Nvidia und das Problem des „Gewöhnungseffekts“

Vor drei Monaten hatte der Chip-Spezialist für das dritte Quartal einen Anstieg des Umsatzes um 75 Prozent auf 32,5 Milliarden Dollar avisiert. Analysten hatten zuletzt 33,1 Milliarden Dollar erwartet. Realisiert wurden letztendlich 35,1 Milliarden Dollar, was ein Plus von 94 Prozent bedeutet. Der Nettogewinn konnte auf 19,3 Milliarden Dollar sogar mehr als verdoppelt werden, wodurch der bereinigte Gewinn je Aktie mit 0,81 Dollar ebenfalls deutlich über der durchschnittlichen Schätzung (0,75 Dollar) lag. Dasselbe gilt für das Umsatzziel von rund 37,5 Milliarden Dollar im laufenden Quartal.

Warum startet die Aktie nach solchen Zahlen nicht durch? An der Börse spricht man bei Nvidia mittlerweile von einem „Gewöhnungseffekt“ in Bezug auf positive Überraschungen. Zudem hatten sich einige Researchhäuser einen noch ambitionierteren Ausblick erhofft. „Der Umsatzausblick auf das laufende Quartal stellte manche Investoren nicht zufrieden, und die Einführung des neuen Blackwell-Produkts belastet wohl kurzfristig die Gewinnmargen“, konstatierte die Commerzbank heute Morgen. Und nach rund 200 Prozent Kursplus allein im laufenden Jahr denkt der eine oder andere Aktionär eben auch mal über Gewinnmitnahmen nach.

Trading-Sentiment:

Bei den wikifolio Tradern ist das nicht anders. Für die vergangenen sieben Tage zeigt das Trading-Sentiment bei 466 Trades einen klaren Verkaufüberhang (60 Prozent) und auch auf Sicht von einem Monat gab es tendenziell mehr Abgaben.

Bernhard Derix hat dazu beigetragen, indem er gestern Nachmittag noch vor der Zahlenpräsentation einen allerdings sehr kleinen Teil seiner Nvidia-Position mit einem Gewinn von 731 Prozent veräußert hat. In seinem langfristig ausgerichteten wikifolio Bigplayer Zukunfttechnologien ist die Aktie mit einem Depotanteil von gut 15 Prozent aber unverändert die Nummer eins unter den insgesamt 30 „Marktführer für Zukunftstechnologien“, die der Trader ausgewählt hat. Gut zehn Jahre nach Eröffnung des Portfolios wurde vergangene Woche ein neues Rekordhoch markiert. Das Kursplus von aktuell 504 Prozent bedeutet einen jährlichen Anstieg von durchschnittlich 19,4 Prozent. Seit Jahresbeginn liegt das Musterdepot mit rund 35 Prozent vorne.

Ebenfalls schon vor den neuesten Ergebnissen hat Timo Krämer in seinem Anfang 2018 gestarteten wikifolio Kunterbunte Mischung seinen Nvidia-Bestand um gut einen Prozentpunkt reduziert. Der realisierte Gewinn betrug dabei beachtliche 2.868 Prozent. Die enorme Wertsteigerung der Aktie und das Durchhaltevermögen des Traders haben den Depotanteil von Nvidia auf aktuell 30 Prozent steigen lassen. Das ist noch etwas mehr als der Ethereum-Tracker (25 Prozent Gewicht bei 520 Prozent Buchgewinn), der neben 18 weiteren Aktien ebenfalls Bestandteil des Portfolios ist.

Krämer verfolgt hier „keinen speziellen Handelsansatz“ und zeigt sich auch sonst sehr flexibel in seinem Vorgehen. Der Anlagehorizont soll allerdings eher kurz bis mittelfristig sein. Diese Strategie hat ihm bislang einen Kurszuwachs von 117 Prozent oder 12,3 Prozent p.a. beschert. Dieses Jahr waren es bislang rund 33 Prozent, wodurch das wikifolio nur knapp unter dem im Juni markierten Allzeithoch notiert.

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