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26.07.2018| Von: Stefan Waldhauser |

 

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Wenn man sich die aktuellen Schlagzeilen in den großen Medien zu den Facebook-Zahlen zum zweiten Quartal 2018 so anschaut, dann könnte man meinen, das Unternehmen sei gerade in einer großen Krise gefangen: „Facebook-Aktie stürzt ab – 150 Milliarden Dollar 'verbrannt'“ und Facebook-Aktie stürzt nachbörslich ins Bodenlose ist dort zu lesen.

Angesichts dieses plötzlichen Crashes des Facebook-Kurses, habe ich mir natürlich auch sehr verwundert die Augen gerieben - zumal Facebook die größte Position in meinem wikifolio ist. Es ist an der Zeit, da mal einiges gerade zu rücken und ernsthaft auf die Zahlen und die Aussagen im Analysten-Call zu schauen, die diesen Kurssturz um rund 20 Prozent ausgelöst haben.

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Wachstum ohnegleichen...

Der Umsatz des Facebook-Konzerns ist im vergangenen Quartal um 42 Prozent auf 13,2 Milliarden US-Dollar gestiegen. Ich kenne ehrlich gesagt kein anderes Unternehmen in vergleichbarer Größenordnung auf diesem Planeten, das immer noch so schnell wächst. Der Netto-Gewinn betrug 5,1 Milliarden Dollar und war damit so hoch wie nie zuvor. Die operative Marge betrug 44 Prozent. Und im Berichtsquartal wurden 2,8 Milliarden Dollar an Free-Cashflow generiert, was trotz eines deutlichen Rückgangs immer noch einem Umsatzanteil von 21 Prozent entspricht.

… trotz Hürden und massiver Investitionen

Und das in einem Quartal, in dem es massiven Gegenwind zu überwinden und Investitionen zu stemmen gab. Da wäre zunächst der Cambridge Analytica Datenskandal, der sich in diesem Berichtsquartal voll ausgewirkt hat. Dann hat die Einführung der europäischen Datenschutzordnung GDPR dazu geführt, dass in Europa immerhin eine Million Menschen weniger Facebook genutzt haben. Das hört sich dramatisch an, bedeutet aber in der Realität nur einen Rückgang um 0,25 Prozent.

Facebook hat wie angekündigt viel getan, um mehr Transparenz zu schaffen und zum Beispiel politische Einflussnahme vor Wahlen zu erschweren. Zunächst kostet das Umsatz, da es für unseriöse Werbetreibende zunehmend unattraktiv wird, Facebook für die eigenen fragwürdigen Zwecke zu nutzen.

Noch mehr wirken sich die zusätzlichen Investments auf die bisher unglaublich hohe Profitabilität des Konzerns aus. Die Ausgaben wachsen derzeit deutlich schneller als der Umsatz - insbesondere aufgrund der Einstellung von tausenden neuen Mitarbeitern, die sich um die Zulässigkeit von Werbeanzeigen und die Sicherheit der Plattform kümmern. Und das wird sich auch in den kommenden Quartalen nicht ändern.

Gute Aussichten - auch für irdische Maßstäbe

Womit wir wohl beim eigentlichen Grund für den Sturz der Facebook-Aktie angekommen wären. Das Management hat klar gemacht, dass die goldenen Zeiten mit einem Wachstum von mehr als 40 Prozent nun vorbei sein werden. Stattdessen wird es sich wohl eher bei etwa 25 Prozent einpendeln. Und auch von einer operativen Marge von 40 bis 50 Prozent - wie in der Vergangenheit - wird man sich verabschieden müssen.

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Facebook wird augenblicklich zu einem ganz normalen irdischen Konzern - auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Was bleibt, ist die Aussicht auf ein Unternehmen, das in den kommenden Jahren noch immer mehr als 20 Prozent p.a. wachsen wird und wohl mit Margen von rund 35 Prozent zufrieden sein muss. Angesichts der schieren Größe des Facebook-Konzerns finde ich diese reduzierten Erwartungen mehr als respektabel.

Attraktivste FAANG-Aktie

So richtig spannend wird es für Investoren, wenn man sich die Bewertung der Facebook-Aktie anschaut. Für 2019 darf man wohl nach den letzten Aussagen des Managements einen Gewinn pro Aktie von cirka 9,0 US-Dollar erwarten. Das heißt das Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt auf dieser Basis nach dem Crash aktuell etwa 20.

Im Vergleich zu den teils abenteuerlichen Bewertungen der anderen Tech-Riesen bleibt Facebook für mich damit die attraktivste unter den FAANG-Aktien - Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google (jetzt Alphabet). Zumal die mittelfristigen Chancen aus einer Monetarisierung von Facebook Messenger und WhatsApp derzeit sicher nicht eingepreist sind.

Übrigens hätten die Medien auch - weniger medienwirksam - die folgenden Schlagzeilen für die aktuelle Facebook-Berichterstattung wählen können: Facebooks aktive Nutzer erreichen neues Rekordniveau, Facebook erzielt schon wieder Rekordumsatz oder Der Gewinn pro Facebook-Aktie erreicht neuen Rekordwert. Das wäre wohl etwas seriöser gewesen. Aber dann wäre Börse auch weniger emotional und damit auch weniger spannend.   


Stefan Waldhauser ist wikifolio-Trader und betreut als „stwBoerse“ die beiden wikifolios „High-Tech Stock Picking“ sowie „Stock Picking nach Peter Lynch“. Außerdem betreibt er unter high-tech-investing.de seinen eigenen Tech-Blog. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen seiner wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung. Photo by Samuel Zeller on Unsplash