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„Verteidigungsausgaben sind eine Notwendigkeit – und dürften es bleiben“

Roel Houwer von VanEck geht davon aus, dass die Verteidigungsbranche auch langfristig wachsen wird, denn der Bedarf an modernen Verteidigungssystemen bleibe aufgrund zunehmender geopolitischer Spannungen bestehen – selbst wenn der Krieg in der Ukraine endet. Die Gründe und mehr – inklusive aller Infos zum VanEck Defense ETF – nennt er im Interview.

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Beim VanEck Defense ETF dreht sich alles um Verteidigung und Sicherheit. Basisindex ist der MarketVector Global Defense Industry Index. Was bekommen Anleger konkret, wenn sie sich den ETF ins Depot legen?

Roel Houwer: Investoren, die den VanEck Defense ETF in ihr Portfolio aufnehmen, erhalten Zugang zu führenden Unternehmen im Verteidigungssektor. Dazu gehören Unternehmen, die an der Spitze der Entwicklung und Implementierung fortschrittlicher Verteidigungssysteme, Cybersicherheitslösungen und verwandter Technologien stehen. Der ETF zielt darauf ab, Investoren eine diversifizierte Anlage in mindestens 25 Unternehmen zu bieten, die mindestens 50 % ihres Umsatzes mit verteidigungsbezogenen Aktivitäten erzielen. Durch die Nachbildung des MarketVector Global Defense Industry Index bietet der ETF eine „Pure Play“-Anlagestrategie in diesem Sektor, die sowohl etablierte Unternehmen als auch potenzielle zukünftige Marktführer der Branche berücksichtigt.

Laut VanEck-Website erfolgt ein Screening auf kontroverse Waffen. Was bedeutet das? Werden bestimmte Unternehmen ausgeschlossen?

Ja. Unternehmen, die an der Produktion umstrittener Waffen wie Landminen, Streubomben sowie biologischen oder chemischen Waffen beteiligt sind, werden nicht in den ETF aufgenommen. Sie werden basierend auf den Screening-Kriterien von VanEck und der Überwachung durch die renommierte ISS (Institutional Shareholder Services group of companies) sowie deren Forschungsdaten aus dem investierbaren Universum ausgeschlossen. Zusätzlich werden Unternehmen ausgeschlossen, die nachweislich gegen die Prinzipien des UN Global Compact oder die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen verstoßen (oder kurz davor stehen, dies zu tun).

Top-Holding im ETF ist aktuell Leidos – ein US-Softwareunternehmen, das in den Bereichen Datenanalyse, Systemintegration und Cybersicherheit tätig ist. Ist Cybersicherheit der Wachstumsmarkt schlechthin?

Das Wachstum im Verteidigungssektor wird zunehmend durch Cybersicherheit, Datenanalyse und Systemintegration angetrieben. Cybersicherheit hat in Verteidigungsstrategien mit der Weiterentwicklung der Technologie und zunehmend ausgeklügelten Bedrohungen stark an Bedeutung gewonnen. Leidos, als ein führendes Unternehmen in diesen Bereichen, repräsentiert diesen Trend zur Integration fortschrittlicher Technologie in die Verteidigung. Ein weiteres gutes Beispiel ist Palantir Technologies, das tatsächlich ein IT-Unternehmen ist (im Gegensatz zu Leidos, das unter Industrie fällt). Die Palantir-Aktie ist mit einer Rendite von über 50 % im laufenden Jahr auch außergewöhnlich gut gelaufen (per 02.07.24).

Werden klassische Militär- und Waffensysteme vielleicht irgendwann sogar ausgedient haben?

Das Landschaftsbild verändert sich zwar und Cybersicherheit gewinnt an Bedeutung, aber traditionelle militärische und Waffensysteme dürften weiterhin von entscheidender Bedeutung bleiben und wahrscheinlich nicht völlig obsolet werden, zumal sie nach wie vor eine wichtige Rolle in der nationalen und globalen Sicherheit spielen.

Roel Houwer

Ein gutes Beispiel hierfür ist das außergewöhnliche Wachstum von Hanwha Aerospace, das eher traditionelle und technologisch vergleichsweise wenig fortschrittliche Systeme herstellt. Sie bauen ihre Produkte günstiger und schneller als die Konkurrenz und haben so die Nachfrage von Ländern bedient, die ihre Verteidigungsausgaben schnell erhöhen möchten. NATO-Länder, die die Anforderung von 2 % des BIP für Verteidigungsausgaben nicht erfüllen, sind hier die offensichtlichsten Beispiele.

Der ETF wurde Ende März 2023 aufgelegt und ist seither um rund 58 % (per 11.07.24) gestiegen. Die Branchenaktien hatten in großen Teilen bereits einen sehr guten Lauf. Wieso sind sie auch weiterhin interessant?

Zunächst weil Verteidigungsausgaben wichtiger denn je sind.

  • Immer mehr NATO-Länder erfüllen das Ziel, 2 % ihres BIPs für Verteidigung auszugeben. 18 von 32 Ländern erfüllen die Quote – im Vergleich zu 7 im letzten Jahr. JPMorgan prognostiziert in einer Studie aus 2023, dass die NATO-Mitglieder in den kommenden Jahren die 2 %-Schwelle überschreiten werden. Wenn dies geschieht, könnten die durchschnittlichen NATO-Ausgaben in naher Zukunft um bis zu 21 % steigen.
  • Dieser Trend wird durch europäische Staaten wie Deutschland unterstützt, die ebenfalls in Richtung 2 %-Ziel investieren. Da geopolitische Konflikte näher an die europäische Grenze rücken und angesichts Putins „imperialer Bestrebungen“, forderte Bundeskanzler Scholz eine präventive Verbesserung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten. Das könnte der Anfang einer Verringerung der Abhängigkeit der europäischen Staaten vom US-Militär sein.
  • Die EU hat ihre European Defence Industrial Strategy (EDIS) gestartet und legt damit ihr Augenmerk auf Verteidigung und Sicherheit.

Außerdem erhöhen mehrere langfristige Treiber die geopolitischen Spannungen, die folglich die Notwendigkeit für höhere Militärausgaben schaffen.

  • Die Spannungen zwischen Russland und der NATO nehmen zu und es gibt keine Anzeichen für eine Verbesserung.
  • Cyberangriffe stellen ein wachsendes geopolitisches Risiko dar und sind eine bedeutende Bedrohung für einzelne Organisationen und die nationale Sicherheit.
  • Der strategische Wettbewerb zwischen den USA und China hat zu geopolitischen Spannungen geführt. Beispiele sind Chinas verstärkte militärische Präsenz im Südchinesischen Meer, technologische Fortschritte und anhaltende Handelskonflikte mit den USA.
  • Verlangsamung der Globalisierung. Die COVID-19-Pandemie hat die Verwundbarkeit vieler Länder, die stark von Importen abhängig sind, offengelegt. Zusätzlich führen Nationalismus, Protektionismus und populistische Bewegungen zu einer Zunahme geopolitischer Spannungen.
  • Der Klimawandel ist eines der politisch polarisierendsten Themen der Welt und eines der größten geopolitischen Risiken. Wenn extreme Wetterereignisse häufiger auftreten, kann dies zu massiven Fluchtbewegungen sowie Wasser- und Nahrungsmittelknappheit führen. Neben diesen Ursachen für geopolitische Spannungen werden die Militärs oft auch eingesetzt werden, um Hilfe zu leisten und Evakuierungen zu organisieren.
  • Zukünftige Pandemien. Die Welt erholt sich noch immer von den Folgen der COVID-19-Pandemie. Mögliche zukünftige Pandemien könnten eine Quelle steigender geopolitischer Spannungen sein.

Die Branche erlebt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine Sonderkonjunktur – die Militärausgaben sind so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Kann das den Aktien weiter Rückenwind verleihen und was würde ein Ende des Krieges für die Papiere bedeuten?

Dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen, da europäische Nationen ihre Verteidigungsfähigkeiten stärken und ihre Militärausrüstung modernisieren, um anhaltenden Sicherheitsbedenken zu begegnen und die NATO-Vorgabe von 2 % des BIP für Verteidigungsausgaben zu erfüllen. Sollte jedoch ein Ende der Kriegshandlungen erreicht werden, könnten die Auswirkungen auf die Aktien gemischt sein:

  • Potentieller Rückgang der unmittelbaren Nachfrage: Eine friedliche Lösung könnte zu einer Verringerung der Dringlichkeit für erhöhte Verteidigungsausgaben führen, was das Umsatzwachstum der Unternehmen verlangsamen könnte.
  • Langfristige Modernisierung und Wartung: Selbst mit dem Ende des Krieges wird der Fokus auf die Aufrechterhaltung und Modernisierung der militärischen Infrastruktur voraussichtlich bestehen bleiben. Länder werden weiterhin in Cybersicherheit, fortschrittliche Technologie und neue Verteidigungssysteme investieren müssen, um langfristige Sicherheit zu gewährleisten.
  • Verschiebung der Ausgabenprioritäten: Die Mittel aus den Verteidigungsbudgets könnten in Teilen in anderen Sektoren eingesetzt werden, aber am zugrunde liegenden Bedarf an starker Verteidigung wird sich nichts ändern. Es dürfte weiter in Cybersicherheit und fortschrittliche Verteidigungstechnologien investiert werden, um der komplexer werdenden Bedrohungslage Rechnung zu tragen.

Alles in allem könnte das Ende des Krieges die kurzfristige Nachfrage beeinträchtigen, langfristig bleibt der Bedarf an robusten und modernen Verteidigungssystemen aber bestehen. Der Sektor dürfte also weiter ein nachhaltiges Wachstum verzeichnen und das Interesse der Investoren bestehen bleiben.

Im wikifolio Aktiencheck gehen Airbus, Northrop Grumman und Lockheed Martin als Sieger hervor. Auch Rheinmetall – der beliebteste Rüstungstitel auf wikifolio.com – schneidet gut ab. Sie alle sind im VanEck Defense ETF nicht vertreten. Woran liegt das?

Der VanEck Defense ETF verfolgt eine Pure-Play-Strategie. Unternehmen müssen mindestens 50 % ihres Umsatzes aus verteidigungsbezogenen Aktivitäten erzielen, um aufgenommen zu werden. Das führt dazu, dass Unternehmen wie Airbus (oder auch Boeing) nicht dabei sind, denn sie generieren den Großteil ihres Umsatzes in der zivilen Luftfahrt.

Die Strategie schließt außerdem kontroverse Waffen und Unternehmen, wie eingangs erklärt, aus. Lockheed Martin, Rheinmetall und Northrop Grumman fallen durch dieses Raster.

Viele halten eine Investition in Aktien der Verteidigungsbranche für moralisch bedenklich. Was entgegnen sie?

Es kann ebenso argumentiert werden, dass Investitionen in Verteidigung eine moralische Verpflichtung darstellen, insbesondere für Institutionen wie Pensionsfonds. Verteidigungsinvestitionen sind entscheidend für die nationale und globale Sicherheit, die gesellschaftliche Stabilität und den Schutz vor Bedrohungen. Sie schützen nicht nur die Bevölkerung, sondern unterstützen auch technologische Innovationen und das Wirtschaftswachstum, wovon die Gesellschaft insgesamt profitiert.

Darüber hinaus folgen viele Verteidigungsunternehmen strengen ethischen Standards und internationalen Vorschriften, was verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken sicherstellt. Daher stehen Investitionen in Verteidigungsaktien im Einklang mit dem übergeordneten moralischen Imperativ, Sicherheit, Stabilität und verantwortungsvolle wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.

Apropos Moral-Debatte: Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird Sponsor beim deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund. Sportsponsering durch Rüstungsfirmen – ein No-Go?

Die öffentliche Meinung zum Verteidigungssektor hat sich gewandelt – selbst Pensionsfonds ziehen in Betracht, in den Sektor zu investieren (und werden auch dazu aufgefordert). Im Einklang mit dieser allgemein höheren Akzeptanz erscheint es nur logisch, dass Verteidigungsunternehmen auf konventionellere Weise mit der Gesellschaft interagieren.

Letztendlich hängt die Akzeptanz von Sportsponsoring durch Verteidigungsunternehmen aber von der öffentlichen Wahrnehmung und den individuellen Werten ab. Es ist jedoch sehr wichtig, dass die Aktivitäten der Unternehmen transparent sind und sie sich ihrer außergewöhnlichen Rolle in der Gesellschaft bewusst bleiben.

Roel, vielen Dank für die Einschätzungen und interessanten Einblicke in die Branche!

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