Eine sich von Corona erholende Wirtschaft und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben dazu geführt, dass die Rüstungs- und (fossile) Rohstoffindustrie zu den Top-Performern der letzten Monate zählten. Gerade in einem Marktumfeld, in dem Chancen spärlich gesät sind, wirft das die Frage auf, ob Investments in erster Linie Rendite bringen oder moralisch vertretbar sein müssen. Wir haben die wikifolio Community nach ihrer Meinung gefragt:
„Ethik und Moral definiert jeder für sich selbst“
Top-Trader Patrick Kranz (Larry) weist auf Schwierigkeiten der Debatte hin: „Ethik und Moral definiert jeder für sich selbst und je nach Region und Kultur durchaus auch konträr. Es gibt keine quantifizierbaren, allgemeingültigen und klar definierten weltweiten Standards.“ Für Kranz geht es als Investor in erster Linie um das Unternehmen: „Es ist schön, wenn zur Solidität auch die Ethik passt, aber ich würde dies nicht einfach vornan stellen, geschweige denn unter Inkaufnahme anderer Unzulänglichkeiten. Ich berücksichtige diese Thematik daher nicht groß und schaue mir lieber das zu Grunde liegende Unternehmen an.“ Rüstungs- und Ölkonzerne finden sich in Kranz wikifolio Invest Only In The Best trotzdem nicht: „Ich investiere weder in Waffenhersteller (zyklische Branche und hohe Abhängigkeit von Staatsbudgets) noch in Ölfirmen (zyklischer Rohstoff, säkulare Mobilitätstrends).“
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„Jede Person hat eine moralische Verantwortung“
Top-Trader Matthias Kühr (matthiaskh) betont die wichtige Rolle von Investoren bei der Gestaltung der Zukunft: „Meiner Meinung nach hat jede Person eine moralische Verantwortung. In geschäftlichem Kontext noch viel stärker, egal ob als Unternehmer oder Investor. Der Kapitalmarkt finanziert die Geschäftsmodelle, wodurch den Akteuren bzw. Investoren eine entscheidende Rolle zugewiesen wird, welche Geschäftsmodelle zukünftig realisierbar sind. Ich begrüße daher, wenn Investoren bspw. ESG-Kriterien berücksichtigen und möglichst in nachhaltige Geschäftsmodelle investieren.“ Auch aus Rendite-Gesichtspunkten kann das laut Kühr sinnvoll sein: „Bei steigenden CO2-Preisen, wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein der Konsumenten und steigenden Rohstoff- und Energiepreisen wird ressourcenschonendes und nachhaltiges Handeln auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen.“
Das Thema Rüstungsaktien hält Kühr allerdings für sehr komplex: „In der aktuellen Situation kann man sicherlich moralisch vertreten, wenn ein Rüstungskonzern Waffen an die Ukraine zur Selbstverteidigung liefert. Auf der anderen Seite können dieselben Firmen Waffen in andere Krisenregionen liefern und damit großes Leid auslösen. Ich denke man sollte persönlich jede Investitionsentscheidung moralisch vertreten können. Die Abwägung liegt beim einzelnen Investor. Nicht ohne Grund fällt es dem Regulator so schwer einheitliche Kriterien für die Klassifizierung von nachhaltigen Geldanlagen festzulegen.“
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Rendite jenseits von kontroversen Geschäftsmodellen
Top-Trader Jörg Diekmann (Schafkopf) ist davon überzeugt, dass sich auch ohne Rüstungs- und Öl-Firmen im Depot Rendite erzielen lässt: „Auch jenseits von Branchen mit kontroversen Geschäftsmodellen oder Produkten (z.B. Rüstung, Tabak, Immobilien, Glückspiele, Atomkraftwerke, Kohle, Massentierhaltung, und Werbeagenturen) sind die Chancen für gute Renditen gegeben. Man muss in turbulenten Zeiten vielleicht nur etwas länger suchen.“ Den Trend zur nachhaltigen und moralischen Geldanlage sieht Diekmann nach wie vor intakt: „Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass es immer mehr Investoren gibt, die genauer hinschauen, in was sie investieren und erkennen, dass die genannten Branchen keine Lösungen für soziale, ökologische, technische oder politische Herausforderungen bereithalten. Entsprechend wächst auch die Produktauswahl (wikifolios, ETFs, Fonds) mit moralischem Anspruch.“
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