Zum Inhalt springen

Große Chancen bei Uran, Öl und Kohle – „nicht gehyped sondern gehasst“

Philipp Weller sucht Investmentchancen, die deutlich mehr Potential nach oben, als Risiko nach unten aufweisen. Entsprechend geht er auch gerne einen antizyklischen Weg. Aktuell gibt’s in seinem wikifolio zum Beispiel statt grüner Energie Uran, Öl oder auch Kohle.

interview-wikifolio-trader-philipp-weller
Quelle: wikifolio.com

Bislang hat Weller viel richtig gemacht. Erstellt im Mai 2018 kommt das wikifolio Multi-Asset Allokation auf eine tolle Performance von gut 320 %. Das entspricht einem jährlichen Durchschnittszuwachs von fast 29 %. Damit schlägt er selbst den US-Technologieindex Nasdaq 100 um Längen. Welche Strategie er verfolgt, was er von der aktuellen Marktlage hält und warum er mit Uran, Öl und Kohle auf eigentlich totgesagte Industrien setzt, verrät er im Gespräch. Lesenswert!

Chart

abc
cde

Kennzahlen

  • +290,3 %
    seit 16.05.2018
  • EUR 3.374.684,13
    Investiertes Kapital
  • -1,1 %
    Performance (1 J)
  • 18,5 %
    Volatilität (1 J)
Ø-Perf. pro Jahr: +28,8 %

Philipp, in Multi-Asset Allokation setzt du in aller Kürze auf Investments mit attraktivem Chance-Risiko-Verhältnis. Dabei passt du dich an die jeweilige Marktlage an und achtest auch auf eine angemessene Diversifikation. Kannst du das etwas genauer erklären?

Philipp Weller: Beim wikifolio Multi-Asset Allokation verfolge ich das Ziel, mit einem dynamischen Investment-Ansatz eine möglichst hohe langfristige Rendite auch unter Inkaufnahme zeitweise hoher Volatilität zu erzielen. Bei der Suche nach attraktiven Investments greife ich auf alle verfügbaren Asset-Klassen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Gold etc.) zurück. Attraktive Investments zeichnen sich für mich dadurch aus, dass sie ein asymmetrisches Chancen-Risiko-Profil haben, also deutlich mehr Upside-Potential als Downside-Risiko.

Attraktive Investments müssen dabei nicht zwingend gute Unternehmen sein. Der Fokus liegt tendenziell auf günstig bewerteten Unternehmen und Sektoren, die sich an einem Wendepunkt im Rahmen einer Transformation oder des (Wirtschafts-)Zyklus befinden. Außerdem sollten stabile Trends (zum Beispiel politische Entwicklungen, Inflation, Energieknappheit etc.) positiven Rückenwind für ihre Ertrags- und Kursentwicklung liefern. Damit könnte man den Investment-Stil auch als „antizyklisch“ und eine Art des „Value Investing“ bezeichnen.

Teil deiner Strategie ist es, die Aktienquote je nach Marktphase zu variieren oder auch Short ETFs ins Depot zu nehmen. Aktuell bist du zu etwa drei Viertel in Einzelaktien – großteils Rohstoffwerte - engagiert. Zudem hältst du unter anderem 2 Short-ETFs auf den DAX bzw. den S&P 500. Unattraktiver oder attraktiver Markt – welche Schlussfolgerung lässt sich aus deiner Depotverteilung ziehen?

Je nach Marktphase bzw. grundsätzlicher Markt- und Makro-Einschätzung kann die Cash-Quote im wikifolio nach oben gefahren oder auch Short-Positionen über entsprechende ETFs aufgebaut werden. Aktuell sind aus meiner Sicht große Teile des Aktienmarktes – insbesondere der S&P 500 sowie der Nasdaq mit den „Magnificent 7“ - in Bezug auf ihre Ertragserwartung stark überbewertet.

Im Rohstoffsektor, insbesondere bei Uran, Öl und Kohle, sehe ich nach wie vor große Chancen. Teilweise sind diese Investment-Themen jedoch auch etwas konjunktursensibel, weshalb ich auf eine Teil-Absicherung durch S&P 500 sowie DAX-Short-ETFs setze. Auch wenn das wikifolio aktuell einen starken Fokus auf Rohstoffe hat, sind die einzelnen Investment-Themen doch von unterschiedlichen Faktoren und Entwicklungen abhängig, wodurch eine ausreichende Diversifizierung gewährleistet sein sollte.

Riesenthema waren 2023 die steigenden Zinsen. Wie könnten sie den Markt im weiteren Verlauf beeinflussen?

Für mich ist die Zentralbankpolitik in den USA bzw. die Zinsentwicklung ein weiteres Risiko für den Gesamtmarkt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Anleger bereits zu viele Zinssenkungen für das Jahr 2024 eingepreist haben und eine stärker als erwartete Wirtschaft sowie eine hartnäckigere Inflation die FED zu einem restriktiveren Kurs zwingen. Dies hätte das Potential, die Märkte substanziell negativ zu überraschen. Sollte die FED in diesem Fall trotzdem an einer lockeren Geldpolitik festhalten, würden Rohstoff-Themen nochmal überproportional profitieren.

Rohstoff-Themen sind in deinem Fall wie erwähnt Uran-, Öl- und Kohleaktien. Du stehst damit diametral am anderen Ende des grünen, durch den Klimawandel stark in den Fokus geratenen Energiespektrums. Warum?

Unter anderem genau deswegen: Diese Sektoren sind das absolute Gegenteil, nicht gehyped sondern gehasst. Viele institutionelle Anleger können oder wollen in diese Sektoren nicht mehr investieren. Das eröffnet große Chancen: Einerseits im Sinne von günstigen Bewertungen, andererseits hinsichtlich deutlich längerer und profitablerer Business-Zyklen, da die Angebotsreaktion auf höhere (Rohstoff-)Preise aufgrund unsicherer Zukunftsaussichten oftmals deutlich schwächer und später greift als in normalen effizienten Märkten. Wer kauft beispielsweise im Öl-Offshore-Services-Segment denn schon ein neues Bohrschiff für runde 1 Mrd. Euro, wenn er keine Planungssicherheit hat und das regulatorische Umfeld so investitionsfeindlich ist?

Atomkraft erhält fast überall – bis auf Deutschland – einen neuen Wachstumsschub, da man erkannt hat, dass eine Dekarbonisierung rein mit erneuerbaren Energien voraussichtlich nicht effizient umsetzbar sein wird. 

Philipp Weller
Phillippoooo

Zu Uran bzw. der Atomkraft sollte man außerdem erwähnen, dass diese fast überall – bis auf Deutschland – einen neuen Wachstumsschub erhält, da man erkannt hat, dass eine Dekarbonisierung rein mit erneuerbaren Energien voraussichtlich nicht effizient umsetzbar sein wird. Atomkraft liefert in einem Energiemix günstigen, zuverlässigen und grundlastfähigen Strom und hilft den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Musst du dir für dein Energie-Exposure eigentlich auch Kritik anhören?

Bisher interessanterweise noch selten. Die klare Ausrichtung auf langfristige Performance kommuniziere ich sehr transparent, so sollte jeder wissen, auf was er sich einlässt. Solange Diskussionen konstruktiv geführt werden, freue ich mich aber auch immer auf Gespräche mit Leuten, die andere Ansichten und Perspektiven zu diesem Thema haben.

Deine Follower wollen eventuell mehr erfahren. Warum Uran, welche Investmentstory steckt dahinter und was ist hier dein wichtigstes Underlying im wikifolio?

Ich gehe nach wie vor davon aus, dass Atomkraft die naheliegendste Lösung für CO2-arme, grundlastfähige und kostengünstige Energieversorgung sein wird. Dies spiegelt sich so auch in der zunehmenden Kommunikation vieler Länder wider, entweder bestehende Reaktoren länger laufen zu lassen oder auch neue zu bauen. Einen zusätzlichen Boost könnte die Atomkraft durch neue Small Modular Reactors (SMRs) erhalten. Diese ermöglichen die Modulfertigung von Atomkraftwerken in industrieller, standardisierter Fertigung, was sich in niedrigeren Investitionen sowie schnelleren Bauzeiten niederschlagen sollte.

Ähnlich wie Öl befindet sich Uran hinsichtlich Angebot und Nachfrage seit Jahren in einem Defizit - weniger Produktion als Nachfrage/Verbrauch, sodass die noch verbliebenen Vorräte sich langsam aber sicher einem kritischen Niveau nähern. Zusätzlich wird durch ein Investment-Vehikel, den Sprott Physical Uranium Trust, zusätzliche Nachfrage generiert, da dieser ETF physisches Uran aufkauft, was dementsprechend dann der Realwirtschaft/Energieversorgern nicht mehr zur Verfügung steht. Darüber hinaus führt der Ukraine-Krieg dazu, dass gewisse Teile der Wertschöpfungskette zur Herstellung von Brennelementen für Atomreaktoren, nämlich die Anreicherung von Uran (Enrichment), dem Westen nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies führt dazu, dass westliche Unternehmen im Anreicherungsprozess mehr Uran verwenden müssen („Overfeeding“), um denselben Output zu erzielen und die fehlenden Produktionskapazitäten auszugleichen. Diese sich überlagernden Trends sollten zu einem substanziell höheren Uranpreis führen.

Daher ist die größte Position im wikifolio Yellow Cake , ein Unternehmen, das wie eine Art ETF physisches Uran hält. In den letzten Monaten hat sich der Uran-Preis nahezu verdoppelt und liegt nun bei etwa 100 USD. Dieser Preisanstieg ist darauf zurückzuführen, dass Uran am Markt mittlerweile kaum mehr verfügbar ist. Hinzu kommt, dass auf Jahre kaum neue Produktionskapazitäten, also neue Uran-Minen, absehbar sind. Dies könnte in diesem Jahr dazu führen, dass wir eine Panik bei den Energieversorgern im Kampf um die Beschaffung von Uran bekommen, was zu einem Preisanstieg in irrationale Sphären führen könnte.

Öl und Kohle sind aktuell deine weiteren Steckenpferde. Dass hier noch was geht, ist angesichts der Klimawandel-Thematik schon verwunderlich. Totgesagte leben nicht nur länger, sondern so richtig gut? Wie kommt’s?

Im Kern beider Investment-Thesen steht ein positiver langfristiger Rückenwind für die entsprechenden Rohstoffpreise aufgrund von zu wenig Investment in neue Produktionskapazitäten bei gleichzeitig robuster bzw. steigender Nachfrage.

Kohle-Aktien, ähnlich wie ein Investment in Tabak-Aktien vor 20 Jahren, sollten langfristig ein äußerst attraktives Investment sein. Es wird aktuell aufgrund von ESG-Vorgaben so gut wie nicht mehr in neue Kohle-Produktion investiert, jedoch ist die Nachfrage immer noch sehr stabil. Ich gehe davon aus, dass mittel- bis langfristig das Angebot an Kohle schneller fallen wird als die Nachfrage und damit die Preise über einen längeren Zeitraum hoch und sehr attraktiv bleiben werden. Den meisten Ländern ist in letzter Konsequenz dann Energiesicherheit und die Steigerung von Lebensqualität und Wohlstand doch wichtiger als der Klimawandel.

Die Nachfrage nach Öl sollte trotz aller Bemühungen zur Dekarbonisierung und dem Wechsel zur E-Mobilität relativ stabil mit dem weltweiten Wirtschaftswachstum ansteigen. Dies wird insbesondere durch stark wachsende Emerging Markets wie z.B. Indien getrieben. Die Investitionen in neue Öl-Vorkommen sind weit hinter dem zurückgeblieben was zur Bedienung dieser Nachfrage notwendig wäre. Dieses Ungleichgewicht sollte sich über die kommenden Jahre nach und nach stärker zeigen. 2024 könnte noch ein Übergangsjahr für Öl werden, da die Nachfrage in China noch etwas schwächelt und die OPEC noch etwas Reserve-Kapazität hat. Aus diesem Grund wurde im wikifolio mehr in Richtung der Öl-Services-Unternehmen allokiert, welche weniger abhängig von der Entwicklung des Öl-Preises sind. Ihre Ertragsentwicklung hängt hauptsächlich vom Investment in neue Öl-Vorkommen ab und sollte sich auch ohne einen wesentlichen Anstieg des Öl-Preises positiv entwickeln.

2023 haben die Börsen eigentlich ziemlich gut performed, trotz Gegenwinds. Doch Zinsprodukte stehen bei Anlegern wieder hoch im Kurs. Wohin mit dem Geld 2024? Aktien oder doch lieber Cash oder kurzfristig gebunden?

Ein Start in 2024 mit angezogener Handbremse – höhere Cash-Quote und Geld „parken“ in kurzfristigen Anleihen – könnte sich im Nachhinein als die richtige Strategie erweisen. Sollte den breiten Aktienindizes dann in den kommenden Wochen die Puste ausgehen und diese unter Umständen auch stärker korrigieren, könnte man im 2. Halbjahr den Risiko-Appetit wieder erhöhen. Die besten Chancen liegen aber auch dann voraussichtlich abseits der aktuellen Anlegerlieblinge.

Was sollten Anleger 2024 unbedingt auf dem Radar haben? Wo könnte es Überraschungen geben?

Wie in 2023 werden die Märkte in 2024 wohl wieder maßgeblich von Fiskal- und Geldpolitik getrieben werden. Daher gilt es auch in diesem Jahr Zinsen und Inflation im Blick zu behalten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir eine Überraschung in Sachen hartnäckiger und wieder aufflammender Inflation bekommen, welche wohl Hand in Hand mit steigenden langfristigen Zinsen gehen würde.

Wer wird der nächste US-Präsident? Und spielt es für dich und dein wikifolio eine Rolle?

Ich denke, dass im Moment viel darauf hindeutet, dass wir eine zweite Amtszeit von Donald Trump sehen werden. Für mein wikifolio spielt das aber keine große Rolle. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner haben ja mittlerweile einen unvernünftigen Umgang mit ihren US-Staatsfinanzen.

Philipp, vielen Dank für die Einschätzungen und interessanten Einblicke in dein wikifolio!

Keine News, Insights und Storys mehr verpassen!

Jetzt den wikifolio Newsletter abonnieren!

Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Sie sollten den Prospekt lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.