Flugzeuge bleiben am Boden, Kreuzfahrtschiffe verlassen den Heimathafen nicht, Touristenströme bleiben aus. Die Zeiten sind hart für die Reisebranche. Eine Krise birgt aber auch immer Chancen. Die Digitalisierung der Tourismusunternehmen wird einen Sprung vorwärts machen. Camping und andere Individualreisen boomen. Wie es um die Branche aktuell bestellt ist, wie es mit ihr weitergehen wird und welche Unternehmen die Nase vorn haben, erklärt Top-Trader Phillipp Haas (investresearch).
Keine Verschnaufpause
Ich denke nicht, dass dieser Sommer eine Erholung für die typischen Tourismusfirmen bringt
Gefragt danach, ob sich die Lage der Reisebranche in den nächsten Monaten entspannen wird, meint Haas: „Ich denke nicht, dass dieser Sommer eine Erholung für die typischen Tourismusfirmen bringt, da dies ja die wichtigsten Monate sind und viele Gäste in Deutschland bleiben werden und Reisen zu typischen Sommerdestinationen meiden.“ Was schlecht ist für den einen, freut den anderen. „Anbieter in Deutschland, wie im Camping Bereich erholen sich bereits sehr stark, bzw. boomen,“ erklärt Haas.
Covid-19 als Treiber der Digitalisierung
„Die bereits sehr digitalisierte Tourismusbranche wird noch mehr online sein, da offline Reisebüros beschleunigt pleitegehen werden. Kurzfristig wird Individualurlaub wie Camping profitieren, aber auch Ferienhäuser und Ferienwohnungen, besonders in Deutschland,“ erläutert Haas, gefragt nach den Veränderungen, die die Reisebranche durch Covid-19 erfahren wird. Ob es sich hier um langfristige Trendwenden handelt, stellt der Top-Trader allerdings in Frage: „Ich kann mir auch gut vorstellen, dass in 2-3 Jahren alles wieder komplett vergessen ist und es bei den meisten Menschen keine spürbare Verhaltensänderung geben wird, außer, dass auch die älteren Semester online buchen werden.“ Für einen längerfristigen Boom des lokalen Individualurlaubs spricht laut Haas allerdings noch der Umweltfaktor: „Bei Fernreisen könnte auch das Klimabewusstsein eine Rolle spielen, dass es nicht mehr „cool“ ist für eine Woche nach Bali zu fliegen.“
Der große Gewinner
Gefragt nach Unternehmen, die von der aktuellen Krise profitieren können, erklärt Haas: „Anbieter von Campingwagen wie
(Nr. 1 weltweit mit Hymer) sind bereits gut gelaufen. Ansonsten glaube ich, dass der Gigant langfristig der große Profiteur wird. Viel Konkurrenz wird verschwinden und die Hotels werden auch nicht mehr das Kapital haben eigene Vertriebskanäle aufzubauen, was Booking als größte Hotelbuchungsplattform der Welt in die Karten spielen dürfte und deren Marketingkosten senken wird.“ Anleger, die sich für die Booking-Aktie interessieren, warnt Haas jedoch: „Kurzfristig werden die Zahlen übel aussehen, aber auch wenn ich in Deutschland buche, nutze ich ja die Plattform, die auch viele Ferienhäuser aggregiert.“Für Risikoaffine hat Haas noch eine weitere Investmentidee im Gepäck: „Eine spekulativere Wette wäre
, der größte Hersteller von Segelbooten, der auch eine Campinghäuserabteilung hat. Hier bleibt aber abzuwarten, wie sie die wirtschaftliche Rezession durchschlägt, da viele Gebrauchtboote wohl im Preis nach unten kommen werden. Langfristig sollte die Firma aber auch von der Pleite vieler kleiner Konkurrenten profitieren.“Sowohl die Aktie von Beneteau als auch jene von Booking finden sich in Haas wikifolio Nachhaltige Dividendenstars. Dort investiert der Top-Trader seit 2013 in Unternehmen, die „sowohl ein gewisses Wachstumspotenzial haben als auch eine nachhaltige Profitabilität aufweisen.“ Diese Strategie führte bisher zu ansehnlichen Gewinnen bei sehr gerniger Volatilität. Das wikifolio weist eine durchschnittliche jährliche Performance von 12 Prozent auf und verzeichnete bisher einen maximalen Wertverlust von nur 23,1 Prozent.
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