Daher verwenden Anleger und Trader sehr viel Gehirnschmalz darauf, um solchen Trends doch noch auf die Spur zu kommen. Lediglich die passiven ETF-Anleger streichen vor der Aufgabe ihre Segel komplett und erklären kurzerhand die breite Streuung zur Ultima Ratio der Geldanlage.
Kompass in rauer See
Dass es auch besser geht, zeigen immer wieder aktive Trader. Während sich die kurzfristig orientierten häufig der Chartanalyse bedienen, sitzen die Strategen unter ihnen in der goldenen Mitte zwischen Passivanlagen und Kurzfrist-Trading. Sie trauen sich die richtige Prognose zu – und auch den langen Atem, um auf deren Eintreffen zu warten. Damit ist die Fundamentalanalyse der zuverlässige Kompass, der die Anleger auch durch eine raue See leiten kann. Wer seine Aktien gewissenhaft analysiert hat, dürfte gerade aktuell deutlich ruhiger schlafen – trotz Krieg, Inflation und Zinserhöhungen. Im Folgenden stellen wir drei Trader vor, deren Anlageideen fundamental orientiert sind und die durch hohe jährliche Durchschnittsrenditen überzeugen können.
Rückenwind durch Megatrends
Einer von ihnen ist Arne Briest (ArBriest), der seit Januar 2013 dabei ist. Mit seinem wikifolio Healthcare Demography investiert er in Aktien, die vom demographischen Wandel und den Trends im Bereich Pharma und Medizintechnik profitieren. Die größten Positionen sind momentan der Medizingeräte-Mittelständler ShockWave Medical (15,4 % Gewichtung), der Pharmakonzern Novo Nordisk (13,1 %) und der Laborzulieferer (9,6 %). Die letzten Trades tätigte Briest im November 2021, was die Langfristigkeit seines Ansatzes unterstreicht. Damals erhöhte er den Anteil von Novo Nordisk um 7,6 Prozentpunkte. Das dänische Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 17 Mrd. Euro ist führend im Bereich Diabetes. Dieser gigantische Markt habe weiter großes Wachstumspotenzial und Novo Nordisk werde zu den größten Profiteuren gehören, ist sich Bries sicher. Bis 2045 werde die Zahl der chronisch Erkrankten um +46 % steigen. Insgesamt entwickelte sich das wikifolio im Gleichschritt mit dem US-amerikanischen NASDAQ-Index, dem Starperformer unter den Aktienindizes. Im Schnitt bedeutet dies jährliche Zugewinne von +18,2 % pro Jahr.
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Ohne Rechtssicherheit ist alles Nichts
Patrick Kranz (Larry) investiert nicht in einer einzelnen Branche, sondern weltweit und mit langfristigem Horizont. „Von politischem und medialem Hintergrundrauschen ist dieses wikifolio befreit“, schreibt er über Invest Only In The Best!. Kranz setzt vor allem auf Konsumgüter- und Tech-Unternehmen, hat aber auch Infrastrukturkonzerne wie die oder Finanzfirmen wie im Portfolio. Er orientiert sich einerseits an Unternehmenskennzahlen wie dem Kurs/Gewinn-Verhältnis oder hohen Kapitalrenditen, andererseits wählt er Titel, die von den Trends Inflation, Demographie, Effizienzsteigerungen und Wohlstandswachstum in den kommenden Jahrzehnten profitieren könnten. Außerdem setze er bevorzugt auf Vermögenswerte aus Ländern, die besonders rechtssicher und „ohne eigenkapitalfeindliche Stimmung“ seien, schreibt er. Dazu zählt Kranz die angelsächsischen und skandinavischen Länder, die Schweiz, Hongkong und Singapur. Inzwischen hat Kranz seit fast zehn Jahren ein gutes Händchen bewiesen. Seit dem Start im August 2012 stieg das wikifolio jährlich um +14,2 % mit einem nervenschonenden Risikofaktor von 0,58. Damit schlug Kranz sowohl den MSCI World als auch die Benchmark aus 75 % S&P 500 und 25 % STOXX 50 Europe.
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Hightech, nur besser
Ein weiterer Anhänger der Fundamentalanalyse, der hohe Renditen über einen Zeitraum von knapp neun Jahren eingefahren hat, ist Sebastian Götz (GoetzPortfolios). Sein wikifolio Technology Outperformance enthält vor allem Tech-Werte aus den USA wie (13,2 % Gewichtung), (12,0 %), (11,4 %) und (9,9 %). Das wikifolio folgte zwar der allgemeinen Tech-Korrektur seit Jahresbeginn, befindet sich auf Jahressicht aber lediglich mit 1,8 % im Minus. Auch sieht sich Götz selbst als Contrarian. In einem Investorenbrief von Anfang April gab er sich optimistisch: „Sinkende Margen, hohe Inflation, steigende Zinsen sind zwar ein akutes Problem, allerdings für wie lange? Und sind sie dies wirklich?“, schrieb er. Monopolähnliche Unternehmen seien von der Inflation weniger betroffen, weil sie steigende Kosten auf die Verbraucher abwälzen könnten. Außerdem würden Firmen mit weniger intensivem Materialeinsatz die Inflation kaum bemerken: „Lieferengpässe im Bereich von Computer-Chips haben die Margen z. B. bei sogar steigen lassen.“ Die Tech-Werte seien zwar weiter „nicht günstig”, aber attraktiver als vor drei Monaten. Jetzt könnte antizyklisch betrachtet ein sinnvoller Zeitpunkt sein, um für ein langfristiges Investment einzusteigen. Seit dem Start im August 2013 konnte Götz jedenfalls liefern, was sein wikifolio versprach – „Technology Outperformance“ verbuchte ein Plus von insgesamt 465 %, entsprechend einer durchschnittlichen Jahresperformance von +21,8 %, deutlich mehr als der NASDAQ-Index selbst.
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Was kommt?
- Das sollten Anleger in der nächsten Woche im Auge behalten
Kommenden Dienstag werden die Zahlen zur Erzeugerpreisinflation in der Eurozone veröffentlicht. Im März stiegen die Abgabepreise der Industrie um 31,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Analysten rechnen mit einem weiteren Anstieg. Das würde darauf hindeuten, dass auch die Verbraucherpreisinflation noch eine Weile anziehen könnte. Die Bank of England gibt am Mittwoch bekannt, ob sie den Leitzins erneut anheben wird. Bereits im März hatte sie um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 % erhöht.
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