Korrektur am Aktienmarkt: Crash oder Chance?
Investoren müssen an den Börsen seit Anfang Oktober schweren Gegenwind ertragen. Die Aktienkurse erlitten teils Rückschläge, wie man sie schon länger nicht mehr gesehen hat. Der große Crash ist bislang aber ausgeblieben, was vor allem an den immer noch relativ starken US-Märkten lag.
In Deutschland hinken DAX und Co. dem Geschehen auf den Weltmärkten unverändert hinterher, was nicht zuletzt an der schwachen Vorstellung der kriselnden Autohersteller, Banken und Versorger liegt. Ist die Korrektur Crash-Vorbote oder Einstiegschance?
Vier Optimisten ...
Das ist eine Frage, die bei den erfolgreichen Tradern auf wikifolio.com zu heftigen Diskussionen führt. Christian Thiel, verantwortlich für das wikifolio „Global Champions“, bezeichnet den Jahresverlauf mit gleich zwei Rückschlägen als völlig normal: „Wer das als Vorzeichen für einen Bärenmarkt wertet, der ist in meinen Augen entweder schlecht informiert oder noch nicht lange an der Börse.“ Positiv äußert er sich vor allem zu den Aussichten in Übersee:
„Die USA sind in einer glänzenden Verfassung. Das wird auch noch eine Weile so bleiben. Auch deshalb sind amerikanische Aktien für mich noch immer erste Wahl. Einige Unternehmen, wie Mastercard, Apple, Amazon oder Intuitive Surgical, gab es in den letzten Wochen zu günstigen Preisen. Damit dürfte bald Schluss sein, da der Markt in den Wachstumsmodus zurückkehren wird. Die stark steigenden Gewinne der Unternehmen lassen ihm keine andere Wahl.“
Ähnlich argumentiert Dietmar Kuebler, der mit seinem wikifolio „Brand and Value“ seit Jahresanfang gut 14 Prozent im Plus liegt. Er geht davon aus, „dass wir wieder in eine Aufschwungphase übergehen und dann zumindest in Nordamerika noch ein bis zwei Jahre gute Gewinne sehen werden.“ In diesem vom ihm prognostizierten „finalen Anstieg“ soll es bei Technologie- und Biotech-Aktien sogar wieder zu „atemberaubenden Bewertungen und Kursverläufen“ kommen, „bevor dann alles korrigiert“.
Aktienmarktentwicklung ... und ein eindeutiger Anlagefavorit
Christian Jagd hat das volatile Börsenjahr 2018 mit seinem wikifolio „Intelligent Matrix Trend“ bislang ebenfalls überaus erfolgreich überstanden. Im weiteren Verlauf warnt der Trader zwar vor blindem Optimismus, für Schwarzmalerei sieht er aber keinen Anlass: „Zunächst einmal erfasste die Korrektur vor allem zyklische Werte, Nebenwerte und hoch bewertete Aktien aus dem Technologiesektor. Werte, die zuletzt stark angezogen hatten und von einer nachlassenden Konjunktur und einer etwaigen Ausweitung des Handelskonflikts zwischen USA und China besonders betroffen wären. Der große Verkaufsdruck im Markt scheint hier aber erstmal raus zu sein.“
Mit Blick auf die fundamentalen Daten sieht er mittlerweile „bei einigen Unternehmen ein interessantes Bewertungsniveau erreicht, zumal die Quartalssaison insbesondere in Amerika teils sehr solide Ergebnisse hervorgebracht hat“. Den Anlageschwerpunkt der kommenden Monate würde er entsprechend ebenfalls in den USA setzen. „Interessant sind nach wie vor die defensiveren Branchen als Ankerinvestment im Portfolio - Konsumgüter- und Nahrungsmittelhersteller sollten zukünftig wieder stärker Beachtung finden und mit ihren stabilen Erträgen auch in unsicheren Zeiten punkten. Hier ist beispielsweise eine Johnson & Johnson oder McDonald's erste Wahl. Auch ein Goldinvestment, direkt oder in Minenaktien, sollte in der aktuellen Situation als Beimischung in Betracht gezogen werden.“
Zur Riege der US-Aktienfans kann man sicherlich auch Thomas Riepl zählen: „Die USA werden weiterhin von der allgemeinen Unsicherheit profitieren. Ich erwarte auch, dass Trump erneut mit eher kurzfristig angelegten Maßnahmen die Börse befeuern wird, um ein positives innenpolitisches Klima zu erzeugen.“ Laut dem Trader war die Korrektur notwendig, um die Bewertungen wieder auf ein Niveau zu führen, das dem langjährigen Mittel entspricht. Alles in allem, könnten die aktuellen Kurse gute Einstiegsniveaus darstellen – sofern, so Riepl, negative politische Einflüsse ausbleiben. Von sämtlichen negativen Einflüssen verschont blieb bislang Riepls wikifolio „Dogs of the Dow Low Five“. Es liegt seit Jahresbeginn 16 Prozent vorne.
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Eine Portion Skepsis auf der anderen Seite
Ganz anders bewertet Dennis Raute die Situation, dessen wikifolio „Trendfolge&Trading“ sich ebenfalls trotz Turbulenzen beeindruckend behaupten konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte erst am Anfang einer längeren Abwärtsbewegung stehen, sei hoch, wie der Trader ausführt: „Immerhin läuft die Hausse an den Aktienmärkten nach Ende der Finanzkrise nun bereits im neunten Jahr und es gibt eine Menge Faktoren, die für ein mögliches Ende dieser starken Aufwärtsbewegung sprechen.“ Als Problemfelder sieht er vor allem die „historisch hohe Bewertung“ am amerikanischen Aktienmarkt, den Liquiditätsentzug durch die US-Notenbank Fed und den Anstieg der langfristigen US-Zinsen. „In den USA werden für Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit bereits wieder deutlich mehr als drei Prozent Zinsen gezahlt – damit werden festverzinsliche Papiere vor allem für große institutionelle Investoren wieder attraktiver. Das sorgt dafür, dass Gelder aus dem hoch bewerteten Aktienmarkt sukzessive umgeschichtet werden.“ Darüber hinaus stelle vor allem der Handelskrieg ein ernstzunehmendes Risiko für die Weltwirtschaft und damit für die Märkte dar.
Sollte es zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommen, dürften sich laut Raute defensive Aktien besser entwickeln als Zykliker bzw. konjunkturabhängige Titel. In die Kategorie defensiv fallen jene Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs liefern. Dazu zählen nichtzyklische Konsumgüter, Versorger oder Telekomtitel. Darüber hinaus sei den altbekannten Krisenwährungen durchaus eine Erholung zuzutrauen, erklärt Raute:
„Schwenkt der Aktienmarkt in den Abwärtsmodus, sollten Edelmetalle wie Gold und Silber ihre Underperformance der letzten Jahre schrittweise aufholen. Dementsprechend lohnt sich dann auch wieder der Blick auf die großen Gold- und Silberproduzenten sowie kleinere und spannende Unternehmen der Branche.“
Korrekturen vs. Bärenmärkte: Absichern. Aber wie?
Interessant sind vor diesem Hintergrund auch die Empfehlungen der Börsianer bezüglich etwaiger Depot-Absicherungen. Christian Thiel rät Investoren zu mehr Gelassenheit. Anstatt panikartig zu verkaufen, sollten sie in solchen Phasen lieber investiert bleiben und die günstigeren Kurse zum Einstieg oder Nachkauf nutzen:
„Korrekturen passieren an der Börse ungefähr alle zehn Monate. Wer jedes Mal alles verkauft und danach wieder kauft, der hat zum einen hohen Kosten. Zum anderen kommt der durchschnittliche Anleger mit dieser Strategie nach Untersuchungen von DALBAR auf einen Gewinn, der ungefähr der Hälfte des Index entspricht.“
Dennis Raute hingegen hält eine „buy and hold“-Strategie vor dem Hintergrund des möglichen Endes der Hausse derzeit nicht für angebracht:
„Aufgrund der steigenden Unsicherheiten und damit verbundenen höheren Volatilität sollten sich Anleger im kommenden Jahr flexibler aufstellen und bereit sein, kleinere Kursgewinne immer mal wieder mitzunehmen. Auch in Baissephasen kommt es immer wieder zu Aufwärtskorrekturen, in denen sich auf der Long-Seite Kursgewinne realisieren lassen“.
Bei langfristigen Positionen rät er darüber hinaus zu Absicherungen per Stopp Loss oder mittels Hedgegeschäften über Futures, Optionen oder verschiedene Derivate.
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