Bei einer durchschnittlichen Performance von minus 2,3 Prozent gelang hier in 31 Jahren nur in 42 Prozent der Fälle ein Plus. Solch eine schlechte Quote hat kein anderer Monat. Aber: Ausnahmen bestimmen bekanntlich die Regel. So verlief zumindest der Start in den diesjährigen September schon einmal relativ freundlich. Kann der September im laufenden Jahr also zeigen, dass er besser ist als sein Ruf? Oder müssen Anleger doch noch mit einer Talfahrt der Kurse rechnen?
Schlechte Stimmung spricht für einen Bullenmarkt
Die Trader bei wikifolio.com haben dazu sehr interessante und durchaus divergierende Ansichten. Thomas Zeltner ( trade2win ) etwa verfährt an der Börse nach einem klaren Motto: „Reagiere auf die Marktentwicklung, versuche aber nicht sie vorwegzunehmen.“ Vor diesem Hintergrund hält er von saisonalen Analysen grundsätzlich nicht sehr viel: „Natürlich ist der September statistisch eher als schlechter Monat bekannt. Nichtsdestotrotz gab es auch hervorragende September.“
In diesem Jahr könnte es seiner Meinung nach durchaus wieder zu so einem positiven Ausreißer kommen: „Die Stimmung an den Märkten ist derzeit relativ schlecht. Negativmeldungen zu Brexit und Handelskrieg dominieren die Medien. Positive Meldungen wie das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Japan finden kaum Beachtung. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich der langjährige Bullenmarkt noch einige Monate fortsetzen wird. Erst wenn alle euphorisch werden, ist es Zeit auszusteigen.“ Gehandelt wird in dem wikifolio Growth Investing Europa + USA laut Zeltner aber eben nicht aufgrund einer persönlichen Markteinschätzung, sondern nach Trading-Regeln.
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Durchschnittslinien deuten auf Trendwechsel hin
Ganz anders sieht das sein Trader-Kollege Stephan Beier, der auf wikifolio.com unter dem Tradernamen Trendfolge zu finden ist. Er rechnet tendenziell eher mit fallenden Kursen an den Aktienmärkten. Saisonale Analysen spielen dabei aber keine Rolle, wenngleich er nicht ausschließen will, dass solche statistischen Effekte auch an der Börse hilfreich sein können. Dafür müsse man sie aber in ein systematisches Regelwerk einbinden, damit die Anlageentscheidungen regelgebunden und nicht intuitiv aus dem Bauch getroffen werden.
Seine Skepsis gegenüber den Aktienmärkten macht er an der übergeordneten charttechnischen Konstellation des DAX fest. Dabei orientiert er sich vor allem an den gleitenden Durchschnittslinien: „Sowohl die kurzfristige 50-Tage-Linie als auch die mittelfristige 100-Tage-Linie scheinen derzeit von einem steigenden Trend in einen fallenden, mindestens aber seitwärts gerichteten Trend zu drehen. Darüber hinaus hat die kurzfristige 50-Tage-Linie in der letzten Woche die mittelfristige 100-Tage-Linie von oben nach unten durchbrochen, was tendenziell auch eher auf kurz- bis mittelfristig fallende Kurse hindeutet.“ In seinem wikifolio Trendfolge Long/Short Smallcap ist Beier womöglich genau deshalb aktuell nur zu knapp 18 Prozent in Aktien investiert. Der Rest des wikifolios steckt in Cash.
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Der Markt gibt die Richtung vor
Florian Bub ( FlorianBub ) wiederum findet saisonale Analysen sehr interessant, insbesondere wenn man sie mit der aktuellen technischen Lage des Marktes als auch der allgemeinen Marktstimmung verbindet. In der Summe rechnet er aktuell am deutschen Markt nur mit wenigen Chancen auf der Long-Seite, wobei er auch die Belastungen durch den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die zahlreichen Gewinnwarnungen der Unternehmen im Auge hat. Es sei aber die falsche Strategie, sich nur deswegen an die Seitenlinie zu stellen und abzuwarten: „Wie stürmisch der Herbst tatsächlich wird, kann und will ich nicht vorhersagen. Ich werde mir immer vom Markt die Richtung zeigen lassen.“ Aktuell ist Bub in seinem wikifolio Marktsentiment ganz der Stimmung entsprechend vorsichtig unterwegs. Ein Viertel des wikifolio-Wertes steckt in einem Short-ETF auf den DAX, der Rest in Cash.
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Die Folgen einer Rezession für die Aktienmärkte
Die zunehmenden Anzeichen für eine wirtschaftliche Abkühlung oder gar eine Rezession sind auch bei den beiden anderen Tradern ein Thema. Die Folgen für die Börsen werden aber wieder ganz unterschiedlich bewertet. Beier geht dabei davon aus, dass die von ihm erwarteten ungemütlichen Zeiten an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen und Monaten wahrscheinlich erst die Vorboten für das sind, was im Falle einer tatsächlichen Rezession noch kommen könnte. Zeltner hingegen ist der Meinung, dass in den Kursen vieler deutscher Industrietitel, insbesondere in der Autoindustrie, eine kleine Rezession bereits eingepreist ist. Langfristig orientierte Anleger sollten im Falle einer echten Wirtschaftskrise dem Trader zufolge dennoch eher auf relativ konjunkturresistente Unternehmen wie Nahrungsmittel- und Getränkehersteller oder Restaurantketten setzen: „Alle Firmen in diesen Consumer-Bereichen werden in den nächsten Jahrzehnten enorm vom weltweiten Bevölkerungswachstum profitieren – unabhängig von all den Konjunktursorgen.“
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