Der 2002 erstmals in seinem Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ vorgestellte und seitdem regelmäßig aktualisierte Veranlagungsplan ist einfach zu verstehen, kostengünstig nachzubauen und je nach Risikoneigung und Traiding-Know-how adaptierbar. Das heißt: Auch Anfänger können sich hier ihr eigenes ETF-Portfolio zusammenstellen. So funktioniert’s.
Schritt 1: Das Chance-/Risiko-Verhältnis festlegen
Bei der „Level-1-Asset-Allokation“ nach Kommer geht es zunächst darum, die eigene Risikoneigung festzulegen. Dabei kann es hilfreich sein, sich folgende Fragen zu stellen: Wie langfristig ist mein Anlagehorizont? Wie hoch sind meine Renditeerwartungen? Kann ich ruhig bleiben, wenn die Wertentwicklung des Portfolios zeitweise ins Negative rutscht?
Hat man diese Fragen für sich beantwortet, erfolgt die Festlegung des Risikos im eigenen Depot über das Verhältnis von risikobehaftetem (Aktien, Rohstoffe) zu risikolosem (Festgeld, Anleihen) Teil. Ist man eher risikoaffin, möchte aber für den Krisenfall abgesichert sein, könnte man sich zum Beispiel für 70 Prozent Aktien und Rohstoffe – die genaue Verteilung erfolgt in Schritt 2 - und 30 Prozent Anleihen und Festgeldanlagen entscheiden.
Schritt 2: Das Weltportfolio in vier Varianten
Für die „Level-2-Asset-Allokation“, also die tatsächliche Verteilung des risikolosen und risikobehafteten Teils des Portfolios auf Anlageprodukte, schlägt Kommer vier Varianten vor. Die vier Möglichkeiten unterscheiden sich in ihrer Komplexität und sind für unterschiedliche Anlegertypen geeignet.
Variante 1: Optimal für Einsteiger mit kleinem Budget
Die erste Variante des „Weltportfolios“ besticht durch ihre Einfachheit. Zwei ETFs genügen, um es abzubilden. Damit eignet sich diese Version des „Weltportfolios“ bestens für eine Veranlagung mittels Sparplan bei kleinem Budget.
Für den risikobehafteten Teil des Portfolios setzt Kommer auf einen ETF auf den MSCI All Country World Investable Market Index (MSCI ACWI IMI) oder den FTSE All World-Index. Der MSCI beinhaltet hierbei Small Caps, der FTSE nicht. Beide decken über 90 Prozent des Gesamtmarkts ab. Der MSCI bringt es sogar auf 99 Prozent.
Der risikoarme Teil besteht aus einem Anleihen-ETF, welcher mit mehreren Emittenten, kurzen Laufzeiten und hoher Bonität punkten kann und ohne Wechselkursrisiko auskommt. Hier bietet sich etwa ein ETF auf den iBoxx EUR Liquid Sovereigns Diversified Index in der ein- bis dreijährigen Ausführung an. Dieser bietet Zugang zu den liquidesten in Euro denominierten Staatsanleihen, die von Regierungen der Eurozone begeben werden.
Variante 2: Mehr Assets mehr Chancen
Die zweite Variante des „Weltportfolios“ ist der ersten recht ähnlich. Der Anleger bekommt allerdings mehr Spielraum. Denn der risikobehaftete Teil des Portfolios kann wahlweise mit Rohstoff-, Gold- und Immobilien-ETFs ergänzt werden. Diese sollten jedoch nicht mehr als fünf bis maximal zehn Prozent des Risiko-Anteils ausmachen.
Außerdem können erfahrene Anleger den globalen Index-ETF auf mehrere ETFs aufsplitten, um Kosten zu sparen. Hier würden sich beispielsweise ein ETF auf den MSCI World, der die Industriestaaten abdeckt und einer auf den MSCI World EM, der Schwellenländeraktien enthält, im Verhältnis 75 zu 25 anbieten.
Der risikolose Teil des Investments kann bei Bedarf um einen inflationsindexierten Anleihen-ETF ohne Währungsrisiko und mit einer gewichteten Durchschnittslaufzeit von maximal fünf Jahren ergänzt werden.
Variante 3: Faktor-Investment nach dem Baukastensystem
Bei der Variante 3 des „Weltportfolios“ kommt mittels Faktor-Investment erstmals der Versuch einer Aktienmarkt-Outperformance ins Spiel. Beim Faktor-Investment setzen Anleger darauf, dass bestimmte Umstände dazu führen, dass sich eine Aktie besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Kommer empfiehlt hier die aus seiner Sicht gut belegten und attraktiven Faktoren Small Size, Value, Quality, Political Risk und Momentum. Diese werden mit je 20 Prozent Gewichtung durch einen ETF auf einen entsprechenden Index abgebildet. Kommer empfiehlt folgende Indizes der MSCI-Familie.
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MSCI World Small Cap Index
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MSCI World Value Index
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MSCI World Quality Index
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MSCI World Momentum Index
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MSCI Emerging Markets IMI Index
Der risikoarme Teil verändert sich in dieser Variante des „Weltportfolios“ nicht.
Variante 4: Mit „Luxus“-ETFs zum Ziel
Die vierte und letzte Version des „Weltportfolios“ setzt erneut auf Faktor-Investments. Statt verschiedenen Faktor-ETFs empfiehlt Kommer hier allerdings nur einen sogenannten Multi-Faktor-ETF. Produkte, wie der
ersparen dem Investor die aktive Auswahl und investieren selbstständig nach bestimmten Faktoren. Als Ergänzung zu diesem Multi-Faktor-ETF empfiehlt Kommer einen globalen Schwellenländer-ETF mit 25 Prozent des risikobehafteten Teils zu gewichten. Die risikoarme Portfolioposition bleibt erneut wie gehabt.Diese Variante des Weltportfolios ist durch ihre geringe ETF-Anzahl besonders für Sparplan-Anleger interessant. Bedacht werden sollte allerdings die relativ hohe Kostenquote (TER = Total Expanse Ratio) von Multi-Faktor-ETFs. Allgemein gilt die Faustregel: Je komplexer ein ETF desto höher die TER.
ETF-Strategien auf wikifolio.com
Gerd Kommers „Weltportfolio“ lässt sich also denkbar einfach nachbauen - ein gewisses Mindestmaß an Verständnis für Kapitalmärkte und ETFs vorausgesetzt. Wem die Zeit oder auch die Muse fehlt, sich in die Thematik einzulesen, findet auf wikifolio.com eine Vielzahl an Handelsstrategien, die teilweise oder auch vollständig auf ETFs zurückgreifen.
Der Anlageberater und wikifolio-Trader Michael Herrmann ( TeamChallenge ) greift in seiner 16-Wochenstrategie ausschließlich auf ETFs zurück - und zwar ganz konkret auf den DAX (long oder short) und auf Gold. Derzeit besteht das wikifolio für eine Woche zu 100 Prozent aus . Grundlage des wikifolios ist, dem Namen entsprechend, die 16-Wochen-Strategie von Börsenexperte und Autor Thomas Gebert. Geberts Annahme ist, dass die Börsenkurse weniger durch Konjunkturdaten als durch die Stimmung der Marktteilnehmer beeinflusst werden. Pessimismus und Optimismus wechseln sich ab, sie folgen einem festen Rhythmus. Ist die Stimmung gut, setzt die Strategie auf steigende Kurse, ist sie schlecht, auf fallende. Das Ganze soll mit geringem Risiko auskommen. Soweit die Theorie. Herrmann setzt alldas in seinem wikifolio seit dem Sommer 2017 um. Bislang mit herausragendem Erfolg: Geringer maximaler Verlust, geringer Risiko-Faktor bei gleichzeitiger Outperformance des Dax. Vor allem in den letzten Wochen des Coronavirus-Crashs konnte die 16-Wochenstrategie punkten.
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Ebenfalls nur mit ETFs kommt wikifolio-Trader Stefan Nitsche ( SCNGF ) aus. Er lehnt seine Strategie im wikifolio All Seasons Buy and Hold an Ray Dalios Allwetter-Portfolio an. Langfristig und permanent wird in Anleihen- und Aktien-ETFs sowie zu einem geringen Anteil in Gold investiert. Unterm Strich entsteht derart ein gut diversifiziertes Depot, das für alle ökonomischen Wetterlagen gerüstet sein soll. Wie es genau funktioniert, erklärt Nitsche in der Handelsidee. Das wikifolio existiert seit Sommer 2018. Den ersten Härtetest in Form der Corona-Krise hat die großteils passive ETF-Strategie zumindest schon mal bestanden. Etwas, was sicherlich nicht viele Anleger von ihres Depots behaupten können.
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Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Sie sollten den Prospekt lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.