Aufgerüstet! Die Profiteure der weltweiten Militarisierung

Seit Russland die Halbinsel Krim 2014 annektierte, steigen die Verteidigungsausgaben weltweit und mit ihnen auch die Aktien der Rüstungsindustrie. 2023 beliefen sich die Militärausgaben laut einem Bericht des Stockholmer Instituts für Internationale Friedensforschung (SIPRI) auf insgesamt 2,4 Billionen US-Dollar (306 Dollar pro Person!). Das ist ein Plus von 6,8 % gegenüber dem Vorjahr und ein Zuwachs von gut 27 % seit 2014.

Den größten Brocken der Ausgaben stemmen wenig überraschend die NATO-Staaten mit gut 1,3 Billionen Dollar. „Big Spender“ sind die USA. Sie allein kamen 2023 auf 916 Milliarden Dollar.

Mehr Militärausgaben weltweit bedeuten mehr Umsatz für die Rüstungsindustrie: Nach Daten von SIPRI setzten die 100 größten Rüstungskonzerne der Welt im Jahr 2022 Waffen und militärische Dienstleistungen im Wert von 597,2 Milliarden US-Dollar um. 2014 lag dieser Wert bei nur 399,5 Milliarden. Der Umsatz der Top 100 kletterte seit Beginn der russischen Aggression gegen die Ukraine also um fast 50 %.

Der deutsche Umsatz-Beitrag belief sich 2022 auf gerade einmal 9 Milliarden Dollar, wovon die Hälfte auf Rheinmetall entfällt. Zwischen 2014 und 2022 konnte das Unternehmen den Umsatz mit Waffen und militärischen Dienstleistungen um 53 % steigern und damit sogar noch etwas mehr als der Schnitt der Top 100. Es überrascht nicht, dass Rheinmetall in den Finanzberichten sogar von einem „Verteidigungs-Superzyklus“ spricht, der mit der Annexion der Krim begonnen habe.

Übrigens: Laut SIPRI-Daten macht Rheinmetall mittlerweile 67 % des Umsatzes mit Waffen und militärischen Dienstleistungen. 2014 waren es noch weniger als die Hälfte. Insgesamt belegt Rheinmetall Platz 28 der Top 100 Rüstungskonzerne der Welt nach Umsatz mit Waffen und militärischen Dienstleistung. Die Top 6 sind nach wie vor dieselben wie 2014.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine oder auch der Eskalation im Nahen Osten steigen die Umsätze und mit ihnen – wenig überraschend – auch die Aktienkurse.
Der VanEck Defense UCITS ETF, der Ende März 2023 aufgelegt wurde, liegt per 11.06.2024 gut 57 % im Plus. Der breite MSCI World Index konnte im selben Zeitraum nur knapp 29 % zulegen. Auch der Vergleich seit Jahresanfang fällt zugunsten der Rüstungs- und Verteidigungsaktien aus: Der ETF liegt 2024 bislang 27 % vorne, der MSCI World 14 %. Die Rheinmetall-Aktie legte seit Jahresanfang sogar 80 % zu. Sie ist in 464 investierbaren wikifolios vertreten und damit der mit Abstand beliebteste Rüstungstitel auf wikifolio.com.

Doch welches Unternehmen siegt im wikifolio Aktien-Check? Kann Rheinmetall die Community trotz der bereits erfolgten Rallye auch im Aktien-Check überzeugen? 150 Teilnehmer haben dieses Mal ihr Votum für 20 Aktien abgegeben.

And the winner is… nicht Rheinmetall. Die Krone holt sich Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus, gefolgt von den beiden US-Rüstungsschmieden Northrop Grumman und Lockheed Martin. Allerdings war es an der Spitze im Rahmen eines Aktien-Checks noch nie derart knapp. Die Top 7 kommen allesamt auf gut 3,8 Punkte. Auch Rheinmetall mischt ganz vorne mit. Genau wie das Software- und Big Data-Unternehmen Palantir. Sie alle überzeugen mit einer hohen finanziellen Risikotragfähigkeit, einer starken Wettbewerbsposition und ihrem Geschäftsmodell.

Besonders wichtig für interessierte Anleger: Auch wenn sie allesamt in der Rüstungsbranche tätig sind, gleicht hier kein Ei dem anderen. Neben eklatanten Größen-Differenzen (Rheinmetall kommt nur etwa auf ein Zehntel des Umsatzes von Lockheed Martin oder Airbus bei einem Fünftel der Marktkapitalisierung) unterscheiden sich auch die Geschäftsmodelle.

Der Aktien-Check-Sieger Airbus zum Beispiel ist in erster Linie Hersteller von Passagierflugzeugen. Der A380 ist das größte Passagierflugzeug der Welt. Der deutsch-französisch-spanische Konzern baut außerdem Hubschrauber. Das militärische Geschäft kam laut SIPRI 2022 indes nur auf einen Umsatzanteil von 20 %. Im Angebot sind militärische Flugzeuge (z. B. Eurofighter), Satelliten und Orbitalsysteme, kommerzielle Trägerraketen oder Lenkflugkörper.

Der Rest der Top-Platzierten – ausgenommen Palantir – erwirtschaftet den Großteil des Umsatzes mit Waffen oder anderen militärischen Gütern. Die deutsche Hensoldt etwa fertigt Radare zur Überwachung, Aufklärung oder Flugsicherung, Visiere, Wärmebildgeräte, Drohnen uvm. Und Rheinmetall? Die deutsche Rüstungsschmiede Nr. 1 hat vor allem Panzer, Waffen und Munition im Angebot.

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