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02.03.2018| Von: Astrid Schuch |

Ein Februar zum Vergessen. So lässt sich der letzte Monat aus der Sicht eines Anlegers auf den Punkt bringen. Egal, in welcher Assetklasse man investiert war, funktioniert hat so gut wie gar nichts. Weder Anleihen noch Rohstoffe, auch Aktien gaben weltweit nach: In den USA verlor der S&P 500 knapp vier Prozent. Hierzulande lässt der DAX Börsianer ohnehin schon länger kopfschüttelnd zurück. Sechs Prozent hat die deutsche Benchmark im Februar abgegeben. Und der Start in den März sieht ja zunächst auch nicht gerade nach Zuckerlecken aus.

Top-Performer: Finnische Aktien, chinesische Anleihen, Weizen und wikifolios

Auf der glücklichen Seite standen laut der Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt nur drei Gruppen von Anlegern: Jene, die in finnischen Aktien, chinesischen Anleihen oder Weizen engagiert waren. Ein derart gutes Händchen kann man schon mal haben – oder man hat den wikifolio-Trader seines Vertrauens schon gefunden. Eine ganze Reihe von ihnen konnte den DAX nämlich nicht nur auf Monatssicht schlagen, sondern liegt mit den jeweiligen wikifolios auch seit Jahresanfang im Plus. Ein Ziel, das der DAX deutlich verfehlt hat.

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Aber auch die deutschen Nebenwerte und der S&P 500 liegen 2018 mittlerweile unter Wasser. Umso höher ist die Leistung jener Trader einzuordnen, die über den Kapitalerhalt hinaus auch noch eine positive Rendite erwirtschaften konnten. Dazu zählen zum Beispiel Michael Flender mit dem wikifolio "Goldesel-Investing", Hans Zenger mit "Deutscher Mittelstand" sowie Christian Scheid mit "Special Situations".

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Es folgt ein Lokalaugenschein auf dem Börsenparkett. Die wikifolio-Trader gehen dem Abverkauf auf den Grund und erklären, warum die Aussichten sich schon wieder aufhellen.

Die Theorie von der Inflation und steigenden Zinsen

Von Analysten und Medien wird ja hauptsächlich die anziehende Inflation in den USA verantwortlich für das unsichere Aktienumfeld gemacht. Damit geht die Befürchtung einher, die Notenbank Fed unter ihrem neuen Chef Jerome Powell könnte die Zinsen schneller und vielleicht auch stärker anheben als erwartet. Das würde, so der Gedankengang der Investoren, die Gewinnaussichten für Unternehmen verschlechtern, da mit den Zinsen auch die Finanzierungskosten steigen.

Die wikifolio-Trader Flender, Scheid und Zenger können der Zinsangst-Theorie zwar auch etwas abgewinnen, sehen darin aber keinen Beinbruch für die Aktienmärkte, solange die Wirtschaft mitspielt. Scheid erklärt: "Die steigenden Zinsen am Anleihemarkt – sowohl in den USA als auch in Europa – wirken sich derzeit bremsend auf die Kursentwicklung bei Aktien aus. Solche Phasen sind allerdings nicht neu. Auch 2015 sind die Börsen in Erwartung stark steigender Leitzinsen scharf eingebrochen."

Was aber dann passiert ist, ist Geschichte: Die Börsen haben sich rasch wieder erholt. Scheid schließt eine Wiederholung dieses Szenarios nicht aus: "Die USA sind hoch verschuldet und damit auf günstige Finanzierungsbedingungen angewiesen. Daher wird die Fed die Zinsen vermutlich nicht so oft und schnell anheben können, wie es der Markt derzeit unterstellt."

"Eine Überhitzung der US-Wirtschaft ist potenziell durchaus ein Risiko für die Aktienmärkte, in meinen Augen aber noch kein dramatisches."
Hans Zenger aka "hzenger"
wikifolio "Deutscher Mittelstand"

Für wikifolio-Trader Hans Zenger ("hzenger") sind ein paar Zinsschritte in den USA für die dortige Wirtschaft kein ernsthaftes Problem, da, wie er sagt, das Ausgangsniveau so niedrig ist. "Wenn es ein Problem gibt", so Zenger weiter, "dann in meinen Augen eher, dass es zu einer Überhitzung der Wirtschaft kommen könnte, weil die US-Steuern zu einem Zeitpunkt gesenkt werden, wo ohnehin bereits Vollbeschäftigung und Hochkonjunktur herrscht." Dies könnte dem Trader zufolge unter Umständen zu Inflation und somit dem Zwang weiterer dann schmerzhafterer Zinserhöhungen führen: "Das ist potenziell durchaus ein Risiko für die Aktienmärkte, in meinen Augen aber noch kein dramatisches."

Laut Michael Flender werden aktuell die Aussagen des neuen Fed-Chefs Powell schlicht auf die Goldwaage gelegt, die Marktreaktionen seien entsprechend groß: "Ich denke aber, mittelfristig sollte es nicht so wichtig sein, sofern die Wirtschaft wie geplant wächst. Das ist der wichtigere Aspekt."

Der DAX ist Prügelknabe Nummer eins

Flender, der seine wikifolios als "GoldeselTrading" verwaltet, nennt weitere Gründe vor allem für den jüngsten Börse-Abverkauf: "Die Stimmung ist einfach sehr schlecht. Gestern hat die US-Regierung Zölle auf Stahlprodukte beschlossen, das schürt Ängste vor einem Handelskrieg. Zudem stehen am Wochenende ja die Italien-Wahl und die SPD-Abstimmung zur GroKo auf der Agenda. Vorher will wohl kaum jemand groß am Markt investieren."

"In den USA werden rund 20 Prozent Gewinnwachstum erwartet. In Deutschland melden viele Unternehmen schwache Ausblicke für 2018. Die USA sind da einfach attraktiver"
Trader Michael Flender aka "GoldeselTrading"
wikifolio "Goldesel-Investing"

Gerade das Hickhack um die Regierungsbildung hält laut Scheid vor allem internationale Anleger von Investments im DAX ab - ein Grund, weshalb das deutsche Börsenbarometer wohl der Prügelknabe Nummer eins ist. (Nach dem Wochenende können Anleger zumindest in diesem Punkt aufatmen. Der Weg für die Große Koalition ist frei, die SPD stimmte mit 66 Prozent dafür.) "Außerdem belasten die schlechten Nachrichten aus der Autobranche – Stichwort Diesel. Kurzum: Das Sentiment ist derzeit einfach negativ", so der Trader. Flender führt darüber hinaus noch einen entscheidenden Grund für die relative Schwäche des DAX ins Feld - die Gewinnentwicklung: "In den USA werden rund 20 Prozent Gewinnwachstum erwartet, auch große Konzerne wachsen stark - vor allem aus der Nasdaq. In Deutschland melden viele Unternehmen schwache Ausblicke für 2018. Bei den Autobauern, bei Bayer oder BASF usw. werden keine bzw. nur minimale Zuwächse erwartet, da sind die USA mit der Steuerreform einfach attraktiver."

"Deutsche Aktien sind im internationalen Vergleich äußerst niedrig bewertet – und das negative Sentiment wird sich auch irgendwann wieder ändern."
Trader Christian Scheid
wikifolio "Special Situations"

Deutsche Schnäppchen

Dazu kommt dann auch noch die Stärke des Euro im Vergleich zum Dollar, die auf den deutschen Unternehmen und somit den Aktien lastet, wie Zenger weiß: "Der DAX reagiert meist stärker auf Börsensorgen als die US-Indizes, da die deutsche Wirtschaft extrem konjunkturabhängig und exportlastig ist. Der starke Euro erschwert die Situation für deutsche Exporteure zudem." Die gute Nachricht, so Zenger: "Insgesamt erscheint mir der Abschlag deutscher Blue Chips aber übertrieben." Scheid sieht das ganz ähnlich: "Deutsche Aktien sind im internationalen Vergleich äußerst niedrig bewertet – und das negative Sentiment wird sich auch irgendwann wieder ändern."

Die Frage ist nur, wann. Eine Frage, die sich auch Flender längst stellt: "Viele Aktien sind schon extrem überverkauft", analysiert er. "Eine Siemens zum Beispiel hat vom Hoch über 30 Prozent verloren. Volkswagen hat jetzt innerhalb weniger Wochen 50 Euro vom Hoch abgegeben. Bei Bayer, der Deutschen Telekom usw. sieht es nicht besser aus. Der Markt hat schon einiges an schlechten Nachrichten eingepreist. Wichtig wird jetzt, zu erkennen, wann weitere schlechte Nachrichten nicht mehr zu fallenden Kursen führen. Dann ist es Zeit, wieder einzusteigen."

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