Die Bären drücken Tesla
Technologiewerte waren sowohl in Deutschland als auch in den USA lange Zeit die Anführer der Aktienmarktrally. Doch das scheint nun vorbei zu sein. In den vergangenen Tagen präsentierten sich die Aktien der High-Tech-Firmen überdurchschnittlich schwach. Der Nasdaq 100 als breitgefasster Leitindex dieser Branche hat seit seinem vor 2,5 Wochen markierten Hoch bereits mehr als zehn Prozent verloren. Zuvor hatte sich der Index innerhalb von gut zwei Jahren aber auch nahezu verdoppelt. Gewinnmitnahmen sind aus Sicht von Investoren daher irgendwie nachvollziehbar.
Ganz konkrete Gründe für ein Abstoßen der Aktien gibt es bei Tesla, die mit einem Minus von über sieben Prozent gestern der mit Abstand größte Verlierer des gesamten Auswahlindex waren. Nachdem die Ratingagentur Moody's die Bonität des immer noch stark defizitären Elektroauto-Herstellers herabgestuft hatte, sorgen sich die Anleger zunehmend um die finanzielle Ausstattung des Unternehmens. Zudem belasten neben den altbekannten Produktionsschwierigkeiten auch eine verhaltene Nachfrage der Kunden und die laufenden Ermittlungen der Behörden nach einem Unfall mit einem Tesla in Kalifornien.
Keine signifikante Unterstützung zu erwarten
Die Tesla-Aktie hat auf Monatssicht nun schon fast 30 Prozent an Wert verloren. Der wikifolio-Trader Roland Weis („Aktienkampagne“) ist außerdem davon überzeugt, dass der Sturzflug des ehemaligen Highflyers anhalten wird. Zumindest hat er sich in seinem wikifolio „CAN SLIM“ entsprechend positioniert: „Angesichts der Marktschwäche wurde der Open End Turbo Put Optionsschein auf Tesla ins wikifolio genommen. Der Hersteller von Elektroautomobilen hat es noch immer nicht geschafft, sein Modell 3 in die Massenfertigung zu bringen. Dementsprechend laufen immer noch Verluste im operativen Geschäft an. In der Vergangenheit ist die Aktie in einem sehr positiven Umfeld sehr gut gelaufen - zu gut. Nach William O'Neil sind es genau diese Aktien, die bei ungünstigen Marktbedingungen starken Korrekturen ausgesetzt sind. Technisch operiert die Aktie bereits unter der 50- und der 200-Tagelinie. Unter solchen markttechnischen Rahmenbedingungen ist es eher unwahrscheinlich, dass die Aktie von institutioneller Seite signifikante Unterstützung erfährt.“
William O'Neil, auf den sich der Trader in diesem Kommentar bezieht, hat die so genannte „CAN SLIM“-Strategie entwickelt, die in diesem wikifolio „modifiziert umgesetzt werden soll“. Grob umrissen geht es dabei um die Auswahl der Werte anhand verschiedener Kennzahlen und Eigenschaften der Unternehmen. Neben dem schon mit zehn Prozent im Plus liegenden Short-Trade auf Tesla (fünf Prozent Depotanteil) befinden sich derzeit noch drei Einzelwerte (38 Prozent Anteil) in dem wikifolio, von denen die Fintech Goup mit einer Gewichtung von 25 Prozent den größten Teil ausmacht. Die ansonsten eher defensive Ausrichtung (über 50 Prozent Cash) hat dazu geführt, dass das wikifolio nur gut acht Prozent unter Allzeithoch notiert. Seit Anfang 2016 konnte der Trader insgesamt eine Performance von 68 Prozent bei einem maximalen Verlust von 18 Prozent erzielen.
Hohe Flexibilität bringt Vorteile in Korrekturphasen
Carolin Schewe-Lenz („JML“) hätte bei Tesla ebenfalls gerne von den fallenden Kursen profitiert, hat den Einstieg aber verpasst. Nun hofft sie auf eine zweite Chance: „Ich habe Tesla als Short komplett verschlafen, das würde mich nochmal reizen. Vielleicht kommt sie ja nochmal hoch und ich bekomme die Möglichkeit des Einstiegs.“ Gelungen ist ihr in ihrem wikifolio „allallowed“ dafür aber der frühzeitige Aufbau von Short-Positionen beim Nasdaq 100 und dem S&P 500, wo sie mit 17 bzw. 18 Prozent im Plus liegt. Neu im Depot ist zudem ein Hebelprodukt, das an fallenden Notierungen im DAX partizipiert. Zusammen kommen die drei Positionen auf ein Gewicht von acht Prozent.
Ergänzt werden sie durch einen ETC auf den Goldpreis, neun Aktien sowie 51 Prozent Cash. Diese defensive Ausrichtung hat die Traderin gewählrt, weil sie den Markt als „eindeutig bearish“ identifiziert hat. Dementsprechend handelt sie auch: „Hin und her... wenig machen, ein bisschen hedgen. Damit fühle ich mich wohl und es scheint ganz gut zu funktionieren“. Tatsächlich ist die Bilanz mit einem Plus von 40 Prozent seit Februar 2015 bei einem sehr überschaubaren Maximalverlust von weniger als acht Prozent erfreulich. Selbst die Performance seit Jahresbeginn ist leicht positiv, was nicht viele Marktteilnehmer behaupten können. Hier macht sich vor allem das strikte Risikomanagement bemerkbar.
Zudem hält die Traderin nichts von dem oft praktizierten „Long only“-Ansatz. Stattdessen agiert sie flexibel nach dem Motto „wenn der Markt nach oben rennt, macht man automatisch Gewinne - wichtig ist nach unten nicht dabei zu sein oder sich erfolgreich short positioniert zu haben“. Deshalb hat sie bei ihren insgesamt vier Anlagestrategien auch einen „Short-Trading Bereich“ eingebaut, was sich aktuell als großer Vorteil erweist.
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