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17.07.2018| Von: Nikolaos Nicoltsios |

An der Börse gibt es wenig Schlimmeres, als das böse Erwachen aus süßen Träumen. Erfahrene Unternehmer halten die Erwartungen im Vorfeld von Quartalszahlen daher tendenziell niedrig. Beim Streaming-Anbieter Netflix müssen die Firmenchefs das wohl erst lernen. Ohne große Not hatte der Vorstand vor drei Monaten die ohnehin schon ambitionierten Ziele für das Neukundenwachstum im zweiten Quartal auf 6,2 Millionen Abonnenten angehoben. Analysten waren bis dahin „nur“ von 5,6 Millionen ausgegangen. Letztendlich konnte selbst dieser Wert nicht erreicht werden. Wie Netflix gestern Abend nach US-Börsenschluss mitteilte, wurden zwischen April und Juni lediglich 5,15 Millionen neue Abos abgeschlossen.

Aus Fehlern lernt man. Hoffentlich!

Obwohl der Gewinn je Aktie diesmal über den Konsensschätzungen lag, verliert der Titel heute prozentual zweistellig an Wert. Neben den enttäuschenden Abo-Zahlen sorgt wohl auch der hinter den Erwartungen zurückgebliebene Ausblick für Umsatz und Gewinn im dritten Quartal für schlechte Stimmung. Aber vielleicht hat die Unternehmensführung ja auch gelernt und die Ziele diesmal bewusst konservativ gehalten, um beim nächsten Termin in drei Monaten den Markt dann wieder positiv zu überraschen. Das war bei den Q1-Zahlen bereits eindrucksvoll gelungen, woraufhin sich die Aktie zunächst um mehr als 30 Prozent verteuert hatte. Im gesamten ersten Halbjahr konnte sich der Kurs sogar mehr als verdoppeln. Von daher ist das heutige Minus für die Aktionäre zwar schmerzhaft, aber noch lange kein Beinbruch.

Mit Doppel-Strategie auf alles gefasst

Das gilt auch für viele wikifolio-Trader, die den positiven Lauf der Netflix-Aktie in den vergangenen Monaten erfolgreich begleitet haben. Florian Schneider („Saftman“) zum Beispiel hatte den US-Wert vor rund sieben Wochen in sein wikifolio „Darvas System Top Wachstumswerte” aufgenommen und konnte so gestern Abend trotz des nachbörslichen Kursreinbruchs einen Gewinn von fast 6 Prozent realisieren. Der Trader hatte sich im Vorfeld der Zahlen auf beiden Seiten positioniert, um so oder so eine schnelle Entscheidung herbeizuführen: „Ich hoffe auch heute auf eine Überraschung, denn die Aktie befindet sich in einer Darvas Box. Ich lege deshalb 2 Orders in den Markt. Ein Stopp Loss bei ca. 379 USD (bisheriger Stopp Loss und untere Begrenzung der Box) und ein Stopp Buy für den Fall eines Ausbruchs aus der Darvas Box“. Getriggert wurde dann natürlich das erste Limit, was er heute Morgen wie folgt kommentierte: „Die Netflix-Zahlen enttäuschten gestern die Anleger. Der Stopp Kurs wurde nachbörslich unterschritten und unser in den Markt gelegter Stopp Loss wurde gerade noch ausgeführt“. Die Zahl seiner Depotwerte ist dadurch auf nur noch drei gesunken und der Cashbestand im Gegenzug auf gut 50 Prozent gestiegen. Gehandelt wird hier eine „in leicht angepasster Form“ nachgebildete Strategie des in den 50er und 60er-Jahren an der Börse sehr erfolgreichen ungarischen Tänzers Nicolas Darvas („Kaufe teuer - verkaufe teuer“). Seit dem Start im Herbst 2014 konnte der Wert des wikifolios bei einem Maximalverlust von 18 Prozent um 62 Prozent gesteigert werden. Das im April 2015 aufgelegte wikifolio-Zertifikat liegt aktuell mit 36 Prozent im Plus.

Von null auf 13 Prozent in wenigen Minuten

Obwohl es bei Netflix heute auch mehrere Abstufungen gab, sehen einige Analysten die gefallenen Kurse sogar als Einstiegschance. JPMorgan etwa hat das Kursziel nach den Zahlen von 385 auf 415 US-Dollar angehoben, weil die Strategen ein gutes zweites Halbjahr erwarten: „Einem starken zugrundeliegenden Wachstum stehen hin und wieder schlicht saisonale Effekte oder weniger neue Serieninhalte entgegen. Gerade die Sendeinhalte aber dürften im zweiten Halbjahr wieder stärker ziehen“, heißt es dort. Ähnlich denkt wohl Marcel Veller („Trader1804V“), der bei der Netflix-Aktie schon gestern Abend (kurz vor und nach den Zahlen) für sein wikifolio „Universal investing mit Hebel” zugegriffen hat. „Heute Einstieg bei Netflix. Die Aktie fällt nachbörslich nach schlechteren Zahlen. Ich fühle mich trotzdem sehr wohl mit dem Einstieg und bin ziemlich stark davon überzeugt, dass es sich hierbei nur um Gewinnmitnahmen handelt“, begründet der mit über 20 Jahren Börsenerfahrung ausgestattete Trader seinen Kauf. Die Aktie ist mit einem Depotanteil von fast 13 Prozent direkt zu einem der Schwergewichte des Portfolios aufgestiegen, das insgesamt aus 14 Aktien sowie einigen Hebelprodukten besteht. Bei dem Ende 2017 eröffneten wikifolio, dessen Handelsidee („Anlageentscheidung kann nach Bauchgefühl, langjähriger Erfahrung, Charttechnik, Fundamentaldaten, Kursgewinnverhältnis, Cashflow usw. erfolgen“) ein hohes Maß an Flexibilität ermöglicht, steht einem Maximum Drawdown von 23 Prozent bislang ein Kursplus von 53 Prozent gegenüber. Das dazugehörige wikifolio-Zertifikat (+2 Prozent) ist erst seit zwei Wochen an der Börse gelistet.


Die 10 NASDAQ 100 Select-Aktien mit den meisten Trades (10.07-17.07.2018)

Name ISIN Handelsvolumen Alle Trades Käufe
Netflix US64110L1061 69.086 311 193
Amazon US0231351067 72.443 205 144
NVIDIA CORP. DL-,01 US67066G1040 15.124 138 87
Apple US0378331005 8.305 137 103
facebook US30303M1027 9.846 130 85
ALPHABET INC A US02079K3059 2.496 111 69
Microsoft US5949181045 25.031 110 79
Micron US5951121038 154.825 107 61
Tesla Motors US88160R1014 79.048 101 56
Adobe US00724F1012 4.900 66 46

 

Alle wikifolios mit Netflix (ISIN: US64110L1061) im Depot

 

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