Reaktionen auf das Unerwartete

Dahinter steckte ein fehlerhaftes Software-Update des Cybersecurity-Unternehmens CrowdStrike , welches zeitweise 8,5 Millionen Microsoft-Geräte lahmlegte. Für uns Börsianer stellt sich in so einem außergewöhnlichen Fall die Frage nach den Auswirkungen auf das Unternehmen selbst und auf dessen künftigen Kurs.

Das Verhalten der Trader weicht gar nicht so stark von dem eines Normalbürgers bei einem realen Extremereignis ab. Einige reagieren panisch und verkaufen ihre Aktien sofort, um Verluste zu minimieren (Fluchtreaktion). Andere warten ab und hoffen, dass sich die Situation verbessert (Rationalisierung der Geschehnisse), weil sie das Geschäftsmodell nach wie vor für erfolgsversprechend halten. Und dann gibt es diejenigen, welche die Krise als Kaufgelegenheit sehen, und sich genau dann ins Getümmel stürzen, wenn das sprichwörtliche Blut in den Straßen fließt (Kampf). Letztendlich hängt das Verhalten der Anleger von ihrer Risikobereitschaft, ihrem Wissen über die Situation und ihrer langfristigen Anlagestrategie ab.

Aufgrund der erwähnten globalen IT-Ausfälle verkaufte Dirk Althaus ( techguru ) in seinem wikifolio Cybersecurity Innovators die CrowdStrike-Anteile noch am selben Tag. Es ist eine marktkonforme Vorgehensweise, im Fall eines solchen Ereignisses, erst einmal an die Seitenlinie zu treten, bis der eingetretene Schaden genauer beurteilt werden kann. Ansonsten kennt er sich in der IT- und Cybersecurity-Branche selbst bestens aus. Er bevorzugt Unternehmen mit hohem Potenzial und mit Technologien, die für eine erfolgreiche Zukunft sprechen. Vor möglichen Käufen unterzieht er die Kandidaten zudem einer eingehenden Fundamentalanalyse. Da Unternehmen aus dem Security-Sektor mitunter starken Kursschwankungen unterliegen, versucht Althaus das Risiko bestmöglich zu streuen, um damit einen Teil der Schwankungen abzufangen. Dabei berücksichtigt er neben Verkaufszahlen und Quartalsberichten auch die allgemeine Marktlage. Seine Haltedauer liegt in der Regel im mittel- bis langfristigen Bereich.

Nachdem er bei CrowdStrike die Reißleine gezogen hatte, ist sein Cash-Anteil auf 15,7% gestiegen. Der Rest des Kapitals ist aufgeteilt auf 14 vornehmlich im Security-Bereich engagierten Unternehmen wie Palo Alto Networks, Palantir Technologies, Zscaler und Arista Networks. Seit der Auflegung im Januar 2017 summiert sich der Wertzuwachs des wikifolios auf inzwischen eindrucksvolle +264%. Dies entspricht einer jährlichen Durchschnittsperformance von hervorragenden +19,2%.

Ingo Reeps ( Checkitout ) sind die Vorgänge um CrowdStrike mit Sicherheit nicht verborgen geblieben. Trotzdem entschied er sich für sein wikifolio Special Investments 1 für die Strategie des Durchhaltens. Zum einen muss ein einmaliger Ausrutscher ein Geschäftsmodell nicht grundsätzlich in Frage stellen, zum anderen kommt es an den Börsen oft zu Überreaktionen. Grundsätzlich befasst sich Reeps sehr intensiv mit seinen Investments. So studiert er akribisch deren Jahresabschlüsse, Quartalsberichte, Bilanzdaten, aber auch branchen- und unternehmensspezifische Frühindikatoren, Leerverkaufsindikatoren, etc. Qualität und Integrität des Managements haben für ihn eine überragende Bedeutung. Zudem ist er stets auf der Suche nach „Lucky Buys“, also Titel, deren Kurs deutlich unter der Netto-Cash-Position pro Aktie liegt. Falls man Glück hat, können so die Anteile einer schuldenfreien und profitablen Firma praktisch umsonst gekauft werden.

Aktuell hält auch Reeps mit 11,7% relativ viel Cash. Der einzige ETF (Short auf den DAX) ist vernachlässigbar. Den Kern des wikifolios bilden 32 Einzelwerte. Mit Abstand größte Position ist INIT Innovation in Traffic Systems (15,7%) gefolgt von Siltronic, Exasol, JDC Group und TeamViewer. Mit einer durchschnittlichen Jahresperformance von erfreulichen +11,9% hat Reeps seit der Auflage im Oktober 2014 ein Plus von +197% erwirtschaftet.

Den Stier bei den Hörnern packte dagegen Holger Heidhof ( MerlotHolger ) in seinem wikifolio TanTeo Torpedo Invest . Er kaufte direkt, als bei CrowdStrike die Kanonen donnerten. Mittelfristig werden wir sehen, welche Rendite er mit dieser antizyklischen Vorgehensweise einfahren kann. Allerdings führt er vor neuen Engagements immer umfangreiche Analysen durch, so dass diese mutige Strategie nicht den berüchtigten „Griff in das fallende Messer“ darstellt. Sein Anlage-Credo besteht aus einer Kombination von fundamentaler und technischer Analyse – und mit dieser Kombination war er bis dato geradezu atemberaubend erfolgreich. So legte der Wert des wikifolios im Jahresdurchschnitt um unvorstellbare +58,8% zu. Die Gesamtrendite seit März 2020 beläuft sich auf unerhörte +638%.

Ein weiteres Mosaiksteinchen seiner Handelsstrategie ist der Mix konservativer und spekulativer Werte. Heidhof bedient sich zudem gerne bei strukturierten Produkten/Derivaten und behält dabei wirtschaftliche und (geo-) politische Marktgeschehnisse fest im Blick. Als i-Tüpfelchen pflegt er ein eigens entwickeltes Punktesystem für die Aktienauswahl. In seiner Kasse befinden sich im Moment 4,8% Cash. Im wikifolio managt er einen ETF (4,4%), fünf strukturierte Produkte (26,6%) und zehn Einzelpositionen. Dazu gehören Take 2 Interactive, Netflix, Super Micro Computer, Eli Lilly und Palantir Technolgies.

Destatis eröffnet die kommende Berichtswoche am Montag mit den Einzelhandelsumsätzen und präsentiert am Dienstag das nationale BIP sowie den harmonisierten Verbraucherpreisindex. Am selben Tag wird das BIP innerhalb der Eurozone von Eurostat vorgestellt. Am Mittwoch werden mit hoher Spannung die Zinsentscheidungen der Bank of Japan und vor allem der US-Fed erwartet. Einen Tag später, am Donnerstag, verkündet die Bank of England ihre Zinsentscheidung. In den USA veröffentlicht das ISM seinen Bericht zum verarbeitenden Gewerbe. Am Freitag stehen noch die US-Arbeitsmarktdaten auf der Tagesordnung. Konkret sind das: Arbeitslosenquote, durchschnittliche Stundenlöhne und die Zahlen zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft.

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