Deutschland kommt langsamer aus dem konjunkturellen Tief heraus als bislang angenommen, berichtet das Handelsblatt heute bezugnehmend auf die aktuelle Konjunkturprognose des IWF. Demnach wird die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,5 % schrumpfen, stärker als zuvor angenommen und laut Währungsfonds die einzige Industrienation, deren BIP zurückgehen wird.
Das könnte erklären, warum ein Großteil der wikifolio Community aktuell nicht auf die "Aktie Deutschland" setzen würde:
Für die USA hellt sich der Ausblick laut IWF indes auf. Während Deutschland schwächelt, zeigen sich die Staaten von der besten Seite. Ist das tatsächlich so?
Rezession erwünscht
Philipp Weller (Phillippoooo), der für das wikifolio Multi-Asset Allokation verantwortlich ist, setzt sich nicht nur mit dem Aktienmarkt auseinander. Er sieht sich die verschiedenen Assetklassen an und bewertet abhängig von der Marktlage ihr Chance-Risiko-Verhältnis. Eine Rezession auch in Übersee schließt er zumindest nicht aus: „Noch ist die Wirtschaft, insbesondere in den USA, trotz gestiegener Zinsen relativ robust. Aus meiner Sicht ist aber die Gefahr einer Rezession im Laufe des nächsten Jahres sehr real.“ Eine tiefe Rezession oder gar Folgen für die Weltwirtschaft erwartet er aber nicht: „Ich gehe von einem zeitnahen Einschreiten der Zentralbanken aus. Sie werden versuchen, den Schmerz durch lockere Geld- und Fiskalpolitik (vermeintlich) möglichst gering zu halten. Dies wird am Ende aber die Währung belasten und die Inflation nochmal stärker anheizen.“
Chart
Auch Christian Scheid (Scheid), der unter anderem das wikifolio Special Situations long/short führt, sieht dunkle Wolken am Horizont: „Angesichts der restriktiven Geldpolitik in den USA und in der EU wird es meiner Meinung nach unweigerlich zu einer Rezession kommen.“ Zuletzt signalisierte die Fed, dass der Leitzins in den USA erst 2026 wieder auf einem Niveau liegen wird, bei dem er nicht mehr dämpfend auf die Wirtschaft wirkt. So weit wird es laut Scheid aber nicht kommen: „Die Kontraktion der Geldmengen beginnt zu wirken. Die Reaktion der Notenbanken auf die rezessiven Tendenzen werden Zinssenkungen sein – und zwar viel früher, als der Markt derzeit annimmt.“ Auch die neuen Kriegshandlungen im Nahen Osten dürften dem Finanzjournalisten zufolge ohne größere Folgen bleiben, sofern die Lage nicht eskaliert.
Chart
Genau wie Scheid und Weller, widerspricht auch Torsten Maus (TorstenMaus) der IWF-Prognose: „Eine Rezession ist ein Szenario, das von der Fed gewollt ist. In Anbetracht des weiterhin sehr stabilen Arbeitsmarktes sind steigende Zinsen und auch die Anleihen-Verkäufe der Fed ein klares Indiz dafür, dass man die Wirtschaft stärker abkühlen möchte, um die Kerninflationsrate nochmals deutlich zu reduzieren.“
Was die kurzfristigen Aussichten für die Börsen angeht, sind sich die wikifolio Trader weitgehend einig: Leicht wird’s nicht – nur darüber, wann’s schmerzhaft werden könnte, scheiden sich die Geister.
First Pain, Then Gain
In seinem wikifolio TREND-SURFER hält Maus aktuell gut 60 % Cash. Er verfolgt dabei einen Trendfolgeansatz, passt sich allerdings an unterschiedliche Marktphasen mit einer flexiblen Investitionsquote an. Kurzfristig ist er skeptisch: „In den nächsten Wochen könnte es zu einem panikartigen Abverkauf kommen, der durch eine unerwartete Beschleunigung des Zinsanstiegs ausgelöst wird. An einem bestimmten Punkt ist dann mit einem Preistief im vierten Quartal zu rechnen, da die Fed reagieren und das Zinsaufwärtspotential verbal begrenzen wird, was für Beruhigung sorgen sollte.“
Chart
Eine positive Entwicklung ist in Richtung Jahresende laut Maus dann noch möglich. Jahresendrally? Scheid hält sie sogar für wahrscheinlich.
First Gain, Then Pain
„Ich gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Jahresendrally aus“, so Scheid. „Im Fokus werden die gehypten Titel des Jahres 2023 stehen, also eine
, eine und die ganzen anderen ‚KI-Aktien‘. Gerade viele Profi-Anleger werden sich diese Titel zum Jahresende hin noch in die Depots holen, um den Anschein zu erwecken, schon das ganze Jahr über richtig gelegen zu haben.“ Spätestens im ersten Quartal 2024 dürfte die Stimmung laut Scheid an den Märkten aufgrund der rezessiven Tendenzen aber sehr schnell drehen: „Das erste Halbjahr 2024 könnte sehr steinig werden.“Weller indes setzt nicht auf eine Jahresendrally: „Ich bin aktuell eher skeptisch für die breiten Aktienindizes und denke, dass steigende Zinsen für langlaufende Staatsanleihen (10+ Jahre) Aktien weiter unter Druck setzen werden. Dies kombiniert mit eventuell schwächeren Indikatoren aus der Realwirtschaft macht – vorbehaltlich geld- oder fiskalpolitischer Interventionen – eine Jahresendrally eher unwahrscheinlich.“
Werden die Börsen bis zum Jahresende einen Zahn zulegen oder ist der Zug abgefahren? Vote mit!
Wie wirken sich hohe Anleiherenditen auf Aktien aus? Sind Anleihen eine attraktive Investmentalternative zu Aktien?
Das verraten die Top-Trader im zweiten Teil unseres Ausblicks. Und: So passen sie jetzt ihr Depot an die Marktlage an!
Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Sie sollten den Prospekt lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.