Wir haben mit einigen namhaften Tradern über die Börsen gesprochen – und über Trump. Die Antworten haben wir dir in diesem Artikel aufbereitet.
Wo stehen wir? In den USA rutschten alle großen Indizes (per Börsenschluss 07.04.2025) in die Korrektur. Der Nasdaq 100 hatte seit Jahresanfang 17 % verloren. Die überbewerteten Tech-Titel hat es mit Abstand am stärksten erwischt – inklusive der „Magnificent 7“. Apple oder Nvidia standen bei einem Minus von 27 %. Den E-Auto-Pionier Tesla hat es YTD bis Anfang der Woche noch stärker zerbröselt (-42 %).
Auch im Dax wurde der gesamte bisherige Jahresgewinn ausradiert. Zwar eskaliert der Handelskrieg mit China aktuell (Peking und Washington belasten sich mit immer neuen und höheren Gegenzöllen), davon abgesehen ruderte US-Präsident Donald Trump gestern aber etwas zurück. Er kündigte eine 90-tägige Zollpause für alle Länder an, die Verhandlungsbereitschaft signalisiert haben und zuvor auf den Zollhammer der USA nicht mit Gegenzöllen reagiert hatten. Während dieses Zeitraums gelte außerdem ein gesenkter Zollsatz in Höhe von 10 % für alle betroffenen Länder (inklusive der EU) bis auf China. Das löste gestern an den US-Börsen Euphorie aus. Und wird wohl auch die Börsen in Europa heute nach oben ziehen. Alle großen US-Indizes verbuchten bis zu zweistellige Gewinne. Besonders geprügelte Werte wie etwa Apple konnten sich ebenfalls massiv erholen.
Dennoch weiß man aktuell, angesichts der erratischen Zollpolitik, nicht, woran man ist. Die Volatilität an den Börsen ist daher auch absurd hoch. Außerdem wirft das Einlenken Trumps weitere Fragen auf - etwa nach möglichem Insiderhandel. Also, was sollten Anleger jetzt tun? Hier die Antworten einiger Top-Trader:
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Christian Scheid (
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Es ist die Hölle los, und ich gehe davon aus, dass wir noch einige Monate mit den Turbulenzen an den Märkten leben müssen – also versuche ich, das Beste daraus zu machen.
„Das, was wir gerade an den Märkten sehen, ist alles andere als erfreulich. Trumps Zölle und die täglichen Nachrichten, die uns oftmals nur in Abständen von Stunden aus Übersee erreichen, haben sämtliche Märkte nach unten gezogen. Es ist die Hölle los, und ich gehe davon aus, dass wir noch einige Monate mit den Turbulenzen an den Märkten leben müssen – also versuche ich, das Beste daraus zu machen.
Wichtig ist jetzt, nicht in Panik zu verfallen, denn auch fallende Märkte bieten zahlreiche Chancen, um mit Gewinnen nach Hause zu gehen. Zum Beispiel am „Schwarzen Montag“. In der frühen Ausverkaufswelle boten sich Chancen über Chancen – wie etwa eine
-Aktie weit unter 1.000 Euro, die ich im wikifolio Special Situations long/short ausnutzen konnte.Ich denke, Donald Trump wird uns noch viele – vor allem aus Börsensicht negative – Überraschungen bieten. Er hat einen Plan, und er zieht ihn durch. Ob seine Maßnahmen zielführend sind, steht auf einem anderen Blatt. Er setzt auf jeden Fall alles drauf und dran, seine Wahlversprechen einzuhalten. Ich hoffe ein wenig darauf, dass der politische Widerstand „von innen“ irgendwann so groß wird, dass Tump seine Pläne stoppen oder zumindest abmildern muss. Und ja, vielleicht müssen wir uns sogar mit einer dritten Amtszeit „anfreunden“, wenngleich der Weg dorthin auch für einen Trump sehr weit ist.“
Christian Thiel (
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Die Kurse fallen so lange, bis die Politik Panik bekommt. Und handelt. Dann ist der Absturz der Märkte voraussichtlich vorbei. In der Zwischenzeit können wir günstig nachkaufen - wenn wir über Cash verfügen.
„Bleibt Trump bei seinen irrwitzigen Zöllen und/oder verschärft sich der Handelskrieg sogar noch, dann können wir noch deutlich tiefere Kurse sehen. Das alles ist schwer vorherzusagen. Es hängt davon ab, was die Akteure in den nächsten Tagen und Wochen tun.
Bei den Republikanern wächst der Frust über Trumps Politik. In der Bevölkerung auch. So ungewöhnlich wie Trumps Politik ist, so ungewöhnlich könnten die politischen Ereignisse der nächsten Zeit sein. Trumps Politik führt die USA in eine Sackgasse. Das werden in den nächsten Wochen auch in den USA mehr und mehr Bürger erkennen. Dann werden die Republikaner reagieren - aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Trump droht sie mit seiner Zollpolitik in den Abgrund zu ziehen.
Die Kurse fallen so lange, bis die Politik Panik bekommt. Und handelt. Dann ist der Absturz der Märkte voraussichtlich vorbei. In der Zwischenzeit können wir günstig nachkaufen - wenn wir über Cash verfügen. Wenn ich jetzt Cash hätte (wie im Tief vor drei Jahren), dann würde ich jetzt auch privat Aktien nachkaufen.
Das letzte Jahr hat mir im wikifolio 40 % Plus gebracht. Der Markt muss also um rund 29 % fallen, bis ich den Stand vom 2. Januar 2024 erreicht habe. Bis dahin ist es jetzt noch ein ganzes Stück. Und ich übe mich in Geduld. Der wichtigsten Eigenschaft von Langfristanlegern.“
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Reinhard Seiser (
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Eine Vorhersage der Börsenentwicklung ist kurz- bis mittelfristig sehr schwer, da alles von den Entscheidungen eines einzigen Mannes abhängt. ... Wer jetzt mit einem vollen Depot auf diesen massiven Verlusten sitzt, sollte meiner Meinung nach eher abwarten und bei einem Rebound etwas Cash aufbauen. Wer genug Cash hat, kann auch auf einen kurzen Rebound spekulieren. Das hängt aber vom jeweiligen Risikoprofil eines jeden Einzelnen ab.
„Ich habe derzeit zwei Szenarien im Kopf: 1. Donald Trump spielt ein Spiel. Er macht kurzfristig maximalen Druck mit den Zöllen, um alle Länder zu Verhandlungen zu zwingen – und holt in diesen Verhandlungen das Maximum für die USA heraus.
Das kann ein Entgegenkommen bei Zöllen sein, aber auch die Verhandlungspartner dazu zu verpflichten, US-Erdgas oder -Staatsanleihen zu kaufen. Fallen dann die Zölle gegen die ganze Welt wieder, wird die Börse recht schnell steigen. Auch mit dem Hintergrund, dass seit Jänner 2025 die weltweite Liquidität M2 massiv ausgeweitet wird.
Da es mit der US-Wirtschaft auch nicht so toll läuft und dann wegen der gestrichenen Zölle auch das Inflationsrisiko wieder sinken wird, kann die FED dann massiv die Zinsen senken und Trump seine ablaufenden US-Schulden, welche dieses und nächstes Jahr zu refinanzieren sind, billiger ersetzen. Dies ist das Szenario, bei welchem ich die derzeitige Börsenlage als große Nachkaufchance sehe.
Im Szenario zwei spielt Donald Trump kein Spiel mit der ganzen Welt. Stattdessen ist er ein Idealist und davon überzeugt, dass die Zölle gut für die USA sind und er mit den Einnahmen aus diesen seine geplanten Steuersenkungen finanzieren wird können. Wenn die Zölle bleiben, wird es zu Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder kommen, auf die Trump vielleicht oder wahrscheinlich mit weiteren Zollerhöhungen reagiert. Dann hätten wir den perfekten Zollkrieg. Für diesen Fall sehe ich noch weit tiefere Börsenkurse.
Somit ist eine Vorhersage der Börsenentwicklung kurz- bis mittelfristig sehr schwer, da alles von den Entscheidungen eines einzigen Mannes abhängt. Ich selbst habe bereits vor der Ankündigung von Trump wegen der Zölle ziemlich viel Cash aufgebaut. Das versetzt mich nun in die Lage, billig nachkaufen zu können und die massiven Kursverluste zu nutzen.
Trotzdem bleibe ich vorsichtig, trade viel im kurzfristigen Bereich und nehme Gewinne auch wieder mit. Sollte es Berichte über ernsthafte Verhandlungen geben, werde ich wieder längerfristige Positionen halten und diese ausbauen.
Wer jetzt mit einem vollen Depot auf diesen massiven Verlusten sitzt, sollte meiner Meinung nach eher einmal abwarten und bei einem Rebound etwas Cash aufbauen. Wer genug Cash im Depot hat, kann auch den einen oder anderen Trade versuchen und auf einen kurzen Rebound spekulieren. Das hängt aber vom jeweiligen Risikoprofil eines jeden Einzelnen ab.
Ich werde weiterhin versuchen, das Geld meiner Follower, welche mir ihr Vertrauen schenken und in das zu meinem wikifolio zugehörige Zertifikat investieren, vor großen Rücksetzern zu bewahren, indem ich kurzfristig agiere, um auch in Phasen wie diesen den Wert des wikifolios zu erhöhen.“
Stefan Waldhauser (
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Wir hatten es noch nie mit einem Regime zu tun, das die USA, wie wir sie als Investoren kennen und schätzen, anscheinend abschaffen will.
„Das Schlimmste daran ist die Unsicherheit: Denn wir alle wissen nicht, was Trump eigentlich will und welcher Masterplan dahintersteckt. Wie soll man sich als Investor aus dem Euroraum, der in den USA investiert, verhalten, wenn man fast davon ausgehen muss, dass die US-Präsidentschaft eine Rezession bewusst in Kauf nimmt und zudem an einer weiteren Schwächung des Dollars interessiert ist?
In den letzten 30 Jahren habe ich bei meinen US-Investments die Handels- und Währungspolitik weitgehend ignoriert. Mit Erfolg habe ich mich immer auf die Wertsteigerung von Unternehmen konzentriert, die unabhängig von der jeweiligen Präsidentschaft und weit darüber hinaus florieren. Allerdings hatten wir es noch nie mit einem Regime zu tun, das die USA, wie wir sie als Investoren kennen und schätzen, anscheinend abschaffen will.
Ich reagiere auf die Unsicherheit mit einer erhöhten Cash-Quote von derzeit rund 20 % im wikifolio. Dort halte ich mich mit Nachkäufen derzeit noch zurück, auch wenn viele Nebenwerte aus dem wikifolio High-Tech Stock Picking mittlerweile wieder sehr günstig bewertet sind.
Bei Käufen für mein wikifolio werde ich jetzt außerdem verstärkt über Alternativen außerhalb der USA nachdenken. Was im Tech-Bereich durchaus eine Herausforderung ist, da ich keine Abstriche bei der Qualität „meiner“ Unternehmen machen will. Die erhöhte Unsicherheit bedeutet aber nicht, dass ich mich jetzt von den USA abwende. Ich bin Optimist und denke, dass die amerikanische Demokratie dieses Regime überstehen wird. Aber man muss im Einzelfall gut prüfen, welchen Schaden Trump diesen Unternehmen zufügen könnte.
Die meisten Unternehmen in meinem Portfolio sind von den Zöllen nicht direkt betroffen, haben sich zuletzt aber dennoch kräftig verbilligt. Einige digitale Plattformunternehmen aus der zweiten Reihe wie
, und aus meinem wikifolio gibt es - gemessen am Cashflow - jetzt sogar so günstig wie nie zuvor. Und auch SaaS-Titel wie , und sind von ihrer Bewertung her jetzt wieder sehr interessant. Sogar alte Bekannte aus meinem Portfolio wie , die mir jahrelang zu teuer waren, beobachte ich jetzt wieder genau.Warnen möchte ich vor dem Buy-the-Dip bei populären Big-Tech-Titeln wie
, , oder auch . Diese Aktien könnten noch viel weiter fallen, denn sie haben fundamentale Probleme, die weit über die Zölle hinausgehen und sind auch nach der Korrektur nicht attraktiv für mich.“Keine News, Insights und Storys mehr verpassen!
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