Zum Inhalt springen

Der DAX nach dem Kurseinbruch: Diese Marken sind jetzt wichtig

Die vergangenen Handelstage haben an den Aktienmärkten jede Menge Schaden angerichtet. Gerade in solchen Phasen ist eine sachliche und emotionslose Analyse der Situation wichtig. Charts bieten dabei eine gute Möglichkeit, den Fakten völlig unvoreingenommen ins Auge zu blicken.

charttechnik-so-funktionierts

Wie bei professionellen technischen Analysen üblich, beginnen wir bei unserer DAX-Betrachtung mit den großen Zeiteinheiten und arbeiten uns dann Schritt für Schritt durch den Dschungel von Unterstützungen, Widerständen und anderen hilfreichen Aspekten der Charttechnik. Im Monatsschart des deutschen Aktienindex lässt sich sehr schön erkennen, dass der DAX in den vergangenen vier Monaten immer innerhalb der im März ausgebildeten Kurs-Range geschlossen hat. Dabei kam es jedes Mal zu einem letztlich missglückten Ausbruchsversuch auf der Oberseite.

dax-charttechnik-monatschart-platow-082024
Der Weg hinauf ist versperrt

Nach mehreren gescheiterten Ausbruchsversuchen nach oben haben die Bären das Ruder übernommen.

Nachdem sich die Bullen in diesem langen Zeitraum also die Hörner erfolglos abgestoßen haben, ist das Kommando zu Monatsbeginn von den Bären übernommen worden. Ob der untere Ausbruch bis Ende August durchgehalten werden kann, ist natürlich noch völlig offen. Die oberen Fehlausbrüche zuvor, das Scheitern an der Verbindung der alten Hochpunkte und die Tatsache, dass der DAX seine Korrektur aus dem Sommer 2023 im Hoch erfolgreich nach oben gespiegelt hatte, passen aber sehr gut zu der aktuellen Abwärtsbewegung.

Diese fällt mit Blick auf die langfristigen Trends in dieser Zeiteinheit übrigens noch völlig unspektakulär aus, da die im Oktober gestartete Rallye bislang noch nicht einmal zu 50 % korrigiert wurde. Das wäre erst bei einem Indexstand von 16.762 Punkten der Fall. Zudem ist die Aufwärtstrendlinie (aktuell bei 15.541 Punkten) noch ein gutes Stück entfernt und die alten Hochs bei 16.529 (Juli 2023) bzw. 16.290 Punkten (November 2021) wurden auch nicht unterschritten.

Aufwärtstrendlinie im Wochenchart hat (noch) gehalten

Eine Ebene darunter zeigt sich im Wochenchart, dass der DAX am Montag perfekt auf seinen im Oktober gestarteten Aufwärtstrend aufgesetzt und seine Talfahrt da zunächst einmal lehrbuchmäßig gestoppt hat. Auf dem Weg nach oben stehen dem Index nun aber einige markante Widerstände im Weg. Neben den beiden Verlaufstiefs bei 17.627 Punkten (vom 15. April) und bei 17.951 Punkten (vom 10. Juni) ist auch auf das untere Ende des gerade nach unten verlassenen Abwärtstrendkanals zu achten, das aktuell bei 17.808 Punkten verläuft.

dax-charttechnik-wochenchart-platow-082024
Nach Lehrbuch

Im DAX-Wochenchart zeigt sich, der Kursverfall konnte erst einmal lehrbuchmäßig am Aufwärtstrend gestoppt werden. Diese Unterstützung ist aber nicht ganz so stark wie die Widerstände - denn davon gibt's gleich mehrere.

In dem Korridor zwischen diesen Widerständen und der Aufwärtstrendlinie bewegt sich der DAX aktuell, wobei die Unterstützung nicht ganz so stark zu bewerten ist wie das genannte Widerstandscluster. Auch mit Blick auf die historisch betrachtet gefährliche Jahreszeit (August und September als mit Abstand schwächste Monate der DAX-Historie) sollten Anleger nicht von einer schnellen Wiederaufnahme der Rallye ausgehen, sondern einen Test der bei der Analyse des Monatscharts angesprochenen alten Hochs (16.529 bzw. 16.290 Punkte) einkalkulieren.

Im Tageschart sieht der Absturz der vergangenen Tage weitaus dramatischer aus. Das liegt aber auch daran, dass die DAX-Entwicklung in den vergangenen Monaten durch eine gewisse Bewegungsarmut gekennzeichnet war, vor allem intraday. Da fallen die großen roten Kerzen jetzt besonders ins Auge. Und natürlich ist ein Kursrutsch von in der Spitze über 1.400 Punkten oder fast 8 % in nur drei Tagen kein Pappenstiel. Trotzdem zeigen die o.a. Analysen, wie wichtig gerade in solchen Phasen zur besseren Einordnung der Blick auf das große Bild ist.

200-Tage-Linie bereits unterschritten

Auf Tagesbasis sind die Aufwärtstrendlinien allesamt durchbrochen worden, so dass sich hier erst wieder neue Formationen entwickeln müssen. Die nächste horizontale Auffanglinie befindet sich bei dem bereits im Januar markierten Jahrestief von 16.345 Punkten. Aktuell kämpft der DAX aber noch mit seiner viel beachteten 200-Tage-Linie, die bei 17.412 Punkten verläuft und weiter steigt. Dieser gleitende Durchschnitt könnte neben der Aufwärtstrendlinie im Wochenchart ein weiterer kurzfristig stabilisierender Faktor werden. Aktuell liegt der DAX aber knapp darunter.

dax-charttechnik-tageschart-platow-082024
Kampf mit dem Schnitt

Kurzfristig stabilisierend könnte die 200-Tage-Linie wirken, mit der sich der DAX gerade herumschlägt. Aktuell notiert der Index darunter. 

Potenzielle Zielmarken der gestern Nachmittag angelaufenen Erholung liefern die bereits im Wochenchart thematisierten alten Tiefs bei 17.627 und 17.951 Punkten. Ungefähr im Bereich der oberen dieser beiden Marken verlaufen auch das 50-Prozent-Fibonacci-Retracement der laufenden Abwärtsbewegung und das untere Ende des durchbrochenen Abwärtstrendkanals im Tageschart. Um in diese Regionen vorzustoßen, müsste der DAX aber zunächst einmal das erste der beiden in den vergangenen Tagen gerissenen Gaps schließen.

Fazit

Die Verkaufswelle der vergangenen Tage hat die Marktteilnehmer aus ihrer Lethargie gerissen und für großes Aufsehen gesorgt. Während im Tageschart außer der 200-Tage-Linie keine wirkliche Unterstützung in Sicht ist, wird der DAX im Wochenchart von seiner Aufwärtstrendlinie gestützt. Ob die Korrektur hier bereits final gestoppt werden kann, erscheint mit Blick auf die bevorstehenden Widerstandscluster und die schwierige saisonale Phase aber unwahrscheinlich. Zumal der Monatschart durchaus noch Korrekturpotenzial für den Index anzeigt. Sollte der Trend im Wochenchart brechen, sind auf dieser großen Zeitebene auch die potenziellen Zielzonen des Abschwungs zu finden.

Keine News, Insights und Storys mehr verpassen!

Jetzt den wikifolio Newsletter abonnieren!

Disclaimer: Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte (ISSP) und geprüfter Zertifikateberater (EDA). Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist schwerpunktmäßig mit dem Markt für Zertifikate und Hebelprodukte. Zuvor war er über fünf Jahre beim PLATOW Brief als Börsenredakteur tätig. Dort rief er Mitte 2004 den Newsletter „PLATOW Derivate“ ins Leben, für den er auch heute noch hauptverantwortlich tätig ist. Für PLATOW betreut er zudem die wikifolios PLATOW Trend & Sentiment und PLATOW Trend & Sentiment 2.0 sowie das Dachwikifolio PLATOW Best Trader Selection. Daneben schreibt er auch für das Fachmagazin „Der Zertifikateberater“. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen der wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung.

Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.