1,7 Billionen Euro. Das ist der Börsenwert, den Apple als größtes Unternehmen der Welt aktuell auf die Waage bringt und eine Zahl, die sich kaum ein Mensch vorstellen kann. Apple ist einer von insgesamt nur drei Giganten, die die Billionen-Marke an der Börse bislang geknackt haben.
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Platz 2 angelt sich Microsoft, es folgt Amazon. Die Aktienkurse von „Big Tech“ haben sich in der Vergangenheit herausragend entwickelt. So stehen zum Beispiel auf Sicht von zwei Jahren jeweils zumindest Verdoppler zu Buche – trotz einer Pandemie, die ganze Wirtschaftszweige lahmlegt. Apple , Microsoft und Amazon lassen auch den besten Index – den Nasdaq 100 – in Sachen Performance weit hinter sich. Und zwar seit Jahren. Sind die Geschäftsmodelle der Top 3 wirklich so gut? Oder ist ihre jahrelange Dominanz und damit Outperformance zu schön, um wahr zu sein?
Blasenbildung bei den großen Technologiewerten?
Stefan Waldhauser ( stwBoerse ), der als Tech-Unternehmer und -Investor seit Jahren erfolgreich ist, äußerte sich Mitte Oktober auf seinem Blog kritisch zu den Aktien der großen Tech-Konzerne. Für deren Outperformance gibt es laut Waldhauser zwar gute fundamentale Gründe, günstig seien die Titel aber nicht: „Besonders Apple und Microsoft sind vom Bewertungsniveau her immer noch extrem teuer.“
Außerdem, so der Branchenkenner, könnte die hohe Gewichtung von Apple, Amazon und Microsoft in den Technologie-Indizes ein nicht unerheblicher Grund dafür sein, warum diese Aktien in den letzten Jahren so gut gelaufen sind. Die Frage: Unterstützen ETFs womöglich gar eine Blasenbildung bei Tech-Riesen?
Tatsächlich steckt jeder, der zum Beispiel in einen ETF auf den Nasdaq 100 investiert, gut ein Drittel seines Geldes in Apple, Microsoft und Amazon. Der größte börsennotierte Indexfonds ( iShares Core S&P 500 UCITS ) überhaupt, der aus dem Hause BlackRock stammende ETF auf den S&P 500, kommt auf ein Fondsvolumen von 40 Milliarden Dollar. Gemeinsam mit Facebook stemmen Apple, Microsoft und Amazon ein Fünftel des Gewichts des 500 Werte umfassenden Index. Waldhausers Kritikpunkt: Da die Gewichtung der Einzeltitel in den Indizes von der Marktkapitalisierung abhängt, investieren viele Anleger beim ETF-Kauf – womöglich ohne es zu wissen – in ein konzentriertes Portfolio der Tech-Riesen.
Dadurch steigen die Kurse dieser Aktien noch stärker, was wiederum die ETF-Kurse nach oben treibt und so weitere Anlegergelder anzieht. „Eine Spirale nach oben kommt in Gang. Das klingt nach dem Stoff, aus dem die Börsen-Blasen sind“, summiert Waldhauser. Er warnt daher auch vor dem Irrtum, Branchen-ETFs seien gut oder besser diversifiziert als konzentrierte Fonds oder wikifolios: „Von einem geringeren Risiko kann keine Rede sein. ETFs auf den MSCI World Information Technology Index oder den Nasdaq 100 Index sind vor allem eine Wette auf die weitere Outperformance von Apple, Amazon, Microsoft und wenigen anderen Dickschiffen.“
Kaum „Dickschiffe“
Apple, Microsoft und Co. – wie gut sind sie wirklich?
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In seinem wikifolio High-Tech Stock Picking verzichtet Waldhauser aktuell vollends auf Apple, Microsoft und Amazon: „Nicht jede Tech-Aktie, die in den letzten Jahren so ausnehmend gut gelaufen ist, wird auch in den kommenden Jahren ein erstklassiges Investment sein. Das gilt meiner Einschätzung nach auch für Apple und Microsoft.“ Bei Amazon sieht der Trader immerhin eine gewisse Fantasie durch ein mögliches Spin-Off (Abspaltung) von AWS (Amazon-Web-Services), etwas, das durch den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl nicht unwahrscheinlicher geworden ist.
In seinem wikifolio High-Tech Stock Picking verzichtet Waldhauser aktuell vollends auf Apple, Microsoft und Amazon: „Nicht jede Tech-Aktie, die in den letzten Jahren so ausnehmend gut gelaufen ist, wird auch in den kommenden Jahren ein erstklassiges Investment sein. Das gilt meiner Einschätzung nach auch für Apple und Microsoft.“ Bei Amazon sieht der Trader immerhin eine gewisse Fantasie durch ein mögliches Spin-Off (Abspaltung) von AWS (Amazon-Web-Services), etwas, das durch den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl nicht unwahrscheinlicher geworden ist. In Sachen „Big Tech“ setzt Waldhauser aktuell nur auf Facebook und Alphabet . Sie kommen auf einen Depotanteil von gut sechs bzw. drei Prozent.
Auch Thomas Rappold ( SiliconValley ) kennt die Technologieszene. Der Internet-Unternehmer und Buchautor („Silicon Valley Investing“) kann der von Waldhauser geäußerten Kritik an ETFs etwas abgewinnen: „Ja, es gibt da eine Art ‚Scala Mobile‘, wie die Italiener sagen.“ Also einen Zusammenhang zwischen der Gewichtung in ETFs und den Aktienkursen der großen Tech-Unternehmen. „Dies liegt aber auch mit daran, dass jeder Journalist im Gleichklang geradezu reflexartig immer nur ETFs, und dann auch nur bestimmte, als ‚die ultimative Lösung‘ empfiehlt. Das sehe ich kritisch.“ Laut Rappold sollten sich Anleger immer eine eigene Meinung bilden und sich im Klaren sein, in was und in welche Werte sie investieren: „ETFs stehen für mich für eine relative Monotonie. Die Aktienanlage lebt aber von Ideen und individuellen Meinungen. Das schafft Raum für Innovationen und hohe und überdurchschnittliche Erträge.“
Christian Jagd ( Portfoliomatrix ) zeichnet für das derzeit erfolgreichste wikifolio überhaupt verantwortlich. Er sieht ebenfalls den Anleger in der Verantwortung: „Wichtig ist, dass der Anleger sich klar macht, in was er investiert, egal, ob direktes Investment in die jeweiligen Aktien oder indirekt über ETFs oder Zertifikate.“ Also etwa, dass je nach ETF ein bedeutender Anteil des Geldes in den großen Tech-Playern steckt. An und für sich sei das aber noch kein großes Problem, so Jagd: „Diese Unternehmen sind selbst auf unterschiedlichsten Feldern von Software über Hardware bis hin zu verschiedensten Dienstleistungen unterwegs und weisen somit eine gewisse Diversifikation in ihrem Geschäftsmodell auf.“ Gleichzeitig warnt der Trader aber bezugnehmend auf die „Kapitalsammelfunktion“ der ETFs: „Das Pendel kann bei Kapitalabflüssen auch in die Gegenrichtung ausschlagen.“
Jung, gründergeführt, innovativ
Die Aktien von Apple, Microsoft und Amazon hält Jagd derweil weiter für sehr interessant: „Diese Unternehmen sind trotz ihrer gigantischen Größe noch recht jung und in Teilen noch gründergeführt, wie beispielsweise Amazon. Vielfach herrscht noch der innovative Geist eines Start-Ups und die Bereitschaft, das eigene Ökosystem um immer neue Geschäftsfelder zu erweitern.“ Der Trader ist sicher: „Diese Ausnahmestellungen mit tiefen Burggräben in wachstumsstarken Wirtschaftsbereichen verbunden mit enormer Vertriebspower rechtfertigen auch die hohen Bewertungen.“
Jagds Favorit ist aktuell Apple: „Ein absoluter Cashflow-Gigant.“ Im wikifolio Intelligent Matrix Trend sind neben Apple aber auch andere Tech-Giganten vertreten, wie Microsoft, die Google-Mutter Alphabet und auch Facebook – in Summe kommt „Big Tech“ in dem diversifizierten Depot allerdings nur auf ein Gewicht von sechs Prozent.
Rappold kann Apple mit Sicherheit ebenfalls etwas abgewinnen, schließlich ist die Aktie mit einem Anteil von 23 Prozent absolutes Schwergewicht in dem wikifolio Börse Online Silicon Valley . Neben Apple schafft es mit Alphabet nur ein zweiter gigantischer Name ins Depot. Rappold erklärt: „Mittelfristig ist Alphabet mein Favorit. Sie verfolgen einen rein digitalen Ansatz und sind beim Thema künstliche Intelligenz am weitesten. Künstliche Intelligenz ist für mich der Schlüsselmarkt der nächsten ein bis zwei Dekaden.“
Einen Freifahrtschein für nur steigende Kurse gibt es aber nicht, warnt der Marktkenner: „Immerhin verlor Amazon von 2000 auf 2001 rund 95 Prozent gegenüber den Höchstkursen. Damals notierte die Aktie bei gerade mal fünf Dollar und viele rechneten mit einer Insolvenz. Gleiches Bild bei Apple im Jahr 1997. Das Unternehmen stand beim Wiedereintritt von Steve Jobs kurz vor dem Exodus. Es gibt hier kein Patentrezept.“ Jeder Anleger ist selbst gefragt, weiß der Börse Online-Experte: „Anleger sollten sich vor dem Hintergrund ihres Anlagehorizonts klar werden, was für sie jeweils ein guter Einstiegszeitpunkt ist.“ Der Expertentipp: „Von Warren Buffett wissen wir, dass man Aktien immer in Korrekturen kaufen soll.“
Der GeVestor-Redakteur und erfahrene Investor Alexander Mittermeier ( TechInvestor ) betreut das wikifolio Cloud Stars International seit 2014. Seit der Erstellung legte es um 215 Prozent zu. Mittermeier setzt auch, aber nicht nur auf die großen Tech-Konzerne. „Ich denke, dass diese auch in den nächsten Jahren wachsen werden, ganz unabhängig davon, ob die Politik sie stärker reguliert. Anleger sollten jedoch einkalkulieren, dass Apple, Microsoft und Amazon eventuell langsamer wachsen werden als in der Vergangenheit. Dadurch dürften auch die Kurszuwächse niedriger ausfallen.“ Es lohnt sich laut Mittermeier daher, die Tech-Konzerne aus der zweiten Reihe nicht aus den Augen zu verlieren. In Sachen „Big Tech“ sieht er Microsoft vorne: „Unterm Strich halte ich Microsoft wegen seiner breiten Aufstellung im Cloud-, Blockchain- und im Spiele-Markt (Xbox-Geschäft) am chancenreichsten.“
Die Kritik an ETFs teilt der Trader, betont aber auch ihre Vorteile, die sie letztlich ja so beliebt machen: „Ja, der Anleger holt sich damit zum Teil unabsichtlich ein Cluster-Risiko mit ins Boot. Dennoch würde ich jetzt ETFs nicht verteufeln. Ich denke, ETFs können eine gute Depotbeimischung sein, vor allem für jene Anleger, die sich nicht so intensiv mit einzelnen Unternehmen auseinandersetzen wollen.“
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