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Alles startete mit einem großen Traum während des Studiums: ich wollte eine Mercedes-Benz S-Klasse besitzen. Doch wie sollte ich das 1995 anstellen mit nur 5000 DM (ca. 2500 EUR) Startkapital? Im Studentenheim war man einer der Ersten, die Zugriff auf einen permanenten schnellen Internetanschluss hatten. Dann noch ein Computer und ein Telefon zur Kontaktaufnahme mit der Hausbank, bald eines der wenigen Online-Depots und los ging es. Ich investierte von Anfang an in (heute gesehn) sehr heikle Firmen, ofmals kurz vor der Insolvenz oder bereits mitten darin und spielte mehr Lotto als dass ich mich wirkllich auskannte. Oftmals kaufte ich billig, verkaufte dann wieder recht teuer und wiederholte dieses Spiel.
Insgesamt war dieses System sehr erfolgreich - ich ließ mein Studium schleifen und saß teilweise ganze Nächte vor dem PC, da ich im Laufe der Zeit auch an der OTC in den USA, in Australien und China tradete. Ich lernte die Marktchancen und -stimmungen kennen, las Börsenzeitungen und begann, meinem Banker bei der Hausbank (!) Tipps bei der Anlage zu geben. Ich tradete täglich und verfasste (private) Marktanalysen. Pausen wurden nur zum Schlafen oder für die Besuche in der Disko gemacht. Das Fieber war da.
Dann kam der Neue Markt - wie geschaffen für mich und die Spekulationen. Ich meinte, den Markt und die Stimmung der vielen neuen Anleger durchschauen zu können, hatte ich doch einen zeitlichen Vorsprung von etwa 5 Jahren und mittlerweile viel Wissen angehäuft. Optionsscheine statt Aktien war die Devise, teilweise kaufte ich auf Pump, um die Gewinne zu mehren. Jetzt sollte es die Million sein! Es kam, wie es kommen musste: bei einem Kapitalstand von mehr als 800.000 DM lernte ich meine heutige Frau kennen und saß nicht mehr so häufig vor dem PC. Ich verpasste wichtige Ausstiegsszenarien, das Platzen der Börsenblase hatte mich voll erwischt.
Plötzlich war alles Geld verspielt, ich besaß keine S-Klasse und hatte sogar Schulden. Wenn dann nicht mehr Eltern und meine Frau gewesen wären, es wäre schlimm geendet. Ich besann mich also darauf, nach 20 Semestern doch das Studium zu beenden, legte die "Schlussglocke" erst einmal beiseite.
In einem ersten festen Job mit 31 Jahren, dann wundervolle (konservative) Jahre mit jetzt 2 Kindern und einer Karriere bei Mercedes-Benz (meinem Traumunternehmen) begann ich vor etwa 10 Jahren wieder mit dem Traden, indem ich jeden Monat etwas von dem verdienten Geld investierte. Erst Dividenden orientiert, dann ertragssteigernd, und mittlerweile wieder sehr erfolgreich. Die Märkte haben sich gewandelt, die Psychologie ist angespannter, aber fundamentale Daten der Unternehmen sind dennoch nicht wegzudiskutieren.
Meine Auswahl würde ich im Bereich Wachstums- bis Chancenorientiert ansiedeln. Ich möchte eine sehr gute Performance mit dem Depot erzielen, mit vielleicht etwas mehr Risiko als andere, aber dennoch risikobewusst. Das hat mich die Vergangenheit gelehrt.
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