noch eine Geschäftsbelebung in der zweiten Jahreshälfte in Aussicht gestellt wurde.

Der Kurseinbruch von in der Spitze mehr als 20 Prozent ging einher mit mehreren Kurszielsenkungen der größtenteils völlig überraschten Analysten. Trotzdem liegt der von den Banken errechnete faire Wert der Aktie laut der Zusammenfassung auf aktien.guide immer noch fast 50 Prozent über dem aktuellen Kursniveau von Gerresheimer. Wahrscheinlich auch deshalb haben mehrere wikifolio Trader den Schwächeanfall der Aktie zum Einstieg oder Nachkauf genutzt. Das aktuelle Trading-Sentiment zeigt den deutlichen Kaufüberhang bei dem MDAX-Titel in den vergangenen sieben Tagen.

Trading-Sentiment:

Noch nicht investiert ist bei Gerresheimer Top-Trader Christian Scheid (Scheid). Der hält den Sturz auf den tiefsten Stand seit Anfang 2023 aber für einen „guter Zeitpunkt, um sich den Titel auf die Watchlist zu nehmen“. In dem bei seinem wikifolio Special Situations long/short erschienenen Kommentar nennt der Trader auch die Gründe (überraschend langsame Markterholung und Produktionsstopp infolge eines Hurrikans) für die angepassten Prognosen des Unternehmens. Gut möglich, dass die Aktie im Falle einer Stabilisierung bald Bestandteil des nur knapp unter Allzeithoch notierenden Portfolios wird.

Ein Wochenplus von fast 26 Prozent bescherte investierten Anlegern die Aktie von Emergent BioSolutions. Das Unternehmen hat sich auf die Bereitstellung von Lösungen für Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit spezialisiert. Ende September wurde bekannt, dass man Aufträge im Gegenwert von rund 400 Millionen Dollar für seine Pocken- und Mpox-Impfstoffe erhalten hat. Vergangene Woche wurde dann der Abschluss einer neuen Kreditvereinbarung für ein revolvierendes Darlehen auf Basis von Vermögenswerten verkündet, die Kreditzusagen in Höhe von bis zu 100 Millionen US-Dollar mit einer Laufzeit bis 2029 vorsieht. Bei zusätzlich 150 Millionen Dollar an Kassenbestand sieht sich das Unternehmen für die Zukunft finanziell gut gerüstet. Für gute Laune hatte zuvor bereits die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA gesorgt, als diese die erweiterte Verwendung des Pocken-Impfstoffs von Emergent BioSolutions genehmigt hatte.

Trading-Sentiment:

Von Februar dieses Jahres an hatte sich der zuvor abgestürzte Titel in der Spitze mehr als verzehnfacht, bevor die Aktie dann um gut 80 Prozent in den Keller rauschte. Die jüngsten Meldungen haben den Kurs innerhalb von nur zwei Wochen nun wieder um über 60 Prozent steigen lassen. Das nennt man Volatilität! Die laufende Erholung dürften einige Trader daher für Gewinnmitnahmen (oder je nach Einstiegszeitpunkt auch zur Verlustbegrenzung) genutzt haben. Das aktuelle Trading-Sentiment bei Emergent BioSolutions zeigt sowohl auf Monatssicht als auch ganz besonders in den vergangenen sieben Tagen einen klaren Verkaufsüberhang bei der Aktie.

Die jüngste Kurserholung beim amerikanischen Sportartikelhersteller Nike hat in der abgelaufenen Woche einen herben Dämpfer erlitten. Auf Wochensicht verlor die Aktie knapp sieben Prozent an Wert. Auslöser des Kursrückgangs war die Streichung der Jahresprognose. Wegen des schwachen Sommergeschäfts ist der Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 um 10 Prozent gesunken, der Gewinn je Aktie brach sogar um 26 Prozent ein. Vor allem die Entwicklung im Online-Handel bereitet den Marktteilnehmern große Sorgen. Unter dem neuen Firmenchef Elliott Hill sollen nun neue Laufsport-Franchises mit Preisen unterhalb der 100 Dollar-Marke etabliert werden. Damit will der US-Konzern seine Produkte gerade für preisbewusste Verbraucher wieder attraktiver machen.

Die Analysten sind von diesen Plänen bislang nur bedingt angetan. Das durchschnittliche Kursziel liegt nach Berechnung von aktien.guide mit gut 91 Dollar nur elf Prozent über dem in den vergangenen Jahren nachhaltig reduzierten Aktienkursniveau. Während der größte Optimist den fairen Wert bei 120 Dollar sieht, halten Pessimisten sogar einen Rückgang bis auf 57 Dollar für möglich.

Einige wikifolio Trader gingen vor dem Hintergrund der neuesten Nachrichten wohl auf Nummer Sicher und trennten sich von der Aktie. Dazu gehört auch Thomas Ronacher (jopo), der in seinem wikifolio United Trade Center bei der Aktie unter dem Strich ein Minus von gut 34 Prozent realisierte. „Bei Nike musste ‚leider‘ eine Verlustbegrenzung durchgeführt werden. Ich habe hier einen langen Atem bewiesen, doch die Mittel möchte ich nun anderwärtig veranlagen, um eine Rendite zu erwirtschaften“, schrieb der Trader. Sein auf einem „harmonischen Zusammenspiel aus der technischen- und der fundamentalen Analyse“ basierendes Depot wurde im April 2022 eröffnet und liegt bei einem Zuwachs von gut 33 Prozent aktuell auf einem Rekordniveau.

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