Dreht der Wind bei Netflix?
Die Aktien der amerikanischen Hightech-Unternehmen haben sich dem insgesamt immer negativer werdenden Marktumfeld lange Zeit entziehen können. Anfang Oktober wurden aber auch hier verstärkt Gewinne mitgenommen. Der Technologieindex Nasdaq 100 verlor in den ersten sieben Handelstagen des laufenden Monats über 10 Prozent an Wert. Zwar griffen dann erst mal die Schnäppchenjäger zu. Ob dies aber wie in den vergangenen Monaten üblich zu einem schnellen Anlauf auf neue Hochs führt, erscheint mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen Tage fraglich.
Starke Ergebnisse
Das hat auch mit dem Kursverlauf des Streamingdienstes Netflix zu tun. Hier war der Aktienkurs am Mittwoch deutlich nach oben geschossen, nachdem das Unternehmen am Vorabend die Zahlen zum dritten Quartal veröffentlich hatte. Bis zum Ende der Woche wurden die gesamten Gewinne aber schon wieder vernichtet. Dabei waren die Ergebnisse und auch der Ausblick wirklich richtig gut. In den drei Monaten zwischen Anfang Juli bis Ende September hat Netflix fast sieben Millionen Neukunden gewonnen, was mehr als deutlich über den Schätzungen der Analysten (5,18 Millionen) lag. Im laufenden Schlussquartal sollen zudem weitere 9,4 Millionen Kunden hinzugewonnen werden. Auch damit hatten Analysten bislang nicht mal ansatzweise gerechnet.
Ebenfalls überzeugen konnten die Finanzkennzahlen. Der Überschuss je Anteilsschein hat sich mehr als verdreifacht und die Konsensschätzungen um gut 30 Prozent übertroffen. Dass die Netflix-Aktie die anfänglichen Gewinne trotzdem nicht halten konnte, könnte seine Ursache in dem fulminanten Kursanstieg der vergangenen Jahre haben. Seit dem Zwischentief Anfang 2016 hat sich die Aktie trotz eines 30-prozentigen Rückgangs seit dem Hoch immer noch mehr als vervierfacht. Dass Investoren in dem aktuellen Marktumfeld hier mal ein paar Gewinne sichern wollen, erscheint nachvollziehbar.
Von "Buy" auf "Sell" in 3 Wochen
Andreas Rücknagel („ThuringiaInvest“) hatte Netflix Ende September zu einem Kurs von rund 324 Euro in sein wikifolio „Genau im Trend” aufgenommen. Bei seiner Wochen-Analyse hatte er die Aktie damals „auf KAUFEN hochgestuft“. Sieben Tage später folgte die Rückstufung auf „HALTEN“ und gestern Morgen hieß das neue Votum dann sogar „VERKAUFEN“, woraufhin die Position heute Morgen mit einem Verlust von 10 Prozent aufgelöst wurde. Damit umfasst das Portfolio aktuell 12 Werte mit einer Gesamtgewichtung von 60 Prozent. Mit Hilfe einer speziellen Software sucht der Trader jede Woche nach Aktien, „deren Chartbild einen klaren Trend bzw. eine Trendumkehr erkennen lässt“. Fundamentale Daten sind für ihn bei der Auswahl der Depotwerte „vollkommen uninteressant“. Mit dieser rein charttechnischen Strategie strebt Rücknagel eine zweistellige Jahresperformance an. Diesem Ziel hinkt er mittlerweile knapp hinterher. Das im Juni 2015 gestartete wikifolio konnte bei einem maximalen Verlust von rund 19 Prozent bislang „nur“ eine Performance von 26 Prozent erreichen. Anfang dieses Jahres lag das Kursplus noch bei 40 Prozent und damit voll im Bereich der angestrebten Prognose. Seitdem gab es jedoch ein Minus von 8 Prozent. Eine Problematik, die dieser Trader aber längst nicht exklusiv hat.
Bestände deutlich reduziert
Alexander Mittermeier („TechInvestor“) hat die Netflix-Aktie seit der Eröffnung seines wikifolios „Best of Breed plus” im Frühjahr 2015 ununterbrochen im Depot, wobei die Positionsgröße ständig variiert. Im laufenden Jahr hat er etwa ein Drittel des Bestands abgebaut. Aktuell ist die Aktie mit einem Depotanteil von über 7 Prozent trotzdem noch eins der Schwergewichte in dem aus 13 Werten bestehenden Portfolio. Vor und unmittelbar nach den Zahlen stand der Trader bei Netflix erneut auf der Verkäuferseite, was aber nicht unmittelbar mit der Aktie selbst zu tun hatte: „Cash-Position auf über 20 Prozent erhöht, um etwas Risiko aus dem Markt zu nehmen“. Den Kursrutsch am Donnerstag nutzte er denn auch dazu, wieder ein paar Stücke einzusammeln, was vielleicht auch an den positiven Einschätzungen einiger Banken lag: „„Netflix hat nachbörslich die Erwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim Nettogewinn deutlich übertroffen. Analysten wie Goldman Sachs und Morgan Stanley sehen weiterhin Kursziele von 400 US-Dollar und mehr für die Netflix-Aktie“.
Bei der Auswahl der Depotwerte will der Trader vor allem „in die Besten der Besten der Branche“ investieren. Daneben sucht er nach Unternehmen, die seiner Meinung nach „bestehende Märkte entscheidend verändern“ (Disrupter) sowie „die Spielregeln im Markt neu definieren“ (Game Changer). Mit diesem Ansatz wurde in 2,5 Jahren eine Performance von 50 Prozent generiert, während der maximale Drawdown bei 29 Prozent lag. Im laufenden Jahr ist die Bilanz mit einem Plus von 16 Prozent überdurchschnittlich gut, obwohl es auf Monatssicht um 7 Prozent nach unten ging.
Die 10 Aktien mit den meisten Trades (15.10-22.10.2018)
Name | ISIN | Handelsvolumen | Alle Trades | Alle Käufe |
---|---|---|---|---|
Netflix | US64110L1061 | 942.860 | 395 | 258 |
Amazon | US0231351067 | 79.787 | 287 | 179 |
Apple | US0378331005 | 52.423 | 225 | 149 |
Tesla Motors | US88160R1014 | 86.728 | 179 | 115 |
Nvidia | US67066G1040 | 220.573 | 160 | 98 |
Alpahbet | US02079K3059 | 52.755 | 150 | 101 |
Microsoft | US5949181045 | 355.482 | 150 | 108 |
Adobe | US00724F1012 | 37.929 | 122 | 83 |
Activision Blizzard | US00507V1098 | 147.142 | 103 | 75 |
US30303M1027 | 16.893 | 100 | 56 |
Alle wikifolios mit Netflix (US64110L1061) im Depot.
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