Wenige Tage vor dem Ende des laufenden Jahres liegt der DAX mit 13 Prozent im Minus. Damit droht dem Index 2022 ein Verlustjahr. Allzu oft kam das in der bis 1988 zurückreichenden Historie des deutschen Leitindex nicht vor. In knapp drei Viertel aller Jahre war die Performance am Jahresende positiv. Nur in neun der insgesamt 34 Jahre gab es ein Minus. Zuletzt war das vor vier Jahren der Fall, als der DAX unter dem Strich gut 18 Prozent an Wert verlor.
Schlechte Stimmung als Kontraindikator?
Die Hoffnungen auf einen positiven Jahresausklang sind nach den jüngsten Kursrückschlägen bei den meisten Marktteilnehmern deutlich gesunken. Laut einer aktuellen Umfrage des Handelsblatts herrscht unter den Anlegern eine dermaßen depressive Stimmung, dass die Chancen für eine nennenswerte Jahresendrally schlecht stünden. Die Angst vor weiter fallenden Kursen scheint auch an anderen Märkten groß zu sein. Darauf deuten zumindest die Daten der amerikanischen Terminbörsen hin, wonach zuletzt ein starkes Interesse an Short-Produkten bestand – sei es zur Absicherung von Depotbeständen oder um bewusst von fallenden Kursen profitieren zu können.
Da solche Sentiment-Daten in der Regel aber gut als antizyklische Indikatoren genutzt werden können, habe ich die Hoffnung auf zumindest eine spürbare Erholung an den Aktienmärkten noch nicht aufgegeben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Dezember mit einem DAX-Minus von aktuell gut drei Prozent bislang ungewöhnlich schlecht gelaufen ist. Denn obwohl der letzte Monat des Jahres in der Vergangenheit historisch betrachtet zu den besten Monaten beim DAX zählt, ist ein etwas schwächerer Trend in der ersten Dezemberhälfte gar nicht ungewöhnlich. Der Großteil der überdurchschnittlich starken Performance wurde nämlich zumeist in der zweiten Monatshälfte generiert. Auch den Move von einer negativen zu einer am Ende doch noch positiven Bilanz hat es im Dezember in den vergangenen Jahrzehnten schon des Öfteren gegeben.
80 Prozent-Chance auf eine „Feiertags-Rally“
Die Hoffnung auf die „alljährliche“ Jahresendrally wird aber auch durch andere statistische Daten genährt. So richtig in Schwung kommt der Dax nämlich traditionell rund um die Feiertage und den Jahreswechsel. Zwischen dem 20. Dezember und dem 5. Januar sind die Kurse in der Vergangenheit fast immer gestiegen. Seit 1959 (bis zur DAX-Einführung wurde zur Berechnung der Index der Börsen-Zeitung herangezogen) konnte der deutsche Leitindex in diesem Zeitraum in knapp 80 Prozent aller Fälle eine positive Performance erzielen. Im Durchschnitt legte der Index dabei um 2,3 Prozent zu, in der Spitze reichte es einmal sogar zu einem Plus von fast zehn Prozent. Mit Blick auf die durch die Feiertage zusätzlich noch verkürzte Anzahl der Handelstage ist das eine sehr beachtliche Bilanz.
In den zurückliegenden 63 Jahren gab es in der genannten Periode rund um Weihnachten und Silvester insgesamt 50mal eine positive Performance. Begrenzt man die Rückrechnung auf die „echten“ DAX-Daten seit 1988, sieht die Bilanz mit einer „Trefferquote“ von ebenfalls rund 80 Prozent und einem durchschnittliche Kursplus von 2,4 Prozent übrigens nahezu identisch aus. Rein statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit steigender Kurse in den kommenden gut zwei Wochen also vergleichsweise hoch. Nicht vergessen darf man dabei natürlich, dass selbst die eindrucksvollsten Ergebnisse aus der Vergangenheit keine Garantie dafür sind, dass es auch in Zukunft so läuft. Zudem muss man gerade bei saisonalen Mustern an der Börse immer auch mit der berühmten „Ausnahme von der Regel“ rechnen.
Die Hexen haben erst mal ausgetanzt
Was aber für eine womöglich zeitlich begrenzte Kurserholung spricht, ist die Tatsache, dass wahrscheinlich viele professionelle Marktteilnehmer vor dem großen Verfallstag („Hexensabbat“) am vergangenen Freitag ihre überraschend in Schieflage geratenen Long-Positionen bereinigen mussten. Diese Besonderheit, die den Absturz beschleunigt haben dürfte, fällt als Belastungsfaktor nun weg.
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Disclaimer: Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte (ISSP) und geprüfter Zertifikateberater (EDA). Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist schwerpunktmäßig mit dem Markt für Zertifikate und Hebelprodukte. Zuvor war er über fünf Jahre beim PLATOW Brief als Börsenredakteur tätig. Dort rief er Mitte 2004 den Newsletter „PLATOW Derivate“ ins Leben, für den er auch heute noch hauptverantwortlich tätig ist. Für PLATOW betreut er zudem die wikifolios PLATOW Trend & Sentiment und PLATOW Trend & Sentiment 2.0 sowie das Dachwikifolio PLATOW Best Trader Selection. Daneben schreibt er auch für das Fachmagazin „Der Zertifikateberater“. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen der wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung.
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