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Voting-Insights: Netflix stürzt ab – Corona-Gewinner raus aus dem Depot?

Jede Woche stellen wir auf wikifolio.com eine neue Voting-Frage. Hier erklären Top-Trader ihre Beweggründe für das Auswählen einer der drei Antwortmöglichkeiten. Dieses Mal geht es um die Frage, wie es um die Netflix-Aktie steht und ob ihr aktueller Niedergang symbolhaft für die Corona-Gewinner-Industrie steht.

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Quelle: pexels.com, Anna Nekrashevich

Der tiefe Fall

Netflix hat Jahre außergewöhnlichen Wachstums hinter sich. Kostete eine Aktie Anfang 2012 noch 15 US-Dollar, waren es beim Rekordhoch im November letzten Jahres über 700 US-Dollar. Doch dann kam der Jahreswechsel. Netflix wurde zum Underperformer. Hatte die Corona-Pandemie noch für zusätzliche Nachfrage nach dem Streamingangebot des US-Unternehmens gesorgt, war es plötzlich die Angst vor zunehmender Konkurrenz und die Frage, ob sich das Wachstum so fortsetzen ließe, die den Aktionären Kopfschmerzen bereiteten. 

Spätestens seit den Zahlen zum ersten Quartal ist klar: Netflix bäckt kleinere Brötchen. Der Rückzug aus Russland hatte einen Rückgang von 200.000 Nutzern zur Folge. Doch selbst, wenn dieser unberücksichtigt bliebe, wäre das Abonnenten-Plus deutlich geringer ausgefallen als erwartet. Für einen regelrechten Schock sorgte der Ausblick: Auch im laufenden Quartal werden die Nutzerzahlen schrumpfen. Seit Anfang des Jahres ist die Aktie um 70 Prozent eingebrochen, der Nasdaq Composite hat mit 20 Prozent vergleichsweise wenig verloren. 

Aber auch andere Unternehmen, die - wenn man so will - noch eher dem Typ Corona-Gewinner zuzuordnen wären, gerieten seit ihren Höchstständen massiv unter Druck. Der Kochboxen-Lieferant HelloFresh hat 50 Prozent verloren, die Aktie des Essens-Lieferdienstes Delivery Hero sogar fast 80 Prozent. Ist Corona vorbei und damit auch die Zeit der Pandemie-Gewinner? 

Aussichten für Netflix eher stagnierend bis negativ

Jörg Peter Diekmann ( Schafkopf ) ist zumindest skeptisch, was die Aussichten für Netflix betrifft: „Die kürzlich veröffentlichten Zahlen beim Streamingdienst Netflix - ein Minus von ca. 200.000 Abonnenten - sind ein deutliches Warnsignal. Der starke Zuwachs, der während der Pandemie beobachtet wurde, flacht ab, da in vielen Ländern die Pandemie gefühlt zu Ende ist. Zudem werden einige Kunden dem Streamingdienst möglicherweise den Rücken kehren, da die stark steigenden Ausgaben für Energie, Lebensmittel etc. auf die Kasse drücken. Ob Netflix selbst in der Lage sein wird, höhere Preise durchzusetzen, um die Inflation auszugleichen und so die Gewinne hoch zu halten ist aus meiner Sicht ebenso fraglich. Daher sehe ich die zukünftigen Aussichten eher stagnierend bis negativ.“

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Kennzahlen

  • +26,5 %
    seit 08.02.2019
  • EUR 21.057,85
    Investiertes Kapital
  • +4,0 %
    Performance (1 J)
  • 13,2 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +13,5 %

Aktuell werden keine Fehler verziehen

Laut Stefan Krick ( Stevox ) dürfen Corona-Gewinner nicht in einen Topf geworfen werden: „Die Aktien von Netflix waren komplett überbewertet und werden jetzt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Man muss Corona-Gewinner aber unterscheiden: Auf der einen Seite etablierte Technologiekonzerne wie Microsoft oder Alphabet mit einem tiefen Burggraben und vernünftiger Aktienbewertung. Auf der anderen Seite Aktien wie Netflix, welche zu utopisch hohen Bewertungsmultiplen gehandelt wurden und ohne richtigen Burggraben. Lässt dann das Wachstum auch noch nach, werden die Corona-Gewinner zu Verlierern. Im aktuellen makroökonomischen Umfeld werden zudem keine Fehler verziehen, wie bei Netflix zu sehen.“

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Kennzahlen

  • +76,2 %
    seit 06.07.2018
  • EUR 5.912.200,99
    Investiertes Kapital
  • -10,5 %
    Performance (1 J)
  • 19,4 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +24,8 %

Auch weiterhin gute Geschäfte für Corona-Gewinner

Horst Alber ( Alber ) sieht die Sonderkonjunktor durch Corona noch nicht beendet: „Die Corona-Pandemie halte ich noch lange nicht für überstanden, auch wenn in den Nachrichten nur noch wenig darüber berichtet wird. Tägliche Neuinfektionen von über 130.000 und im Schnitt 230 Todesfälle allein in Deutschland, sagt eigentlich schon alles. Ich befürchte, dass im Herbst eine gefährlichere Mutante als Omikron durch das Land zieht. Die klassischen Corona-Gewinner werden noch für längere Zeit gute Geschäfte machen können. Streamingdienste werden in der kalten Jahreszeit wieder gefragt sein, wenn die Menschen mehr fernsehen.“

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Kennzahlen

  • +27,2 %
    seit 29.12.2017
  • EUR 105.041,98
    Investiertes Kapital
  • -4,0 %
    Performance (1 J)
  • 24,6 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +15,6 %

Für mich zu intransparent

Holger Degener (Schneeleopard) erklärt seine Entscheidung für die Antwort „Ja, die Luft ist raus“ mit einem Blick auf die Geschäftszahlen: „80 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung, 17,5 Milliarden US-Dollar Eigenkapital, 38 Prozent Eigenkapitalquote, ca. 32 Milliarden US-Dollar Umsatz in 2022. Hochgerechnet 13 US-Dollar Gewinn je Aktie. Bei 31 Milliarden US-Dollar „content assets“ in der Bilanz hört die Analyse eigentlich auf, da ich nicht beurteilen kann, ob da Risiken drin sind. Nettoverschuldung von 8,6 Milliarden US-Dollar, kein nachhaltig positiver cash-flow, keine Dividende und harter Wettbewerb. Kein hoffnungsloser Fall vom Gewinn je Aktie her, vielleicht Konsolidierung bei 200 US-Dollar, dann mittelfristig Richtung 300 US-Dollar, für mich aber zu intransparent.“

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Kennzahlen

  • +256,2 %
    seit 03.06.2012
  • EUR 2.925.489,67
    Investiertes Kapital
  • -5,2 %
    Performance (1 J)
  • 11,5 %
    Volatilität (1 J)

Kein Wachstumsunternehmen mehr

Thomas Spier (TSTrading) erklärt sein Abstimmverhalten wie folgt: „Ich persönlich – ohne damit eine Anlageempfehlung auszusprechen - halte Netflix momentan nicht für kaufenswert. Netflix hat zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Nutzerrückgang, wobei das Nutzerwachstum schon seit längerem gesunken war. Als Hauptgrund kann man den zunehmenden Konkurrenzdruck ausmachen. Außerdem bereitet Netflix die Weitergabe von Passwörtern Probleme, das sogenannte Password-Sharing.“

Die Kursverluste bei Netflix sind für Spier darum gerechtfertigt: „Die Aktie wurde nach Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal auf Talfahrt geschickt und das aus guten Gründen, denn Netflix wurde seit seiner Gründung als Wachstumsunternehmen gesehen. Diese Zeiten sind nun passé. Ein durchschnittliches Umsatzwachstum von schätzungsweise 20 Prozent wird man kaum mehr erreichen können. Dieses hat sich auf ca. sechs Prozent abgeflacht. Des Weiteren generiert Netflix, primär aufgrund der hohen Produktionskosten, keinen positiven Cashflow. So lange es Netflix nicht schafft, einen positiven Cashflow zu erzeugen, werde ich kein Engagement in die Aktie wagen.“

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Kennzahlen

  • +73,3 %
    seit 12.10.2020
  • EUR 250.562,16
    Investiertes Kapital
  • +5,6 %
    Performance (1 J)
  • 21,7 %
    Volatilität (1 J)

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