Aktuell sind die Bullen in der wikifolio.com Community in der Überzahl. Zumindest lässt die Cash-Quote darauf schließen. Sie liegt derzeit bei vergleichsweise geringen 14 Prozent – so viel Bares steckt also im Kapital, das in wikifolio-Zertifikate investiert ist. Damit ist der Cash-Anteil aktuell sogar noch etwas niedriger als vor der Corona-Krise, die zu einem rasanten Kursverfall an den Börsen geführt hat. Die wikifolio-Trader nahmen im Verlauf der ersten beiden März-Wochen massiv Risiko aus den Depots: Die Cash-Quote kletterte in der Spitze auf 28 Prozent.
Wie viel Cash braucht aber aktuell ein ausgewogenes Depot? Sind die Trader mit 14 Prozent gut aufgestellt? Wir haben drei gefragt, die es eigentlich wissen müssten. Schließlich hat sich ihr Risikomanagement mittlerweile über viele Jahre bewährt.
Der Antizykliker setzt auf Flexibilität
Dennis Raute ( DennisRaute ) ist seit Januar 2013 auf wikifolio.com aktiv – und kann mit seinem wikifolio Trendfolge&Trading einen ebenso langen und erfolgreichen Track Record vorweisen. Insgesamt konnte er für seine Follower eine Performance von 112 Prozent erwirschaften, bei einem maximalen bisherigen Verlust von nur 11,2 Prozent. Zum Vergleich: Allein in der Corona-Krise rasselten die Aktienmärkte um bis zu 40 Prozent in die Tiefe. Was sagt Raute zu einer Cash-Quote von 14 Prozent? Sind die wikifolio-Trader zu zu bullish oder nicht bullish genug? „Weder noch.“
„Aktuell bewegen sich die Märkte, liquiditätsgetrieben, weiterhin in bullishem Fahrwasser. Korrekturen gibt es kaum und werden von den Investoren sofort wieder zum Einstieg genutzt. Es ist also weiterhin genug Liquidität vorhanden, die investiert werden will. Demnach sollte man eigentlich ‚All-In‘ auf der Long-Seite sein (zu 100 Prozent in Aktien investiert, Anm.)“, erklärt Raute. Tatsächlich machen das aber nur wenige Trader, weiß Raute: „Es ist auch nicht sinnvoll. Wichtig(er) ist es, jederzeit handlungsfähig zu sein und Chancen nutzen zu können und dazu braucht es eben auch in jeder Marktphase eine gewisse Cash-Quote.“
Außerdem fehlten zur Bewertung der 14 Prozent relevante Details. Raute erkärt: „Wichtiger ist meines Erachtens eine gute Diversifikation des Portfolios. Wenn ein Trader gleichzeitig auch Absicherungsstrategien fährt – etwa Shorts auf den Gesamtmarkt oder Edelmetalle hält – , dann sind 14 Prozent Cash schon eine gute Hausnummer, mit der man auch auf sich bietende Gelegenheiten immer wieder reagieren kann.“
Er selbst hält in seinem wikifolio aktuell rund 22 Prozent Cash sowie eine zusätzliche Absicherung gegen einen fallenden Gesamtmarkt in Form eines zweifachen Short-ETFs auf den DAX: „Außerdem halte ich zwei Goldtitel, die ebenfalls weiterlaufen sollten, wenn es am Aktienmarkt mal wieder ungemütlich wird.“ Der Trader ist also sehr defensiv aufgestellt: „Wenn man diese Positionen summiert, bin ich aktuell nur zu rund 50 Prozent long investiert.“ Dafür gibt es zwei Gründe. Neben der höheren Flexibilität, die ein entsprechendes Cash-Polster bietet, geht der Trader nach eigener Aussage gern antizyklisch vor. „Wenn der Markt weiter steigt, erhöhe ich meine Cash-Quote, indem ich gut gelaufene Titel Stück für Stück reduziere. Wenn der Markt dagegen korrigiert, baue ich meine Cash-Quote schrittweise ab und begebe mich wieder stärker in den Markt.“
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Der Trendfolger schwimmt mit dem Strom
Stephan Beier ( Trendfolge ) verfolgt eine andere Strategie. Er agiert nach dem Motto: „The trend is your friend.“ Aktuell hält er in seinem wikifolio Trendfolge Long/Short Smallcap 85 Prozent Aktien und 15 Prozent Cash. Im Jahresdurchschnitt, sagt der Trader, liegt seine Cash-Quote über 15 Prozent. Anders als Raute kauft er Aktien, wenn die Märkte zulegen: „In steigenden Märkten erhöhe ich sukzessive meine Investitionen, dadurch nimmt die Cash-Quote sukzessive ab. Wenn ich jetzt eine für meine Verhältnisse unterdurchschnittliche Cash-Quote habe, ist das der Nachweis dafür, dass die Märkte eine längere Aufwärtsbewegung hinter sich haben. Von diesem Trend versuche ich mit meinem trendfolgenden Handelsmodell zu profitieren. Sofern der Trend nicht bricht, wird meine Cash-Quote weiterhin sukzessive reduziert. Erst eine Korrektur an den Aktienmärkten würde in meinem wikifolio zur Erhöhung der Cash-Quote führen.“
Was die beiden Top-Trader Beier und Raute jedenfalls gemeinsam haben, ist der Fokus auf Verlust- bzw. Risikominimierung. Auch Beier schaffte mit einem maximalen Verlust von nur 11,2 Prozent in seinem wikifolio bislang etwas, was sicherlich nicht vielen Investoren auf Dauer gelingt. Beier bestätigt: „In meinem Handelsansatz steht das Risikomanagement mit dem Ziel der Vermeidung von Verlusten vor dem Ziel der Maximierung der Rendite. Ich möchte eine Rendite erzielen, die über dem Marktdurchschnitt liegt, gleichzeitig möchte ich aber die Volatilität reduzieren.“
Genau deshalb fühlt sich Beier mit der aktuell sehr niedrigen Cash-Quote auch nicht 100prozentig wohl: „Da das wikifolio aber derzeit auf Allzeithoch notiert, habe ich einen entsprechenden Puffer, um mögliche Depotverluste aufzufangen. Die aktuelle Cash-Quote ist im Kontext des Risikomanagements deshalb vertretbar.“
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Der Tänzer tanzt, solange die Musik spielt
Philipp Haas ( investresearch ) betreut insgesamt sieben investierbare wikifolios. In seinem größten wikifolio Nebenwerte Europa ist der Trader aktuell voll in Aktien investiert. Die Cash-Quote von 14 Prozent über alle investierbaren wikifolios hält er nicht für ein Zeichen außergewöhnlicher Euphorie: „Ich würde sagen, dass das eher ein Normalzustand und nicht extrem bullish ist. Ich finde es aber sehr interessant, dies zu beobachten. Man kann ja auch sagen, dass noch einiges Geld an der Seitenlinie liegt, was auch für große Investoren (außerhalb von wikifolio.com, Anm.) gelten sollte.“
Dass der Trader etwa in Nebenwerte Europa voll investiert ist, ist unter anderem dem zugrundeliegenden QFMA-Modell geschuldet. Haas erklärt: „Viele Aktien notieren – wie auch das wikifolio – an ihren Höchstständen, wodurch die Cash-Quote automatisch durch das Modell gesenkt wird. Ich fühle mich damit aktuell wohl, reagiere aber auf Aktienebene auch schnell, wenn sich die Fundamentaldaten und das Momentum verschlechtern.“
Mehr zur investresearch Makromatix: Kann man Crashs eigentlich vorhersehen?
Haas basiert seine Investment-Entscheidungen auch auf der eigens entwickelten investresearch Makromatrix. Sollten sich hier entsprechende Verschlechterungen einstellen, würde die Cash-Quote laut dem Trader automatisch nach oben gehen. „Derzeit stehen da die Ampeln auf Gelb. Die Realwirtschaft ist zwar schlecht, aber die Zinsen sind extrem niedrig und irgendwo muss das Geld hinfließen. Auch positionieren sich viele Investoren wohl für ein mögliches Anziehen der Inflation. Es gibt also – wie meistens – sowohl Argumente für steigende als auch fallende Kurse. Klar ist, dass 2020 ein Stockpicker-Jahr ist. Auf aktives Management zu setzen, das im März Risiken begrenzt und Cash hochgefahren und dann in die relativen Gewinner der Krise investiert hat, hat sich gelohnt.“ Gut gelungen ist das dem Trader definitiv. Nebenwerte Europa punktet mit einem geringen maximalen Drawdown und einer Top-Performance. Auf Jahressicht steht ein Plus von knapp 39 Prozent zu Buche.
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Der weise Investor schläft gut – mit einem offenen Auge
Sorgen macht den Tradern die Bullenstimmung samt Aktienmarktrallye unterm Strich nur begrenzt. Haas antwortet kühl: „Sorgen sollte man sich immer machen. Denn die Gefahr ist am größten, wenn sich keiner mehr Sorgen macht. Ich bin da inzwischen aber auch relativ pragmatisch und tanze auf der Party solange die Musik spielt. Und mit einem kleinen wikifolio hat man ja den Vorteil, dass man sehr schnell reagieren und die Cash-Quote hochfahren kann, was für einen milliardenschweren Fonds mit Anlagegremien so nicht unbedingt gilt.“
Raute ergänzt: „Es gibt genug Warnsignale, die so langsam eine leichte Überhitzung des Marktes anzeigen. Denken Sie beispielsweise an die
-Aktie, die seit der Ankündigung eines Aktiensplits binnen einer Woche um beinahe 40 Prozent gestiegen ist. Oder an Neuemissionen, die sich vom Start weg vervielfachen, wie dies etwa bei der Fall war. Doch auch so eine Übertreibungsphase kann eine ganze Weile anhalten.“Disclaimer: Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de und www.ls-d.ch hingewiesen. Sie sollten den Prospekt lesen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Prospekts von der zuständigen Behörde ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Die Performance der wikifolios sowie der jeweiligen wikifolio-Zertifikate bezieht sich auf eine vergangene Wertentwicklung. Von dieser kann nicht auf die künftige Wertentwicklung geschlossen werden. Der Inhalt dieser Seite stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.