Zum Inhalt springen

Raus aus Highflyern? Rein in den DAX?

Die Corona-Pandemie und die Aussicht auf Besserung fördern an den Aktienmärkten interessante Verhaltensweisen der Börsianer zu Tage. Während an der Technologiebörse Nasdaq Gewinne mitgenommen werden, erfreuen sich die konjunkturabhängigen Werte aus Dow Jones und DAX erhöhter Nachfrage.

heißluftballon
Quelle: unsplash.com

Auf Monatssicht verlor der Nasdaq Composite Index 6,9 Prozent an Wert. Völlig konträr dazu verlief die Bewegung im DAX. Das deutsche Börsenbarometer kletterte um 2,9 Prozent und knackte die 14.000-Punkte-Marke – damit steht der Index auf Allzeithoch. „Ich denke, das liegt daran, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten einen zu starken Anstieg der Technologiewerte – vor allem in den USA – gesehen haben, der nun korrigiert wurde. Da sich im DAX nur wenige Technologiewerte befinden, blieb er von einer Korrektur verschont. Gleichzeitig kann man eine Umschichtung in Werte der ‚Old Economy‘ beobachten, was dem DAX zugutekam“, erklärt Joachim Köngeter ( joibaer ), der bereits seit 2014 unter anderem das wikifolio Tradingchancen deutsche Aktien erfolgreich verwaltet.

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +69,0 %
    seit 13.10.2014
  • EUR 665.823,71
    Investiertes Kapital
  • -12,0 %
    Performance (1 J)
  • 19,7 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 12,2 Prozent

„Die Finanzprofis nennen das Sektorrotation“, bestätigt Silicon Valley-Kenner Stefan Waldhauser ( stwBoerse ). Die Kurse etlicher Tech-Aktien seien der Realität zu weit vorausgeeilt. Viele Anleger würden daher in die wesentlich niedriger bewerteten Value-Aktien flüchten. Waldhausers Fazit: „Ich halte das für eine gesunde Korrektur. Der Markt verhält sich da derzeit durchaus rational. Aus der Tech-Blase wird gerade etwas Luft abgelassen.“ Buchautor und wikifolio-Trader Christian Thiel ( sparstrumpf ) sieht keinen langfristigen Favoritenwechsel: „Die Zahlen der Corona-Toten sinken drastisch. Ein Glück. Die Börse setzt aktuell damit wieder auf die Aktien, die von der Öffnung der Ökonomie profitieren werden. Dabei übertreibt sie (natürlich) einmal mehr. Also werden die ‚Stay-at-Home‘-Titel abverkauft. Das wird nicht lange anhalten.“

Schnäppchenjagd auf Digitalisierungsgewinner

Die Zukunft des Banking ist eine App. Die Zukunft der Versicherungswirtschaft auch. Da lohnt es sich jetzt, genau hinzuschauen.

Christian Thiel
sparstrumpf

Entsprechend wird es in Thiels wikifolio Global Champions aufgrund der aktuellen Entwicklungen auch keine Veränderungen geben: „Wer bei jedem Stimmungsumschwung an der Börse sein Depot neu ausrichtet, der macht in meinen Augen etwas verkehrt.“ Das schließt naturgemäß eine etwaige Schnäppchenjagd nicht aus. Ein Blick auf die Digitalisierungsgewinner schadet nicht, weiß Thiel: „Die Zukunft des Banking ist eine App. Die Zukunft der Versicherungswirtschaft auch. Da lohnt es sich jetzt, genau hinzuschauen. Aktien wie Lemonade sind derzeit deutlich günstiger als noch vor ein paar Monaten. Ich schaue sie mir gerade genau an, habe mich aber noch nicht entschieden.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +223,1 %
    seit 13.01.2016
  • EUR 8.746.569,08
    Investiertes Kapital
  • +33,9 %
    Performance (1 J)
  • 16,9 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 18,1 Prozent

Waldhauser ist derzeit mit einer Cash-Quote von fast 20 Prozent im wikifolio High-Tech Stock Picking bestens gerüstet für Zukäufe: „Einige High-Growth-Titel auf meiner Watchlist sind in den vergangenen Wochen um bis zu 40 Prozent preisgünstiger geworden. Mein Ideengeber aktien.guide generiert aufgrund niedrigerer Bewertungen gerade in Zeiten der Korrektur wöchentlich neue attraktive Anlageideen. Die gilt es jetzt genau zu analysieren.“

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +195,4 %
    seit 12.06.2016
  • EUR 10.732.983,22
    Investiertes Kapital
  • +40,8 %
    Performance (1 J)
  • 24,6 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 26,8 Prozent

Zinsanstieg belastet Highflyer – nur vorübergehend?

Deutlich preisgünstiger wurden auch die Aktien von Unternehmen aus anderen Sektoren. Alternative Energien und Antriebstechniken – allen voran die Brennstoffzellenhersteller – kamen massiv unter die Räder. Selbst die Tesla -Aktie kann, wie das letzte Monat gezeigt hat, fallen – und zwar rasant. Richard Dobetsberger ( Ritschy ) nutzte die Gunst der Stunde. Der Trader holte sich gestern Dienstag den E-Autobauer mit einem Depotanteil von 4,8 Prozent einmal mehr ins wikifolio FuTecUS .

wikifolio ansehen

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +1.347,8 %
    seit 31.07.2012
  • EUR 4.639.269,49
    Investiertes Kapital
  • +32,4 %
    Performance (1 J)
  • 26,5 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 32,4 Prozent

Nach seiner Einschätzung dürften steigende US-Zinsen für den Rücksetzer verantwortlich sein. Und zwar nicht nur bei Tesla. In den USA kletterten die langfristigen Staatsanleihenrenditen von 0,5 Prozent im Sommer letzten Jahres auf nun 1,6 Prozent. Gewinnmitnahmen sind die Folge – vor allem bei Aktien von Unternehmen, die noch keine Gewinne schreiben und die sich nun unter Umständen teurer am Kapitalmarkt refinanzieren müssen. Die Reaktion ist, so Dobetsberger, in Anbetracht des vorhergehenden Kursanstiegs völlig normal. „Was hoch fliegt, kann auch tief fallen. Was nicht fliegt, fällt auch nicht“, lautet das Fazit.

Mehr zum Thema von Stefan Waldhauser: Warum „Buy the Dip“ keine gute Aktienstrategie ist

Dass die steigenden Zinsen längerfristig Auswirkungen auf die Börsen haben werden, glauben die Top-Trader allesamt nicht. Köngeter erklärt: „Ich denke, der Schock des Zinsanstiegs ist bald vorüber. Immer wenn die Zinswende nach oben eingeleitet wird, kommt es kurzfristig zu einer Eintrübung des Aktienmarktes. Abgesehen davon können sich die enorm verschuldeten Staaten keine nachhaltig steigenden Zinsen leisten.“ Entsprechend dürfte Inflation, da sie zu einer Entschuldung der Staaten beiträgt, auch in Kauf genommen werden, glaubt Köngeter. Auch Thiel vermutet, dass sich die erhöhte Unsicherheit durch den Renditeanstieg in den nächsten Wochen wieder legen wird. „Die Renditen sind nach wie vor historisch unglaublich niedrig. Und die Notenbank wird versuchen, sie genau da zu halten“, argumentiert er.

Wasserstoff – nur wenige werden überleben

Das bedeutet aber nicht, dass sich Anleger nun blindlings an einer Jagd nach verprügelten Aktien etwa der Brennstoffzellenhersteller beteiligen sollten. Darin sind sich alle Trader einig. „Wasserstoff-Aktien wie auch die Aktien der E-Autobauer befanden sich in meinen Augen in einem ziemlichen Hype. Noch ist völlig unklar, ob diese Unternehmen je profitabel werden. Die hohe Zahl der Spieler spricht dagegen. Ich meide den Bereich komplett“, sagt Thiel. Er sieht entsprechend in der Branche auch keine Schnäppchen, sondern hohe Risiken, die er nach eigener Aussage nicht bereit ist, einzugehen: „Das sei die Zukunft wird dann oft behauptet. Kann sein. Muss aber nicht.“

Ich muss (nur) 20 Jahre zurückschauen, als mir der Internet-Hype den Blick auf den Notausgang vernebelte.

Joachim Köngeter
joibaer

Köngeter will zwar nicht ausschließen, dass mittlerweile ein Teil-Engagement angedacht werden kann, dennoch mahnt auch er zur Vorsicht. „Viele Firmen drängen in den Markt und versuchen möglichst schnell zu wachsen, um die anderen aus dem Feld zu räumen. Dieses Wachstum findet zu Lasten des Gewinns statt. Und letztendlich werden es nur vergleichsweise wenig sein, die überleben und nach vielen Jahren das erste Mal überhaupt Gewinn erzielen. Es wird viel mehr Verlierer als Gewinner geben. Ich muss (nur) 20 Jahre zurückschauen, als mir der Internet-Hype den Blick auf den Notausgang vernebelte.“

Noch deutlicher wird Waldhauser: „Gerade in Trend-Themen wie Wasserstoff sehe ich eine regelrechte Blase. Viele dieser Aktien sind auch nach 30 oder 40 Prozent Kursverlust noch viel zu teuer. Etliche Unternehmen halte ich nicht einmal für börsenreif. Diese sollten eher durch professionelles Venture Capital als durch Privatanleger finanziert werden.“

Hoffnung für den DAX, gekauft wird der Nasdaq

Im DAX sehe ich das Risiko des sich fortsetzenden europäischen Impfdesasters.

Richard Dobetsberger
Ritschy

Wo spielt dann aber auf Sicht der nächsten 12 Monate die Musik – im DAX oder doch weiter im Nasdaq? Dobetsberger ist sicher: „Ganz klar im Nasdaq. Die Fantasie liegt von meiner Warte aus weiter in den amerikanischen Technologie- und Biotech-Werten. Im DAX sehe ich das Risiko des sich fortsetzenden europäischen Impfdesasters. Während die USA auf wirtschaftliche Normalität schaltet, scheint Europa den politischen Weg des ewigen, wirtschaftlichen Lockdowns zu wählen. Das könnte auch für den DAX schwerwiegende Folgen haben. Doch konnte Europa trotz und nicht wegen der vorherrschenden Politik schon oft auch positiv überraschen. Kurz gesagt: Die Hoffnung lebt für den DAX. Das Investment strebt zur Nasdaq.“


Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.