In Peines wikifolio Das Polit-Büro dreht sich so gut wie alles um politische Entscheidungen. Gekauft werden sollen laut Handelsidee Werte, die aus politischen Kalkülen einen Wertzuwachs versprechen. Das hat seit Erstellung des wikifolios Anfang 2013 erstaunlich gut funktioniert, bedenkt man soeben zitierte Börsenweisheit. Mittlerweile hat sich der Wert des Depots fast verachtfacht. Die durchschnittliche Performance beläuft sich auf 23,6 Prozent pro Jahr. Auch den laufenden Bärenmarkt konnte Peine unbeschadet überstehen: Auf Jahressicht liegt Das Polit-Büro trotz teils hoher zweistelliger Verluste der Indizes im Plus. Unterm Strich konnte sich Peine den verdienten 2. Platz im Ranking der besten wikifolios aus 10 Jahren sichern. Im Interview gibt sich Peine bescheiden. Die Glaskugel hat leider auch er nicht. Macht aber nichts, Performance geht ganz offensichtlich auch ohne. Viel Spaß dabei!
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Herr Peine, Ihr wikifolio Das Polit-Büro ist nach 10 Jahren wikifolio.com in den Bestenlisten ganz oben zu finden. Mit welcher Absicht haben Sie damals das wikifolio eigentlich erstellt?
Elmar Peine: Das habe ich als einer, der Marktteilnehmer eher interviewt, als spielerische Herausforderung gesehen.
Wie groß sind jetzt Motivation oder auch Druck, das wikifolio in den nächsten 10 Jahren zumindest ebenso erfolgreich zu führen? Ändern sich die Ansprüche mit der Zeit und dem Erfolg?
Ja, beides ist gestiegen und die Wahrscheinlichkeit, eine ebenso erfolgreiche Periode nochmal hinzubekommen, ist objektiv gering.
Der Großteil der Aktien, die in Das Polit-Büro aufgenommen werden, haben in irgendeiner Form politischen Rückenwind. Mit dieser Idee haben Sie seit 2013 eine durchschnittliche Rendite von gut 23 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Ist die Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“ schlichtweg falsch?
Das genau ist die Botschaft des wikifolios. Politische Börsen haben weniger Skepsis verdient, weil der politische Willensbildungsprozess transparenter ist als in Unternehmen, weil die Politik mehr Möglichkeiten hat als Unternehmen, das Gewollte umzusetzen und weil sie es in der Realität entgegen der verbreiteten Meinung eben auch tut.
Je mehr Anleger wollen, desto weniger sollte ihr Depot verstreut sein. Wer reich ist und das bleiben will, sollte breit streuen.
Rückblickend: Welche politischen Entscheidungen und welche zugehörigen Aktien waren wohl die größten Renditebringer in Ihrem wikifolio?
Es waren eigentlich immer einzelne Werte, die das wikifolio gepusht haben, weswegen auch eine Fondslösung für das Polit-Depot nicht erfolgreich gewesen wäre.
(im Anschluss an die Abhöraffäre Merkel) war ein kapitaler Renditeschuss, aber auch die Wasserstoffwerte (im Zuge der Klimadiskussion) oder (nach den belarussischen Sanktionen) haben enorm geholfen.Ihr wikifolio ist meist recht überschaubar bestückt – rund fünf Werte soll es enthalten. Ist Konzentration auf wenige Werte ein Erfolgsgeheimnis? Anders gefragt: Wie viel Diversifikation braucht ein Depot?
Das hängt von der Risiko- oder sagen wir besser der Chancenvorliebe ab. Je mehr Anleger wollen, desto weniger sollte ihr Depot verstreut sein. Wer reich ist und das bleiben will, sollte breit streuen.
Wie wichtig ist Ihnen Risikomanagement und Verlustbegrenzung in dem wikifolio? Und wie setzen Sie es um?
Es gibt ja drei Wege, Risiken zu begrenzen. Der erste ist: Ich vermeide risikoreiche Werte. Nur mit Pfandbriefen sind aber keine überdurchschnittlichen Erträge möglich. Der zweite Weg: Ich mische. Das geht nicht auf die langfristige Rendite, leider hat sich aber gezeigt, dass die Diversifizierung nicht vor heftigen Abstürzen in Krisenzeiten bewahrt. Ich bevorzuge einen dritten Weg, den des aktiven Risikomanagements durch Anpassung der Liquiditätsquote. Bei steigenden Verlusten verringere ich konsequent den Aktienanteil im wikifolio. Die Strategie verschenkt (wegen des verzögerten Wiedereinstiegs) zwar Renditepunkte, sie lässt aber eine relativ präzise Begrenzung des Maximalverlustes zu. Immerhin ist der Maximalverlust des Polit-Büros von 30 Prozent einer der geringsten unter den erfolgreichsten wikifolios.
Die letzten Jahre wurden wirtschaftlich als auch gesellschaftlich sehr stark von der Politik dominiert. Ist das die perfekte „Spielweise“ für Ihr wikifolio? Oder wäre Ihnen eine Rückkehr zu einem „langweiligen“ Bullenmarkt lieber?
Ja, momentan gibt es für unheimlich viele Investments „politische“ Gründe. Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass die Einstellung zu politischen Börsen sich ändern könnte, weil die Marktteilnehmer lernen. Das wäre nicht gut für die Erfolgsaussichten des Polit-Büros.
Aktuell halten Sie u.a. die Aktie des Rüstungskonzern Hensoldt. Heißt das, Sie glauben nicht an eine baldige Beruhigung der Lage in der Ukraine?
Ich finde
auch deswegen attraktiv, weil sie wahrscheinlich in der Lage sein werden, die sensible Infrastruktur, also Energie- und Informationsnetze, zu überwachen. Das könnte doch ein riesiges Geschäft werden.Ein weiteres großes Thema ist die Energiewende. In dem wikifolio bespielen Sie das Thema aber mit zwei Werten, die zuletzt eher enttäuscht haben: Verbio und Varta. Warum versprechen Sie sich einen Wertzuwachs von diesen beiden Aktien?
Bei
wette ich gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck, der gesagt hat, man wolle Verbios Energie nicht, um den Wettbewerb um Ackerland nicht noch zu verstärken. Ich glaube man braucht insbesondere Bio-Methan. Bei gibt es zwei Aspekte: Zum einen ist der Kurs schlicht stark zurückgekommen, zum anderen habe ich immer noch die Hoffnung, dass Varta eine gewichtige Rolle bei der deutschen „Batterie-Initiative“ spielen könnte.Welche politischen Themen sind für Sie in den nächsten Monaten sonst noch von Interesse und wo ergeben sich eventuell Chancen für Ihr wikifolio?
Gut Frage. So viel sehe ich im Moment nicht. Es gibt viele mögliche Themen, aber mir fehlt überall die richtige Überzeugung, das Aha-Erlebnis.
Ein allgemeiner Blick auf den Aktienmarkt: Haben wir das Schlimmste überstanden?
Die Frage ist noch schwieriger. Ich weiß es leider nicht.
Herr Peine, vielen Dank für das Gespräch!
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