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Finger weg von IPO-Aktien?

Vier Top-Trader erklären, warum es oft keine gute Idee ist, die Aktien von neu gelisteten Unternehmen zu kaufen und ob der Börsenneuling Snowflake die Ausnahme von der Regel ist.

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Quelle: Tim Gouw, Pexels.com

Dem Cloud-Computing-Unternehmen Snowflake gelang Mitte September mit Einnahmen von über drei Milliarden US-Dollar der bisher größte Software-IPO (Initial Public Offering, Börsengang). Damit nicht genug, am ersten Handelstag schoss der Aktienkurs in der Spitze bis auf 319 US-Dollar – ein Plus von über 160 Prozent. Knapp eine Woche später notiert die Aktie schon wieder deutlich tiefer bei rund 215 US-Dollar. Ist damit der richtige Einstiegszeitpunkt gekommen? Sollte man warten, bis sich der Rauch etwas legt? Oder lässt man von Börsenneulingen lieber generell die Finger? Top-Trader klären auf.

Aktiengewinne mit IPOs sind die Ausnahme

wikifolio-Trader Lukas Spang (Junolyst), der sein Investmentgeschick bei der Verwaltung des wikifolios Chancen suchen und finden unter Beweis stellt, steht den Aktien von Börsenneulingen skeptisch gegenüber: „Bislang habe ich mich bei IPOs meist zurückgehalten, da sich gezeigt hat, dass die Gesellschaften oftmals zu einer sehr hohen Bewertung und entsprechenden Erwartungen an die Börse gekommen sind. Kurzfristig kann dies zwar erfolgreich sein. Doch vielfach haben sich diese Erwartungen dann auf Sicht von mehreren Monaten oder Quartalen nicht erfüllt.“ Um seinen Punkt zu unterstreichen, nennt Spang deutsche Beispiele der letzten Jahre: „ Aumann, Cyan, Home24, Serviceware, STS, Voltabox und Westwing – profitiert haben da vor allem Alt- bzw. Bestandsaktionäre, die im Rahmen des Börsengangs Aktien abgegeben haben, sowie die Unternehmen selbst, die gleichzeitig über eine Kapitalerhöhung neues Geld aufgenommen haben.“

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Kennzahlen

  • +486,7 %
    seit 17.09.2013
  • EUR 0,00
    Investiertes Kapital
  • -
    Performance (1 J)
  • -
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 22,1 Prozent

Dass es auch IPO-Erfolgstorys gibt, ist Spang klar, von diesen sollte man sich laut ihm aber nicht blenden lassen: „Natürlich gab es auch positive Beispiele wie Varta, deren Aktienkurs sich seit dem IPO 2017 vervielfacht hat. Dennoch sollte man sich immer die Zahlen genau anschauen und überlegen, ob das Unternehmen gegebenenfalls von einem aktuellen Trendthema gehypt sein könnte und deswegen nur einen guten Moment für einen IPO nutzt.“

Phillip Haas (investresearch), der mit Nebenwerte Europa aktuell die wikifolio-Rangliste anführt, stimmt dem zu: „Firmen, die neu an die Börse kommen, sind oft überbewertet.“ Kategorisch ausschließen will er IPO-Investments aber nicht: „Es gibt immer wieder Ausnahmen und bei Weltklasseunternehmen bietet sich auch eine kleine Beobachtungsposition an. Steigt die Aktie dann, ist man dabei und wenn die Aktie stark fällt, kann man sich freuen eine gute Firma günstig nachzukaufen.“

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Kennzahlen

  • +313,0 %
    seit 22.09.2012
  • EUR 5.412.581,25
    Investiertes Kapital
  • +0,1 %
    Performance (1 J)
  • 15,6 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 16,1 Prozent

Trading ja, Investment nein

Auch Top-Trader Christian Scheid (Scheid), der das wikifolio Special Situations verwaltet, schließt den Kauf von IPO-Aktien nicht grundsätzlich aus: „Neuemissionen halte ich grundsätzlich für sehr interessant – vor allem in der jetzigen Börsenphase. Viele Aktien, gerade aus dem Technologiebereich, sind schon gut gelaufen und Anleger sind daher ‚heiß‘ auf Börsenneulinge. Als Trader kann man sich solche Trends zunutze machen.“ Will man das Papier eines IPO-Unternehmens allerdings länger halten, wird es laut Scheid komplexer: „Für langfristige Investments muss man genau hinsehen. Denn für nachhaltige Anlageerfolge mit Aktien von Börsenneulingen kommt es entscheidend auf die Bewertung an.“

Chart

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Kennzahlen

  • +165,6 %
    seit 12.09.2012
  • EUR 597.627,77
    Investiertes Kapital
  • -14,5 %
    Performance (1 J)
  • 15,0 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Performance pro Jahr: 16,7 Prozent

Snowflake-Aktie kaufen?

Glaubt man Scheid, ist Snowflake dafür ein perfektes Beispiel: „Der Börsenwert entspricht circa dem 100fachen Jahresumsatz, das ist aus meiner Sicht vollkommen absurd. Es wird sehr, sehr lange dauern, bis das Unternehmen in diese Bewertung hineinwächst – wenn die Rechnung am Ende überhaupt aufgeht.“

Top-Trader Stefan Waldhauser (stwBoerse), der ein Experte für Value-Investing im Tech-Bereich ist und auf wikifolio das Musterdepot High-Tech Stock Picking verwaltet, ist derselben Meinung. Auf seinem Blog führte er erst kürzlich aus: „Ein Enterprise Value von über 60 Milliarden US-Dollar ist mir viel zu hoch, um mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Das Unternehmen ist am freien Markt außerhalb der Börse viel weniger wert. Erst im Februar wurde Snowflake bei der letzten außerbörslichen Finanzierungsrunde zu gut 12 Milliarden US-Dollar bewertet. Und jetzt, ein halbes Jahr später, soll das Unternehmen fünf Mal so viel wert sein?“

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An Snowflake interessierten Anlegern, gibt Waldhauser folgendes mit auf den Weg: „Lass Dich nicht von dem aktuellen Hype um die Tech-IPOs anstecken. Es bleibt Dir genug Zeit, um später einzusteigen. Dann hast Du eine viel bessere Entscheidungsgrundlage. Das Emissionsprospekt als Informationsquelle ist wichtig. Es ist trotz zahlreicher rechtlicher Vorgaben aber immer auch eine Art Hochglanz-Werbebroschüre für den Verkauf der Aktien. Die ersten Quartalsberichte nach dem IPO sind meist noch viel erhellender, um die Spreu vom Weizen zu trennen.“


Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.