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Home Bias made in USA: Sind deutsche Aktien plötzlich the place to be?

Die Möglichkeit, dass Donald Trumps Politik die US-Wirtschaft in einen Abschwung stürzt, besteht. Die Furcht davor führte zuletzt zu einem Ausverkauf an den US-Aktienmärkten – und auf wikifolio.com zu einer Umschichtung in deutsche Titel. Home Bias made in USA. Kann sich der heimische Aktienmarkt weiter vom amerikanischen lösen und outperformen?

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Erst Mitte Februar hat der S&P 500 ein Allzeithoch erreicht. Binnen eines Monats hat er nun gut 9 % an Wert verloren. Der Technologieindex Nasdaq 100 gab seither sogar um 12,6 % ab, befindet sich nun also offiziell in einer Korrektur.

Das radikale Zusammenstreichen des Staatsapparats und die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten drücken zunehmend auf die Stimmung der US-Konsumenten und Unternehmer. Der Handelskrieg ist voll entbrannt. Marco Jansen von der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltung trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er kommentiert: „Ganz großer Kindergarten! Aber sind ja nur noch 46 Monate im schlechtesten Fall.“ Hoffentlich.

US-Wirtschaft und US-Aktien als Leidtragende

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die US-Wirtschaft offenbar die erste Leidtragende dieser Politik ist. Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian, der unter anderem die Allianz berät, beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Rezession derzeit mit 25 bis 30 %.

Damit trübt sich auch der Ausblick für den US-Aktienmarkt deutlich ein. Nach Citigroup und HSBC haben nun auch die Strategen der US-Investmentbank Goldman Sachs ihr Jahresendziel für den S&P 500 gekappt – von 6500 auf 6200 Punkte, was nach aktuellem Indexstand immerhin bereits wieder einem Potenzial von 11 % entspräche. Neben dem eingetrübten Konjunkturausblick begründen die Analysten ihre neue Prognose für den US-Leitindex mit der Schwäche der „Magnificient 7“. Meta hat seit dem S&P 500-Hoch Mitte Februar gut 15 %, Nvidia 22 % und Tesla sogar 35 % verloren. Gleichzeitig schätzen die Goldman-Experten die mittelfristigen Konjunkturaussichten für die Eurozone nun positiver ein – und revidierten ihre Prognosen fürs Gewinnwachstum der 600 Unternehmen im Stoxx Europe 600 nach oben.

Bye, Bye USA – Hello, Germany!

Auch auf wikifolio.com ist die Skepsis gegenüber US-Aktien längst spürbar. Während zur Amtseinführung von Donald Trump noch gut 40 % des in wikifolio Zertifikaten investierten Kapitals in US-Aktien steckte, sind es aktuell nur mehr weniger als 24 % - ein Rückgang, der sich nicht allein mit der Underperformance der US-Börsen erklären lässt. Die wikifolio Trader haben aktiv von amerikanischen in deutsche Papiere umgeschichtet: Der Anteil deutscher Aktien stieg in 50 Tagen von knapp 24 % auf 35,5 %. Ein ausgeprägter Bilderbuch-Favoritenwechsel.

Die Frage ist, was nun? Endet der Spuk bald und US-Aktien kehren zu alter Stärke zurück? Oder können sich deutsche Papiere weiter vom amerikanischen Markt abkoppeln und ihrer neuen Favoritenrolle 2025 gerecht werden?

Mitgehangen, mitgefangen!?

„Kurzfristig könnte die Outperformance des Dax noch anhalten. Es fließt immer noch sehr viel Geld raus aus den USA und rein nach Europa und insbesondere Deutschland. Aus Bewertungsgesichtspunkten ist der deutsche Markt aber nicht mehr günstig.“

Christian Scheid
Scheid

Christian Scheid, der das wikifolio Special Situations long/short führt, sieht keinen raschen Rebound bei US-Titeln: „Die Anzeichen für eine Rezession verdichten sich. Zugleich hat Trump viel Vertrauen zerstört. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass er seinen aktuellen Kurs – Stichwort Zölle und Ausgabenkürzungen des Staates – ändern wird. Insofern dürften es die US-Märkte schwer haben. Auch wenn die Indizes aktuell stark überverkauft sind.“

Sollte sich die Korrektur in Übersee fortsetzen, dürfte es den europäischen Märkten dem Trader zufolge über kurz oder lang aber ähnlich ergehen: „Historisch gesehen konnte sich Europa, abgesehen von mehr oder weniger langen Phasen, nie von den US-Märkten abkoppeln. Das dürfte auch dieses Mal nicht anders sein.“ Privatanlegern rät Scheid von einer Umschichtung von US-Aktien in europäische oder deutsche in der aktuellen Phase eher ab: „Kurzfristig könnte die Outperformance des Dax noch anhalten. Es fließt immer noch sehr viel Geld raus aus den USA und rein nach Europa und insbesondere Deutschland. Aus Bewertungsgesichtspunkten ist der deutsche Markt aber nicht mehr günstig. Es kommt daher stark auf die Selektion von Einzeltiteln an. Index-Investments würde ich eher auf einem tieferen Niveau wieder in Erwägung ziehen.“

Chart

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DAX
MDAX
SDAX
CDAX
EURO STOXX 50
Nasdaq 100

Kennzahlen

  • +837,0 %
    seit 09.11.2013
  • EUR 6.970.619,91
    Investiertes Kapital
  • +20,1 %
    Performance (1 J)
  • 13,2 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +21,8 %

Richard Dobetsberger verzichtet aktuell in seinem Top-wikifolio UMBRELLA auf jegliches US-Exposure. Das Depot ziert weiterhin zu einem Drittel die Rheinmetall-Aktie. Noch nicht so lange mit von der Partie sind die deutschen Autobauer. Totgesagte leben länger? Scheinbar. Die Chancen für Europa seien da, sagt er. So wirklich festlegen will sich der Trader aber nicht: „Ich denke, das alte Europa könnte ein Comeback feiern, sofern Deutschland eine handlungsfähige, stabile und wirtschaftsfreundliche Regierung etablieren kann. Die Chancen stehen 50:50. Toss a Coin!“ Wenig verwunderlich rät er auch nicht grundsätzlich dazu, umzuschichten: „Ich rate generell an den Börsen mit Vorsicht und Strategie zu agieren. Die Veränderung ist die einzige Konstante. In unsicheren Zeiten mehr denn je.“

Chart

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DAX
MDAX
SDAX
CDAX
EURO STOXX 50
Nasdaq 100

Kennzahlen

  • +3.571,5 %
    seit 16.09.2012
  • EUR 115.892.650,04
    Investiertes Kapital
  • +62,1 %
    Performance (1 J)
  • 29,9 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +33,4 %

Sowohl Scheid als auch Dobetsberger sehen also zumindest kurzfristig gute Chancen für den europäischen, vorrangig deutschen Aktienmarkt. Die Outperformance könnte also vorläufig weiter bestehen. Das mit der Umschichtung ist aber so eine Sache – zumindest auf Index-Basis ist wohl eher davon abzuraten.

Viel Geld für europäische Outperformance

wikifolio Trader Christian Thiel, verantwortlich für Global Champions, formulierte in der „Kleinen Finanzzeitung“ vor wenigen Tagen seinen Standpunkt. Eine Outperformance europäischer/deutscher Aktien kann er sich zumindest 2025 durchaus vorstellen: „Der Dax reagiert seit November auf die Aussicht, dass Deutschland endlich seine Blockade bei Investitionen aufgeben wird. Dem Markt war klar, dass die Union nach der Wahl anders agieren würde als davor. Sie hat keine andere Wahl. Es findet sich meines Wissens nach kein Wirtschaftsweiser mehr, der nicht deutlich höhere Schulden fordert - für Investitionen.“ Die „Schwäbische Hausfrau“ nimmt jetzt also Geld in die Hand, so Thiel: „Jedes Land, das an seine Zukunft glaubt, sollte in seine Zukunft auch investieren. Da auch die EU sehr viel Geld in die Hand nehmen wird, um die Verteidigungsfähigkeit Europas zu gewährleisten (und Deutschland ebenfalls), könnte Europa und damit der europäische Aktienmarkt in diesem Jahr tatsächlich den amerikanischen outperformen.“

Chart

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DAX
MDAX
SDAX
CDAX
EURO STOXX 50
Nasdaq 100

Kennzahlen

  • +207,4 %
    seit 13.01.2016
  • EUR 8.101.060,01
    Investiertes Kapital
  • +6,6 %
    Performance (1 J)
  • 19,7 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +13,1 %

Is it all over now – for Tesla?

Zu guter Letzt haben wir Dobetsberger und Scheid auch gefragt, wie es denn nun mit Tesla nach dem Kurssturz weitergeht. Der E-Auto-Pionier ist ja fast schon Sinnbild für die wahnwitzige US-Politik von Donald Trump und seines Kumpels Elon Musk geworden. Beide geben sich überraschend optimistisch. Noch sei das Ende für Tesla nicht gekommen.

„Elon Musk muss aufpassen, dass er sein Lebenswerk nicht zerstört. Sein Image hat sehr gelitten. Doch er – und auch die Marke Tesla – haben noch genug Fans. Entscheidend werden die Absatzzahlen. Die letzten Wochen waren dafür nicht ausschlaggebend, da das überarbeitete Model Y – der mit Abstand meistverkaufte Tesla – noch nicht auf dem Markt ist.“

Christian Scheid
Scheid
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„Elon Musk ist Elon Musk und wird auch immer Elon Musk bleiben. Ich stehe dem als Investor und Aktienhändler neutral gegenüber. Ich bin kein Politiker. Hauptgrund für den Verkauf der Tesla-Aktie waren schlechte Absatzzahlen und das Chartbild. Ich werde definitiv einen Wiedereinstieg in Betracht ziehen, wenn sich die fundamentale bzw. charttechnische Situation wieder ändert. Tesla kommt schon wieder, keine Sorge."

Richard Dobetsberger
Ritschy

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Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Sie sollten den Prospekt lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.