Wo wir in 12 Monaten stehen werden

Sie lautet: Nein. Nach so einem Anstieg ist eine längere Zeit der Seitwärtsbewegung an den Märkten die wahrscheinlichste Folge.

Es gibt allerdings noch einen zweiten Hinweis auf eher stagnierende Kurse in den nächsten 12 Monaten: Die Geschichte. Verhält sich der S&P 500 wie in vergangenen Legislaturperioden des amerikanischen Wahlzyklus', dann werden wir bis zum Ende des Jahres bei einem Indexstand von rund 3.080 Punkten stehen. Zur Erinnerung: Derzeit notiert er bereits bei 3.020 Punkten. Knapp zwei Prozent mehr sind bis Ende Dezember also noch drin.

Läuft auch 2020 alles nach Plan (Achtung: Die Börse liebt Überraschungen), dann haben wir in einem Jahr einen Indexstand von rund 3.150 Punkten zu erwarten. Das sind noch einmal rund zwei Prozent mehr.

Diese Zahlen ergeben sich, wenn wir die übliche Performance des Index im dritten und vierten Jahr einer Präsidentschaft in den USA zugrunde legen (s. Chart oben). Sie ergeben sich in meinen Augen aber auch aus dem starken Anstieg, den wir jetzt hinter uns haben. Die Märkte werden sich vermutlich eine Pause nehmen, sobald ihre Begeisterung über die guten Quartalszahlen der aktuellen Berichtssaison abgeklungen ist.

Nein, lieber nicht. Wir werden in einigen Wochen wieder Stimmen hören, die dazu aufrufen, jetzt aber wirklich endlich alles zu verkaufen, was wir im Markt haben. Und auch die Crash-Spezialisten werden sich wieder zu Wort melden. Ich werde dem nicht folgen – aus drei Gründen.

1. Auch in den kommenden 12 Monaten werden Dividenden ausgeschüttet. Das alleine sind in diesem Zeitraum rund zwei Prozent Gewinn für alle Buy-and-hold-Anleger.
2. Hinzu kommen die Wechselkursveränderungen des Euro zum Dollar, die noch einmal ein paar Prozente ausmachen können. Wohlgemerkt „können“ – nicht müssen, denn der Dollar könnte in den kommenden Monaten ja auch seitwärts laufen oder gar schwächer werden.
3. Und dann kommen noch vier Prozent Performance hinzu, die die o.a. Grafik dem Index an Spielraum gibt, auch in den nächsten 12 Monaten zu steigen – zwei Prozent bis zum Jahresende, zwei Prozent bis Ende Juli 2020.

Wer mitgerechnet hat, dem dürfte klar sein, dass mit einem Investment in den S&P 500 auf Jahressicht also ein Gewinn von acht bis 10 Prozent zu holen sein kann – auch wenn die Kurse in den USA sich tatsächlich kaum bewegen sollten.

Die Wahrscheinlichkeit für so ein Szenario ist hoch. Sie liegt in meinen Augen bei rund 80 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Korrektur liegt nach der hinter uns liegenden Doppelkorrektur in meinen Augen bei nicht mehr als 20 Prozent.

Natürlich können die Märkte auch deutlich besser laufen als von mir erwartet. Sie können auch deutlich schlechter abschneiden. Sogar eine Rezession in den USA ist nicht völlig auszuschließen, obwohl angesichts der guten Verfassung der dortigen Wirtschaft nicht zu erkennen ist, woher eine Rezession aktuell kommen sollte - es sei denn, „jemand tut etwas ganz, ganz Dummes“ (Goldman Sachs).

Disclaimer: Christian Thiel ist wikifolio-Trader und betreut als sparstrumpf das wikifolio Global Champions . Darüber hinaus betreibt er den Blog „Großmutters Sparstrumpf“. An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen seines wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung. Der Inhalt stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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