Da ich inzwischen mehrfach auf Antares Vision angesprochen wurde und ob ich nicht wieder einsteigen will, ein kurzes Statement dazu:
Ich hatte den überwiegenden Teil meiner Antares Position zwischen ende November und Anfang Dezember im Bereich 2,85€ verkauft und die kleine Position, die ich mit ins neue Jahr genommen hatte bei ~1,70€ verkauft. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder auf 2,25€ erholt, daher kommen die Fragen, ob ich nicht wieder einsteigen will. Ein wichtiger Punkt bei dem Ausstieg war für mich die Kreditsituation und meine Sorge, dass man durch die aktuelle Kurs- und Unternehmensentwicklung die Kreditbedingungen (Covenants) reißen könnte und die dann ehemals gute Situation auf der Kreditseite für Druck sorgen könnte.
In seinen Geschäftsberichten schrieb Antares zwar immer, dass es für die Kredite Covenants gibt, aber dass man sich keine Sorgen machen braucht, dass diese gerissen werden, denn diese Bedingungen erfüllt man weiterhin mit großem Abstand (“Antares Vision Group is required to comply with financial covenants in line with market practice. At the date of preparation of this document, the covenants have all been met with a wide margin.”)
Die Sorgen habe ich mir trotzdem gemacht und wie sich mit der Nachricht vom 15.01.24 zeigte, zurecht. Die Nachricht fand medial zwar wenig Beachtung, vielleicht auch, da man diesen entscheidenden Satz mitten in einer längeren Pressemitteilung “versteckt” hat.
“Regardless of the results of the audit, the Company’s Board of Directors has estimated that, [...] an impact on the Group's EBITDA would be generated such that, for all medium and long-term loans and bonds, the minimum threshold for EBITDA of around Euro 29 million required to ensure compliance with the financial covenants, calibrated on the NFP/EBITDA ratio, would not be respected.”
Heißt, dass man nicht genug EBITDA erzielen wird um die Kreditbedingungen aller mittel- bis langfristigen Kredite (€146 Millionen) zu erfüllen und die Bank diese nun sofort fällig stellen könnte (“[...] failure to comply with covenants would allow lenders to demand early repayment.”), was Antares finanziell gegen die Wand drücken würde, daher ist man nun in Gesprächen mit der Bank die Kredite neu zu verhandeln.
Selbst im guten Fall, dass man die Kredite neu verhandelt bekommt, dürften die Zinssätze für alle Kredite sehr viel schlechter werden, denn als man die damaligen Kredite verhandelt hat, war man noch in der Niedrigzinsphase und vom Geschäft deutlich sicherer aufgestellt.
Daher ist hier für mich aktuell nicht entscheidend, was der Kurs macht, sondern erstmal gilt es für mich die Kreditsituation zu klären und erst wenn hier alle Fakten auf dem Tisch liegen, gucke ich mir den Investmentcase erneut an.
Antares Vision prüft die Werthaltigkeit von Forderungen der Tochter Rfxcel
Bereits im letzten CC war dies ein großes Thema und man hat die Analysten darauf vorbereitet, dass es hier zu Abschreibungen kommen dürfte. Hintergrund ist, dass die Tochter RFXCEL viele Regierungen weltweit bei der Implementierung eines Track & Trace Systems unterstützt und darüber Umsätze generiert. Es hat sich gezeigt, dass es Länder und Regierungen gibt, bei denen die Zahlungsmoral unterdurchschnittlich ist und man inzwischen nicht mehr davon ausgeht diese Forderungen noch eintreiben zu können. Konkrete Länder hat man nicht genannt, jedoch betont, dass es vor allem Länder betrifft, die sich aktuell im Krieg befinden.
Nun kommt also die Meldung, dass man die Werthaltigkeit dieser Forderungen offiziell überprüft. Es scheint als will man nun alle Altlasten noch in diesem Jahr verbuchen um dann ohne Altlasten ins neue Jahr gehen zu können.
Am grundsätzlichen Investmentcase ändert das für mich nichts, daher bleibe ich hier investiert, die Gewichtung hatte ich zuletzt auch aufgrund dieser Unsicherheit allerdings reduziert.
Antares Vision liefert bessere Quartalszahlen als befürchtet
Nachdem das erste Halbjahr mit Umsätzen von +20,3% noch über den Erwartungen lag, ist der Kurs massiv gefallen, als man für das Gesamtjahr nur noch ein Wachstum von 10-12% prognostizierte. Es war davon auszugehen, dass wir bereits im dritten Quartal eine deutliche Verlangsamung des Wachstums sehen werden, doch das war nicht der Fall, mit einem Wachstum von +20,5% lag man sogar nochmal leicht oberhalb des ersten Halbjahrs und kommt damit nach 9 Monaten auf +20,4%. Die Guidance von +10-12% für das Gesamtjahr wird allerdings beibehalten.
Es ist gar nicht so sehr das Problem, dass man mit einem schwachen Geschäft im letzten Quartal rechnet, sondern die Vergleichsbasis. Bei Antares ist es relativ schwer einzelne Quartale miteinander zu vergleichen, denn einmal rechnen sie größere Projekte ab und im nächsten Quartal nicht, dann sieht es so aus, als ob das Quartal schwach gewesen wäre, nur um dann das doppelte Wachstum im nächsten Quartal nachzuholen.
Ein gutes Beispiel ist das letzte Jahr, denn dort wuchs man nach 9 Monaten nur um +12%, was deutlich schwächer ist als die +20,4% in diesem Jahr. Doch dann kam das letzte Quartal, Antares rechnete mehr ab und der Umsatz wuchs in Q4 um +51,4% und zog damit das Gesamtjahreswachstum auf +24,9%.
In diesem Jahr haben wir nun das Problem, dass wir das Q4 2023 mit dem außergewöhnlich starkem Q4 aus dem letzten Jahr vergleichen müssen und da hat das Management die Erwartungen gedämpft, denn das wird man in diesem Jahr nicht wiederholen können. Nach aktueller Guidance wird man in diesem Quatal einen Umsatz von rund €87,5 Millionen Euro machen, nach €90,2 im Vorjahr, es wird also einen kleinen Umsatzrückgang geben. Vergleicht man das mit Q4 2021 (€59,6 Mio) wäre das zwar immer noch ein starkes jährliches Wachstum, aber durch das gute letzte Jahr wird es auf Quartalsbasis den erwarteten Rückgang geben.
Ein ähnliches Muster sieht man auch in den Regionen, die man vergleicht.
In Europa ging für Antares im ersten Halbjahr der Umsatz um -14,7% deutlich zurück, im dritten Quartal stieg der Umsatz in Europa allerdings direkt um +37%, so dass man nach 9 Monaten wieder ein leichtes Wachstum verzeichnen kann.
Dies betrifft aber vor allem den Maschinenbereich während der Smart Data Bereich deutlich konstanter verläuft.
Hervorheben sollte man noch, dass das Wachstum in diesem Jahr fast ausschließlich organisch zu stande kam, da die Zeit der großen Übernahmen erstmal vorbei ist. Da alle Studien davon ausgehen, dass der Markt, in dem Antares agiert, noch für sehr viele Jahre zweistellig wachsen wird (einige erwarten sogar ein jährliches Wachstum von 20% bis 2032), sehe ich keinen Grund warum Antares langsamer wachsen sollte, im Gegenteil. Denn man hat durch die ganzen Übernahmen nun das kompletteste Angebot in der Branche und kann den Unternehmen damit mit möglichst wenig Reibungsverlust die Services anbieten, die sie brauchen, so dass ich davon ausgehe, dass sie weitere Marktanteile gewinnen werden und noch viele Jahre um ~12-15% pro Jahr wachsen werden.
In diesem Jahr gab es einige finanzielle Herausforderungen, die auf der Marge lasten, wie die Einführung des ERP Systems, die Integration der vielen neuen Töchter, der Gehaltssteigerungen und Preiserhöhung der eingekauften Teile, die man nicht direkt weitergeben konnte, weil man dies erst bei der nächsten Vertragsverlängerung mit den Kunden berücksichtigen kann und dann hat man auch noch die russische Tochter, die man verkaufen will weil sie seit des Krieges defizitär ist.
Viel mehr Gegenwind kann man kaum bekommen, wenn man noch die aktuell konjunkturelle Lage betrachtet, dennoch wächst man nicht nur wieder zweistellig im Umsatz, sondern erwartet mit einer EBITDA Marge von +15,5% eine Marge, die sich viele Unternehmen wünschen würden.
Die Profitabilität scheint aber nun im Fokus zu stehen, denn man hat viele Maßnahmen eingeleitet, um die Profitabilität im nächsten Jahr wieder zu verbessern, und da die Herausforderungen, die man in diesem Jahr hatte, alle lösbar erscheinen, sehe ich auch keinen Grund, warum das nicht gelingen sollte.
Unterm Strich bleibt Antares für mich aktuell das aussichtsreichste Investment. Hier heißt es nun ein paar Quartale abzuwarten, bis sich die Margen wieder eingependelt haben und dann von einer anderen Wahrnehmung des Marktes auf Antares zu profitieren, daher bleibe ich bei der hohen Gewichtung.
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Antares Vision aktuelle Situation
Da ich inzwischen mehrfach auf Antares Vision angesprochen wurde und ob ich nicht wieder einsteigen will, ein kurzes Statement dazu:
Ich hatte den überwiegenden Teil meiner Antares Position zwischen ende November und Anfang Dezember im Bereich 2,85€ verkauft und die kleine Position, die ich mit ins neue Jahr genommen hatte bei ~1,70€ verkauft. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder auf 2,25€ erholt, daher kommen die Fragen, ob ich nicht wieder einsteigen will. Ein wichtiger Punkt bei dem Ausstieg war für mich die Kreditsituation und meine Sorge, dass man durch die aktuelle Kurs- und Unternehmensentwicklung die Kreditbedingungen (Covenants) reißen könnte und die dann ehemals gute Situation auf der Kreditseite für Druck sorgen könnte.
In seinen Geschäftsberichten schrieb Antares zwar immer, dass es für die Kredite Covenants gibt, aber dass man sich keine Sorgen machen braucht, dass diese gerissen werden, denn diese Bedingungen erfüllt man weiterhin mit großem Abstand (“Antares Vision Group is required to comply with financial covenants in line with market practice. At the date of preparation of this document, the covenants have all been met with a wide margin.”)
Die Sorgen habe ich mir trotzdem gemacht und wie sich mit der Nachricht vom 15.01.24 zeigte, zurecht. Die Nachricht fand medial zwar wenig Beachtung, vielleicht auch, da man diesen entscheidenden Satz mitten in einer längeren Pressemitteilung “versteckt” hat.
“Regardless of the results of the audit, the Company’s Board of Directors has estimated that, [...] an impact on the Group's EBITDA would be generated such that, for all medium and long-term loans and bonds, the minimum threshold for EBITDA of around Euro 29 million required to ensure compliance with the financial covenants, calibrated on the NFP/EBITDA ratio, would not be respected.”
Heißt, dass man nicht genug EBITDA erzielen wird um die Kreditbedingungen aller mittel- bis langfristigen Kredite (€146 Millionen) zu erfüllen und die Bank diese nun sofort fällig stellen könnte (“[...] failure to comply with covenants would allow lenders to demand early repayment.”), was Antares finanziell gegen die Wand drücken würde, daher ist man nun in Gesprächen mit der Bank die Kredite neu zu verhandeln.
Selbst im guten Fall, dass man die Kredite neu verhandelt bekommt, dürften die Zinssätze für alle Kredite sehr viel schlechter werden, denn als man die damaligen Kredite verhandelt hat, war man noch in der Niedrigzinsphase und vom Geschäft deutlich sicherer aufgestellt.
Daher ist hier für mich aktuell nicht entscheidend, was der Kurs macht, sondern erstmal gilt es für mich die Kreditsituation zu klären und erst wenn hier alle Fakten auf dem Tisch liegen, gucke ich mir den Investmentcase erneut an.
Antares Vision prüft die Werthaltigkeit von Forderungen der Tochter Rfxcel
Bereits im letzten CC war dies ein großes Thema und man hat die Analysten darauf vorbereitet, dass es hier zu Abschreibungen kommen dürfte. Hintergrund ist, dass die Tochter RFXCEL viele Regierungen weltweit bei der Implementierung eines Track & Trace Systems unterstützt und darüber Umsätze generiert. Es hat sich gezeigt, dass es Länder und Regierungen gibt, bei denen die Zahlungsmoral unterdurchschnittlich ist und man inzwischen nicht mehr davon ausgeht diese Forderungen noch eintreiben zu können. Konkrete Länder hat man nicht genannt, jedoch betont, dass es vor allem Länder betrifft, die sich aktuell im Krieg befinden.
Nun kommt also die Meldung, dass man die Werthaltigkeit dieser Forderungen offiziell überprüft. Es scheint als will man nun alle Altlasten noch in diesem Jahr verbuchen um dann ohne Altlasten ins neue Jahr gehen zu können.
Am grundsätzlichen Investmentcase ändert das für mich nichts, daher bleibe ich hier investiert, die Gewichtung hatte ich zuletzt auch aufgrund dieser Unsicherheit allerdings reduziert.
Antares Vision liefert bessere Quartalszahlen als befürchtet
Nachdem das erste Halbjahr mit Umsätzen von +20,3% noch über den Erwartungen lag, ist der Kurs massiv gefallen, als man für das Gesamtjahr nur noch ein Wachstum von 10-12% prognostizierte. Es war davon auszugehen, dass wir bereits im dritten Quartal eine deutliche Verlangsamung des Wachstums sehen werden, doch das war nicht der Fall, mit einem Wachstum von +20,5% lag man sogar nochmal leicht oberhalb des ersten Halbjahrs und kommt damit nach 9 Monaten auf +20,4%. Die Guidance von +10-12% für das Gesamtjahr wird allerdings beibehalten.
Es ist gar nicht so sehr das Problem, dass man mit einem schwachen Geschäft im letzten Quartal rechnet, sondern die Vergleichsbasis. Bei Antares ist es relativ schwer einzelne Quartale miteinander zu vergleichen, denn einmal rechnen sie größere Projekte ab und im nächsten Quartal nicht, dann sieht es so aus, als ob das Quartal schwach gewesen wäre, nur um dann das doppelte Wachstum im nächsten Quartal nachzuholen.
Ein gutes Beispiel ist das letzte Jahr, denn dort wuchs man nach 9 Monaten nur um +12%, was deutlich schwächer ist als die +20,4% in diesem Jahr. Doch dann kam das letzte Quartal, Antares rechnete mehr ab und der Umsatz wuchs in Q4 um +51,4% und zog damit das Gesamtjahreswachstum auf +24,9%.
In diesem Jahr haben wir nun das Problem, dass wir das Q4 2023 mit dem außergewöhnlich starkem Q4 aus dem letzten Jahr vergleichen müssen und da hat das Management die Erwartungen gedämpft, denn das wird man in diesem Jahr nicht wiederholen können. Nach aktueller Guidance wird man in diesem Quatal einen Umsatz von rund €87,5 Millionen Euro machen, nach €90,2 im Vorjahr, es wird also einen kleinen Umsatzrückgang geben. Vergleicht man das mit Q4 2021 (€59,6 Mio) wäre das zwar immer noch ein starkes jährliches Wachstum, aber durch das gute letzte Jahr wird es auf Quartalsbasis den erwarteten Rückgang geben.
Ein ähnliches Muster sieht man auch in den Regionen, die man vergleicht.
In Europa ging für Antares im ersten Halbjahr der Umsatz um -14,7% deutlich zurück, im dritten Quartal stieg der Umsatz in Europa allerdings direkt um +37%, so dass man nach 9 Monaten wieder ein leichtes Wachstum verzeichnen kann.
Dies betrifft aber vor allem den Maschinenbereich während der Smart Data Bereich deutlich konstanter verläuft.
Hervorheben sollte man noch, dass das Wachstum in diesem Jahr fast ausschließlich organisch zu stande kam, da die Zeit der großen Übernahmen erstmal vorbei ist. Da alle Studien davon ausgehen, dass der Markt, in dem Antares agiert, noch für sehr viele Jahre zweistellig wachsen wird (einige erwarten sogar ein jährliches Wachstum von 20% bis 2032), sehe ich keinen Grund warum Antares langsamer wachsen sollte, im Gegenteil. Denn man hat durch die ganzen Übernahmen nun das kompletteste Angebot in der Branche und kann den Unternehmen damit mit möglichst wenig Reibungsverlust die Services anbieten, die sie brauchen, so dass ich davon ausgehe, dass sie weitere Marktanteile gewinnen werden und noch viele Jahre um ~12-15% pro Jahr wachsen werden.
In diesem Jahr gab es einige finanzielle Herausforderungen, die auf der Marge lasten, wie die Einführung des ERP Systems, die Integration der vielen neuen Töchter, der Gehaltssteigerungen und Preiserhöhung der eingekauften Teile, die man nicht direkt weitergeben konnte, weil man dies erst bei der nächsten Vertragsverlängerung mit den Kunden berücksichtigen kann und dann hat man auch noch die russische Tochter, die man verkaufen will weil sie seit des Krieges defizitär ist.
Viel mehr Gegenwind kann man kaum bekommen, wenn man noch die aktuell konjunkturelle Lage betrachtet, dennoch wächst man nicht nur wieder zweistellig im Umsatz, sondern erwartet mit einer EBITDA Marge von +15,5% eine Marge, die sich viele Unternehmen wünschen würden.
Die Profitabilität scheint aber nun im Fokus zu stehen, denn man hat viele Maßnahmen eingeleitet, um die Profitabilität im nächsten Jahr wieder zu verbessern, und da die Herausforderungen, die man in diesem Jahr hatte, alle lösbar erscheinen, sehe ich auch keinen Grund, warum das nicht gelingen sollte.
Unterm Strich bleibt Antares für mich aktuell das aussichtsreichste Investment. Hier heißt es nun ein paar Quartale abzuwarten, bis sich die Margen wieder eingependelt haben und dann von einer anderen Wahrnehmung des Marktes auf Antares zu profitieren, daher bleibe ich bei der hohen Gewichtung.
Lass dir nichts entgehen!