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Börsen im Panik-Modus: Was Daytrader von den Charts lernen können

Der Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine ist heute das beherrschende Thema. Die Kurse brechen angesichts der Entwicklung ein. Die charttechnischen Muster behalten Gültigkeit. Rückblick: Was in den letzten Stunden funktioniert hat und was Daytrader für ihren Handel mitnehmen können.

Block, Stift und Brille als Zeichen für die Erfahrungen, die man aus dieser Situation ziehen kann; Symbolbild für den Blogartikel

Der DAX hat sich im vorbörslichen Handel von seinem gestrigen Schlusskurs bei 14.631 Punkten mehrere hundert Punkte entfernt. Zum Start der Präsenzbörsen um 8 Uhr lagen die Indikationen für den deutschen Leitindex unterhalb von 14.000 Punkten. Nicht wenige Anleger dürften sich mit Blick auf die Nachrichtenlage in diesen Stunden panikartig von ihren Aktienbeständen getrennt haben.

Das morgendliche Tief kam nicht von ungefähr

DAX-Graph der den wöchentlichen Verlauf zeigt; Symbolbild für den Blogartikel
Entwicklung des DAX

Schon heute Morgen wurde aber deutlich, dass gewisse „Regeln“ an den Börsen auch in solchen Phasen durchaus Bestand haben.

Viele technische Analysten hatten im Zuge der laufenden Korrektur bereits darauf hingewiesen, dass bei 13.795 Punkten im DAX eine markante Unterstützung liegt. Von exakt diesem Niveau aus war der Index im Februar 2020 abgestürzt, wodurch die Marke zunächst als Widerstand eingestuft wurde. Nachdem der DAX diese Hürde im März des vergangenen Jahres nach einiger Anlaufzeit dann endlich überwunden hatte, wurde aus dem Widerstand eine Unterstützung und damit auch eine konkrete Anlaufstelle für die nächste Korrektur. Zumal in diesem Bereich auch die 50 Prozent-Korrektur-Marke der im Oktober gestarteten Rally lag.

Mehr zum Thema: Aktienmärkte im technischen Abwärtssog

Heute Morgen nun fiel der DAX um 8:05 Uhr tatsächlich fast punktgenau auf 13.795 Punkte. Prompt war der Ausverkauf zu Ende und die Kurse schossen nach oben. Nur zwei Stunden später lag der Index bereits 430 Punkte höher. Das entspricht einem Plus von 3,1 Prozent. Dafür braucht der DAX manchmal mehrere Tage.

Es hätte selbstverständlich auch weiter nach unten gehen können. Garantien gibt es an der Börse nicht. Die genannte Unterstützung war aber so offensichtlich, dass sich dort nach dem starken Abverkauf in der Nacht wohl zahlreiche Profianleger mit ihren Kauforders auf die Lauer gelegt haben. Diese konnten ihren Arbeitstag um 10 Uhr dann womöglich schon wieder beenden. Denn auch der Endpunkt der morgendlichen Erholung bei gut 14.220 Punkten kam aus charttechnischer Sicht nicht komplett überraschend.

Die zweite Chance kam um 9 Uhr

Wer den Startschuss der Erholung so früh am Morgen verpasst hat, der bekam um kurz nach 9:00 Uhr übrigens noch eine zweite Einstiegschance. Da war die erste Welle (von ca. 13.800 auf gut 14.000 Punkte) nämlich gerade um 50 Prozent korrigiert worden. Ein ebenfalls sehr oft zu beobachtendes Phänomen. Die Eröffnung einer Long-Position bei 13.900 Punkten wäre regeltechnisch also ebenfalls nachvollziehbar und mit Blick auf das anschließende 300-Punkte-Plus auch sehr lohnenswert gewesen. Wobei man deutlich sagen muss, dass die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Trades im Bereich der o.a. Unterstützung bei 13.795 Punkten schon wesentlich größer war.

Übrigens sollte man sich nicht darauf verlassen, dass diese Bastion bei einem möglichen zweiten Anlauf (der DAX nähert sich ihr zur Mittagszeit ja schon wieder) auf jeden Fall wieder so gut hält. Je öfter solche Marken angelaufen werden, desto brüchiger werden sie in der Regel.

Gestern gab es noch mal eine letzte Chance zum Ausstieg

Dass die Kurse heute Morgen derart stark abgestürzt sind, war natürlich die Folge der aktuellen politischen Entwicklungen. Beschweren darf sich darüber aber im Grunde niemand. Nach dem Bruch der fast ein Jahr lang stabilen Unterstützung bei 14.800 Punkten zu Wochenbeginn hatten Charttechniker schon vorher eindringlich vor weiter fallenden Kursen gewarnt. Gestern kam es dann noch einmal zu einem klassischen Rücklauf an die Ausbruchmarke, was von den Profis umgehend zu Verkäufen genutzt wurde. Es war die vorerst letzte Chance, zu solch hohen Kursen auszusteigen. Am Ende des Tages stand eine klassische bearishe Umkehrkerze als weiterer Beleg dafür, dass sich die Märkte im Korrekturmodus befinden. Und das nicht erst seit heute.


 

Disclaimer: Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte (ISSP) und geprüfter Zertifikateberater (EDA). Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist schwerpunktmäßig mit dem Markt für Zertifikate und Hebelprodukte. Zuvor war er über fünf Jahre beim PLATOW Brief als Börsenredakteur tätig. Dort rief er Mitte 2004 den Newsletter „PLATOW Derivate“ ins Leben, für den er auch heute noch hauptverantwortlich tätig ist. Für PLATOW betreut er zudem die wikifolios PLATOW Trend & Sentiment und PLATOW Trend & Sentiment 2.0 sowie das Dachwikifolio PLATOW Best Trader Selection. Daneben schreibt er auch für das Fachmagazin „Der Zertifikateberater“. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen der wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung.

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