Künstliche Intelligenz passiert auch abseits von Nvidia. Soviel ist sicher. Ob bei europäischen Nebenwerten diesbezüglich was geht, weiß Philipp Haas. Er setzt seit 2012 im Rahmen seines wikifolios Nebenwerte Europa auf Aktien aus der zweiten und dritten Reihe. Und verfolgt natürlich auch alles andere, was sich sonst so am Aktienmarkt tut.
Gehypte Trendthemen braucht er nicht, um Outperformance zu generieren. Er schlägt sämtliche relevanten Benchmarks mit einem diversifizierten Depot aus Small- und Mid-Caps. Nach einem erfolgreichen Jahrzehnt stehen +300% zu Buche. „Vielleicht geht in den nächsten 10 Jahren sogar etwas mehr“, ist Philipp nicht grundlos optimistisch (kein Renditeversprechen!). Die Gründe und viel mehr gibt's im folgenden Interview. Lesenswerte Lesezeit: Ca. 4 min. Vorher nur eine ganz kurze Werbeeinschaltung:
Top-Performance für alle!
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Philipp, angesichts des KI-Hypes ist das Segment der Nebenwerte in den letzten Monaten etwas in den Hintergrund gerückt. Wie haben sich Nebenwerte-Aktien zuletzt entwickelt?
Philipp Haas ( investresearch ): Nebenwerte sind – außer im starken Januar, der auch von Käufen nach steuerlichen Verkäufen im Dezember 2022 getrieben worden war, – eher schlecht gelaufen. 2023 verläuft bislang alles andere als normal: Je kleiner die Aktie desto schlechter die Performance. Micro Cap Fonds sind fast alle im Minus, weswegen sie wohl weniger Zuflüsse haben. Und das Interesse von Privatanlegern hat sich zuletzt auf die genannten KI-Aktien konzentriert. Umso mehr freut mich, dass sich das wikifolio Nebenwerte Europa auch in diesem Umfeld behaupten konnte und auf Jahressicht zweistellig im Plus ist.
Wie stark belastet das aktuelle Umfeld rund um Zinswende und Konjunkturschwäche deutsche Nebenwerte?
Nebenwerte werden ja überproportional von Privatanlegern gekauft, die vielleicht jetzt auch einmal vermehrt Tagesgeld nutzen oder wegen Konjunktur und Inflation das Geld nicht so locker haben. Viele Unternehmen berichten aber nach wie vor gut, weswegen sich da Chancen bieten. Vorsichtig wäre ich wegen Zinswende und Konjunktur bei Immobilien- und Auto-Aktien, die ich entsprechend so gut wie gar nicht in den wikifolios halte.
Wie schätzt du in diesem Zusammenhang aktuell die Attraktivität von Nebenwerten vs. Blue Chips oder Large Caps ein?
Rein fundamental wohl selten so gut wie jetzt. Der Bewertungsabstand in den USA zwischen Large Caps und Small Caps war selten so hoch. Das heißt aber nicht, dass es sich schnell ausgleicht.
Nvidia war mir immer zu teuer. Leider. (...). Aber es gibt auch interessante Nebenwerte im Bereich Künstliche Intelligenz. (...)
Wenn es um Trendthemen geht, lassen sich Investoren ja recht schnell anstecken. Findet man in Europa vielleicht Nebenwerte, die gerade bei Künstlicher Intelligenz eine Rolle spielen könnten? Gibt es interessante KI-Nebenwerte? Oder greifst auch du lieber bei Nvidia zu?
war mir immer zu teuer. Leider. Ich habe den Gründer sogar mal persönlich bei einem Investorengespräch getroffen. Mir war er damals etwas zu „overpromising“, aber die Zahlen waren zuletzt schon der Wahnsinn. Man darf aber nicht vergessen, dass sich Chips bei den niedrigen Produktionskosten nicht ewig für fünfstellige Beträge verkaufen lassen. und bauen da auch an eigenen Lösungen, die sie dann bei produzieren lassen. Ein interessanter Nebenwert in dem Bereich könnte zum Beispiel sein oder auch deutsche Zulieferer am Anfang der Wertschöpfung wie oder . Dabei darf man aber nicht vergessen, dass KI-Chips immer noch nur einen kleinen Anteil an der gesamten Halbleiterbranche ausmachen. Börsennotierte Pure Plays bei AI-Anwendungen gibt es hingegen kaum. Da landet man wieder bei den Cloudgiganten.
Es gibt am Markt wieder Zinsen. Für viele Anleger ist das nach der langen Nullzinsphase sicher Neuland. Daher meine Frage: Wie attraktiv sind für dich jetzt Geldmarkt- oder Anleihen-Produkte im Vergleich zu Aktien? Immerhin rentieren zum Beispiel kurzlaufende US-Staatsanleihen bei 5% – eine stattliche Rendite für ein recht risikoloses Investment, oder?
Geldmarkt-Produkte haben jetzt durchaus eine Berechtigung, wie bei kleineren Beträgen auch Tagesgeld. Man darf aber nicht vergessen, dass man damit langfristig die Inflation wohl nicht schlägt und die Zinsen auch relativ schnell herunterkommen können. Dann würden sich Aktien stark erholen und man hätte nach Inflation kaum eine positive Rendite erzielt. Als Liquiditätsreserve aber jetzt durchaus interessant.
Dein wikifolio ist sehr stark diversifiziert: Top-Holding sind mit je 7% Anteil Cegedim und ProCredit. Sind das auch deine Top-Picks im Nebenwerte-Segment?
In Europa sind sie fundamental zumindest sehr interessant und nach meiner Berechnung mindestens das Doppelte wert.
ist eine deutsche Bank, die vor allem in Osteuropa aktiv ist. Die Aktie ist selbst nach ihrem Anstieg gemessen an KGV und KBV immer noch sehr günstig und würde von einem Sieg der Ukraine stark profitieren. ist ein französischer IT-Healthcareanbieter, der lange viel investiert hat und nun langsam die Früchte ernten sollte. Der Case ist aber etwas komplizierter als eine oder , die ich auf diesem Niveau auch für sehr günstig erachte.Seit Erstellung von Nebenwerte Europa vor nunmehr 11 Jahren hat sich sein Wert vervierfacht. Das ist eine tolle Leistung auch im Vergleich mit den Benchmarks. Da kann der DAX nicht einmal ansatzweise mithalten. Das ist doch eine schöne Bestätigung für deine Arbeit und zeigt, dass Nebenwerte langfristig outperformen. Gehst du davon auch für die nächsten 10 Jahre aus?
Ja, durchaus. Vielleicht geht sogar etwas mehr. Die Strategie wurde ja erst 2 Jahre nach Erstellung des wikifolios gestartet, weswegen die eigentliche Rendite pro Jahr noch höher war. Außerdem sind wir aktuell auch sicher nicht auf einem Hoch bei Nebenwerten und Micro Caps. Dazu kommt, dass ich in 10 Jahren sicherlich etwas dazugelernt und beispielsweise meine Modelle des fairen KGVs und das QFMA Modell entwickelt habe, nach denen das wikifolio verwaltet wird. Das Besondere an dem wikifolio Nebenwerte Europa ist, dass die Outperformance über diesen langen Zeitraum ja nicht mit mehr Risiko erkauft worden ist. Die Volatilität und der maximale Verlust sind deutlich niedriger als beim SDAX.
Kannst du dich noch an deine besten Investments der letzten 10 Jahre erinnern?
Das war relativ sicher die
, die ich von ca. 9 bis über 500 Euro geritten bin. Was man sich heute kaum vorstellen kann: Ich hatte auch ein paar Tenbagger (Verzehnfacher-Aktien, Anm.) mit chinesischen Tech-Aktien, die aber natürlich nicht im wikifolio Nebenwerte Europa zu finden waren.Und an die schlechtesten?
Ein Totalverlust war einmal die Getgoods AG, was dann zur Entwicklung des fairen KGVs geführt hat. Ich habe mich immer gefragt, wie ein eher schlechtes Team so gute Zahlen im E-Commerce-Bereich liefern konnte. Mit dem fairen KGV werden auch weiche Faktoren wie das Management beurteilt, um solche Investments zu verhindern. Ansonsten waren schlechte Investments auch Aktien, die ich als Fintechs angesehen habe, die sich aber doch eher als zyklische Banken herausgestellt haben. Gerade China hat natürlich viel Performance gekostet, jedoch notiert China Tech trotz des Wachstums auf dem Niveau von vor 10 Jahren. Da kann auch gerade wegen den schlechten Schlagzeilen eine Erholung weit laufen.
Aufgrund der starken Performance von Nebenwerte Europa gibt’s ab sofort ein zweites Zertifikat im Bezugsverhältnis 10:1. Damit bietet sich auch Kleinanlegern wieder die Möglichkeit dabei zu sein – aktuell schon für 40 Euro.
Ja, das finde ich gut, gerade wenn man einen bestimmten Betrag kaufen möchte, ist das hilfreich. Super wäre es natürlich, wenn die wikifolios bei noch mehr Neobrokern verfügbar wären.
Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Philipp, vielen Dank für die Einschätzungen und interessanten Einblicke in deine Strategie!
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