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Tesla vs. BYD – welcher Autobauer darf ins Depot?

„We, Robot“ – so lautet der klingende und vor allem vielversprechende Name des Tesla-Events, das am Donnerstag in Los Angeles über die Bühne ging. Elon Musk stellte Details zum Robotaxi, einen autonomen Bus und den humanoiden Roboter „Optimus“ vor. Die Aktie brach danach ein. Tesla: Mehr Schein als Sein? Und: Gibt es bessere Alternativen?

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Quelle: wikifolio.com

Das Robotaxi wird es laut Musk zu kaufen geben – es soll weniger als 30.000 Dollar kosten. Die Produktion soll 2026 beginnen. Allerdings räumte der Tesla -Chef ein, dass er dazu neige, zu optimistisch bei Zeitplänen zu sein.

Viele Versprechen, wenig Details

Man kennt ihn, den Tesla-Chef. Das ist aber vermutlich trotzdem nichts, was Investoren hören wollen. Außerdem soll das Robotaxi nur mit Kameras auskommen – und ohne teure Technik wie die Laser-Radare in anderen selbstfahrenden Autos. Ein weiterer Punkt, der Skepsis aufkommen lässt. Wenn es gelingt, wäre es ein Kostenvorteil und würde den Preis von 30.000 Dollar erklären. Doch es ist unklar, ob Teslas Plan überhaupt umsetzbar ist. So sind in den USA bereits selbstfahrende Autos von Waymo unterwegs, die Technik für bis zu 100.000 Dollar an Bord haben. Auch in China arbeitet etwa BYD am autonomen Fahren - aber ebenfalls mit mehr als nur Kameras. Kameras sind diesbezüglich laut Branchenexperten einfach zu unzuverlässig. Zumindest bislang.

Zum autonomen Bus gab’s fast noch weniger Details. 20 Personen sollen darin Platz finden – er könne auch Güter befördern. Wann er auf die Straße kommt, ist fraglich. Einen Auftritt hatte erneut auch Teslas humanoider Roboter „Optimus“, der laut Musk das größte Produkt jeder Art überhaupt sein werde. Jeder Mensch werde mindestens einen als mechanischen Helfer haben (zum Kochen oder gar Babysitten). Rund 20.000 Dollar soll er kosten und ab 2027 zu haben sein. Auf dem Event servierten die Roboter Drinks und unterhielten sich mit den Gästen. So weit, so überzeugend. Allerdings sollen offenbar Menschen eingesetzt worden sein, um einige Funktionen der Roboterprototypen fernzusteuern, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtete. 

Alles in allem konnte Musk nicht überzeugen. Angesichts einer Historie vieler leerer Versprechungen und fehlender Infos zur Realisierbarkeit von Robotaxi und Co. ist das auch nicht weiter verwunderlich. Die Aktie brach um gut 8% ein.

Sentiment weiter positiv

wikifolio Trader Michael Flender hat die Tesla-Aktie nach dem Event in seinem wikifolio Goldesel-Trading aktiv gehandelt. „Tesla hatte ich nach dem ‚We, Robot‘-Tag erstmal verkauft, bei -8% aber wieder einen Teil zurückgekauft. Die Aktie scheint sich zu fangen, mit weiteren Käufen warte ich aber erstmal ab“, erklärt er. Tesla ist aktuell der einzige Autobauer in Flenders wikifolio und kommt auf eine Gewichtung von aktuell 3,2%.

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +212,7 %
    seit 10.10.2013
  • EUR 1.043.543,44
    Investiertes Kapital
  • +27,1 %
    Performance (1 J)
  • 21,1 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +11 %

Trading-Sentiment:

Das Trading Sentiment spricht für die Tesla-Aktie – auch nach dem Event sind die Käufer weiterhin in der Überzahl. Gestern wurde der Titel 107x gehandelt – 65 % davon waren Käufe. Allerdings ist nicht klar, wie viel davon auf kurzfristige Trades, wie sie zum Beispiel auch Flender tätigt, zurückzuführen ist. Und wie hoch die Zahl jener Käufer ist, die sich langfristig engagieren wollen.

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Trotz der kurzfristigen Volatilität bietet Tesla durch seine Innovationskraft weiterhin Fantasie und Spielraum für optimistische Szenarien.

Richard Dobetsberger
Ritschy

Richard Dobetsberger hat unter anderem für sein wikifolio UMBRELLA am 10.09. das letzte Mal Tesla-Aktien gekauft. Aktuell kommt die Position auf ein Gewicht von 16,6%, nur Rheinmetall und Palantir sind noch prominenter vertreten. Sein Handeln auch vor dem Hintergrund des Events erklärt er wie folgt: „Der Einstieg bei Tesla wurde vor allem durch eine erkennbare Bodenbildung der Aktie und den Aufwärtstrend seit August motiviert. Zwar war die Kursreaktion nach der Präsentation am 10.10. enttäuschend, doch könnte das langfristige Potenzial weiterhin intakt bleiben – insbesondere durch die Entwicklungen rund um den humanoiden Roboter Optimus. Sollte der aktuelle Rücksetzer tatsächlich eine Bodenbildung markieren, wäre dies im Sinne der UMBRELLA-Strategie als positives Signal zu werten. Trotz der kurzfristigen Volatilität bietet Tesla durch seine Innovationskraft weiterhin Fantasie und Spielraum für optimistische Szenarien.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +2.613,2 %
    seit 16.09.2012
  • EUR 61.719.657,94
    Investiertes Kapital
  • +62,3 %
    Performance (1 J)
  • 26,4 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +31,5 %

wikifolio Trader Christian Scheid, der das wikifolio Special Situations long/short führt, sieht die Lage für Tesla etwas kritischer. Zu den Skeptikern des Unternehmens und die Aktie betreffend gehört er schon lange. Das Event kommentiert er entsprechend: „Eine tolle Show, mehr nicht. Insgesamt ließ Musk Informationen vermissen, wie er seine Visionen auf die Straße bringen will. Ich gehe daher davon aus, dass der Markt einen Großteil der seit dem Frühjahr aufgebauten Robo-Fantasie wieder auspreisen wird. Wegen der hohen Bewertung sehe ich weiterhin großes Rückschlagpotenzial bei der Aktie.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +717,2 %
    seit 09.11.2013
  • EUR 3.989.621,66
    Investiertes Kapital
  • +18,9 %
    Performance (1 J)
  • 15,1 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +21,2 %

Deutsche Autobauer? „Keine Option“

Auch wenn sich ihre Meinung zu Tesla unterscheidet, Chancen für die Aktien der deutschen Autobauer rechnen sich beide nicht aus. Dobetsberger übt Kritik - sie seien Opfer einer verfehlten Wirtschaftspolitik: „Die deutschen Automobilhersteller befinden sich in einer schwierigen Lage, bedingt durch die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der aktuellen Bundesregierung. Die sogenannte Ampelkoalition hat aus wirtschaftlicher Sicht eine Vielzahl von Herausforderungen geschaffen. Der Ausstieg aus der Atomenergie, der Wegfall günstiger Gasimporte und die hohe Abhängigkeit von teurer Energie haben die Wettbewerbsfähigkeit der Branche stark beeinträchtigt." Gleichzeitig werde die einheimische Verbrennertechnologie zugunsten von Elektroautos und ausländischen Konkurrenten, insbesondere aus China, politisch marginalisiert. „Diese Subventionierung ausländischer Elektrofahrzeuge und die Vernachlässigung der eigenen Industrie verschärfen die Lage“, glaubt der Trader. Für die Aktien sieht er daher bis auf Weiteres kein Licht am Ende des Tunnels: „Als Folge davon erleben wir eine schwache Performance deutscher Automobilaktien wie Volkswagen. Das Chartbild spiegelt diese strukturellen Probleme klar wider – eine Trendwende ist leider vorerst nicht in Sicht, da die politischen Entscheidungsträger weiterhin auf eine Deindustrialisierung der deutschen Automobilbranche setzen. Dies dürfte die Automobilwerte für längere Zeit unter Druck halten.“

Attraktive Alternativen in der Autobranche zu finden ist schwer. Allenfalls chinesische Autobauer wie BYD und Xiaomi sind einen Blick wert.

Christian Scheid
Scheid

Attraktive Alternativen in der Autobranche zu finden, sei schwer, sagt auch Scheid: „Die Branche leidet unter Absatzproblemen und der schwierigen Transformation hin zur Elektromobilität. Allenfalls chinesische Autobauer wie BYD und Xiaomi sind einen Blick wert. Deren Aktien sind vergleichsweise niedrig bewertet. Zudem entflammt das Interesse an China-Aktien gerade neu.“

BYD-Kennzahlen überzeugen

Mit dem Comeback der China-Aktien – Peking will die Konjunktur ankurbeln und sorgte damit für steigende Börsen – hat sich zumindest kurzfristig auch die Stimmung hinsichtlich BYD auf wikifolio.com gedreht. Auf Wochensicht waren die Käufer in der Überzahl. Längerfristig ist die Stimmung mehr oder weniger ausgeglichen.

Trading-Sentiment:

Die Aktie selbst hat sich seit Jahresanfang um ein Drittel verteuert, während Tesla hier zweistellige Verluste wegstecken muss. Auch an anderen Fronten kann BYD deutlich mehr überzeugen als Tesla, wie Daten von aktien.guide zeigen.

  Tesla BYD
Performance YTD -11,80% 34,33%
Marktkapitalisierung (in Mrd. USD) 700,14 107,78
KGV (TTM) 61,55 23,66
KUV (TTM) 7,35 1,22
Umsatz (TTM, in Mrd. USD) 95,32 88,02
Umsatzwachstum (TTM) 1,37% 16,08%
EBIT (TTM, in Mrd. USD) 7,23 4,23
Free Cashflow (TTM, in Mrd. USD) 1,72 -0,21

BYD ist an der Börse deutlich weniger wert, bei höherem Umsatzwachstum und annähernd gleichem Umsatz. Das heißt, die Aktie ist im Vergleich zum Tesla-Papier deutlich günstiger. Oder anders formuliert: Tesla ist je nach Bewertungskennzahl bis zu 6x teurer (mehr Kennzahlen zu Tesla, BYD und den deutschen Autobauern gibt’s auf aktien.guide).

Ambitionierte Pläne

Außerdem mangelt es den Chinesen nicht an ambitionierten Plänen und der Unterstützung Pekings: So will BYD etwa in Europa verstärkt Fuß fassen. Wie BYD-Europachefin Stella Li im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung jüngst mitteilte, hat BYD im August in Deutschland lediglich 218 Autos verkauft, was einem Marktanteil von unter 1 % entsprochen habe. Gegenüber den eigenen Verkäufen - BYD habe in dem Monat 373.083 Einheiten abgesetzt - sei Deutschland kaum ins Gewicht gefallen. Das soll sich aber zeitnah ändern – trotz drohender Strafzölle, die die EU auf die Einfuhr von in China gefertigten E-Autos plane. Aktuell befindet sich etwa ein Werk in Ungarn im Bau, womit man auch die Zölle umgehen würde.

Natürlich baut BYD nicht nur E-Autos, sondern auch am autonomen Fahren. Aktuell läuft ein Pilotprojekt in China, dass autonomes Fahren auf Level-3- und -4-Niveau in China testet. 9 chinesische Hersteller haben Lizenzen dafür erhalten – darunter auch BYD.

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