Achtmal haben die Währungshüter der Eurozone seit dem Sommer letzten Jahres bereits an der Zinsschraube gedreht. Eine weitere Zinsanhebung im Juli scheint fix und noch eine im September ist nicht ausgeschlossen. In den USA ist die Lage ähnlich: Hier liegt der Schlüsselzins bereits in einer Spanne zwischen 5 und 5,25 Prozent – auch jenseits des Atlantiks dürften die Zinsen 2023 aber weiter steigen.
Der Kampf gegen die Teuerung ist also noch nicht zu Ende, auch wenn die Inflationsraten rückläufig sind. In der Eurozone ist sie mit 5,5 % noch ein ganzes Stück vom EZB-Ziel von 2 % entfernt. Die Kerninflation ist zuletzt sogar gestiegen. Damit hinken die Euro-Währungshüter in der Inflationsbekämpfung den USA hinterher. Aber selbst für die USA prognostizieren etwa die Analysten der Credit Suisse sinkende Zinsen nicht vor Juni 2024.
Fazit: Kreditzinsen werden vorerst hoch bleiben und vermutlich sogar noch weiter steigen. Wer über Cash verfügt, sollte es nicht unverzinst liegen lassen. Denn attraktive Alternativen zur Nullzinsanlage gibt es mittlerweile zur genüge. Eine Gedankenanregung.
1. Tagesgeldkonten – gibt’s hier was zu holen?
Langsam steigen die Zinsen für Tagesgeldkonten. Laut Tagesgeldvergleich.net bieten deutsche Banken bei einer Konto-Laufzeit von 12 Monaten im Schnitt aber immer noch nur 1,49 % Zinsen. Die Institute selbst bekommen mittlerweile 3,5 %, wenn sie ihr Geld kurzfristig bei der EZB parken.
Ein Kontowechsel kann Sinn machen, denn es gibt attraktive Angebote, aber Vorsicht: Oft sind diese an Bedingungen geknüpft oder zeitlich begrenzt. So bietet etwa die Direktbank ING aktuell 3,5 % p.a. aufs Tagesgeld – allerdings nur bis zu einem Guthaben von 50.000 Euro und auch nur 6 Monate lang. Danach gilt der variable Zinssatz von 1 % p.a. Kurzfristig: Super. Mittelfristig: Mau.
Wer den Stress nicht scheut, kann sich als Zins-Hopper versuchen. Und alle paar Monate den Anbieter wechseln. Oder man setzt gleich auf einen Geldmarkt-ETF (Geldmarkt ist der Markt für die kurzfristige Geldanlage oder -leihe).
2. Geldmarkt-ETFs –die bessere Alternative?
Mit einem entsprechenden Geldmarkt-ETF ist man jederzeit zum aktuellen Marktzins investiert – ein Vorteil gegenüber dem Tagesgeldkonto. In der Eurozone ist der gängigste Marktzins die Euro Short-Term Rate (€STR). Sie basiert auf kurzfristigen Finanzgeschäften zwischen Finanzinstituten und wird von der EZB ermittelt. Aktuell steht die €STR bei 3,4 %.
Interessant sind Geldmarkt-ETFs außerdem für all jene, die mehr als 100.000 Euro parken möchten. Um von der Einlagensicherung zu profitieren, müsste man das Geld entweder auf verschiedene Banken verteilen oder man greift auf einen Geldmarkt-ETF zurück. Sie sind Sondervermögen und sind somit im Falle einer Bankenpleite oder einer Insolvenz des ETF-Anbieters geschützt.
Geldmarkt-ETFs statt Cash im wikifolio/Depot
Zu guter Letzt sind Geldmarkt-ETFs eine Alternative für alle Anleger oder Trader, die im Wertpapierdepot eine Position Cash halten – egal, ob aus Mangel an attraktiven Investmentchancen oder um das Depot abzusichern. So profitiert man sicher zumindest von den aktuell steigenden Zinsen.
Obwohl Anleihen- und Geldmarkt-ETFs auf wikifolio.com aufgrund des lange anhaltenden Nullzinsumfeldes und der relativ geringen Renditechancen fast schon traditionell eher unbeliebt sind, ist die Nachfrage 2023 spürbar gestiegen. Waren Mitte 2022 (zu Beginn des Zinsanhebungszykluses) nur ca. 300 investierbare wikifolios in entsprechenden ETFs engagiert, sind es mittlerweile mehr als 500.
Besonders beliebt sind dabei 2 Geldmarkt-ETFs: Der
und der . Beide verzinsen das investierte Kapital mit der zuvor erwähnten €STR.Die folgende Tabelle zeigt Geldmarkt-ETFs, die allesamt auch auf wikifolio.com handelbar sind, im Vergleich (gerankt nach der Beliebtheit auf wikifolio.com; Quelle: justETF):
# | Name | Währung | TER p.a. | Ertragsverwendung | Fondsgröße (in Mio. Euro) | Anlageschwerpunkt |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | EUR | 0,10% | thesaurierend | 740 | Euro Short-Term Rate (€STR) + 8,5 bp | |
2 | EUR | 0,10% | thesaurierend | 1731 | Euro Short-Term Rate (€STR) + 8,5 bp | |
3 | EUR | 0,05% | thesaurierend | 826 | Lyxor Smart Overnight Return | |
4 | EUR | 0,15% | thesaurierend | 43 | Eurozone Staatsanleihen 0-6 Monate | |
5 | EUR | 0,05% | ausschüttend | 290 | Lyxor Smart Overnight Return | |
6 | USD | 0,10% | ausschüttend | 9 | Fed Funds Effective Rate | |
7 | EUR | 0,10% | ausschüttend | 29 | Euro Short-Term Rate (€STR) + 8,5 bp | |
8 | USD | 0,15% | thesaurierend | 217 | Fed Funds Effective Rate | |
9 | EUR | 0,14% | thesaurierend | 320 | Eurozone Staatsanleihen 0-6 Monate | |
10 | EUR | 0,12% | ausschüttend | 78 | Deutsche Staatsanleihen 2-12 Monate | |
11 | USD | 0,10% | thesaurierend | 123 | Fed Funds Effective Rate |
wikifolio-Trader Ralph Markus Sonderhüsken (Sonderfolio) hält in Top Hedge gleich 3 Geldmarkt-ETFs. Gemeinsam kommen sie auf eine Gewichtung von 24 % des Depots. Darüber hinaus hält er noch 32 % Cash und eine Reihe an ETFs. Am Aktienmarkt hält er sich aktuell zurück. Mitte Juni kommentierte er: „Die Möglichkeit, jetzt Blödsinn zu produzieren, ist für jeden Anleger recht hoch. Warten wir noch ein wenig ab.“
Chart
3. Anleihen – ja oder nein? Wenn ja, welche?
Übrigens: Wer von den Zinsanhebungen profitieren möchte, kann dies auch über kurzlaufende Staatsanleihen oder die entsprechenden ETFs. So finden sich in der oa. Tabelle auch Geldmarkt-ETFs auf Anleihen. Deutsche Kurzläufer mit einer Restlaufzeit von bis zu 1 Jahr rentieren aktuell zwischen 3,3 und 3,6 %. Also ähnlich der €STR. Beide Investments punkten mit ihrer relativen Risikolosigkeit.
Einer der beliebtesten Anleihen-ETFs auf wikifolio.com ist mittlerweile sogar der
. Basis des ETFs sind auf Dollar lautende US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 20 oder mehr Jahren. Sie rentieren mittlerweile bei gut 4 %. Auch Sonderhüsken hat sich bei dem ETF eingekauft – allerdings nur mit einem Anteil von aktuell 0,6 %. Ob das Kurs-Tief bei US-Langläufern schon erreicht ist, wagen wir an dieser Stelle nicht zu beantworten. Aber vermutlich ist das Risiko für weitere Verluste angesichts einer Rendite von 4 % bei ETF-Kosten von 0,07 % p. a. zumindest hinnehmbar. Jedenfalls aber besser als das Tagesgeldkonto der Autorin dieses Textes.Trotz Zinsen: Rekord-Kaufkraftverlust
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