Die Zukunft von Apple: „iPhone as a Service“

Die Euphorie an der Börse wurde daher auch weniger von der neuesten Generation der Apple-Devices verursacht, sondern vielmehr durch die Ankündigung von neuen Services wie Apple Arcade und Apple TV+.

Kritiker bemängeln ja schon lange die starke Abhängigkeit des Apple-Konzerns vom iPhone. Und tatsächlich steht und fällt die Apple-Aktie seit Jahren im Gleichklang mit dem Erfolg des iPhones am zunehmend gesättigten Smartphone-Markt. Doch diese Abhängigkeit hat sich durchaus schon reduziert.

Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich das „Wearables“-Geschäft rund um die Apple Watch und den AirPods fast verdoppelt. Damit generiert Apple bereits einen Umsatz von über 22 Milliarden Dollar. Das „Services“-Segment, das auch das Geschäft rund um den AppStore enthält, ist im gleichen Zeitraum um etwa 90 Prozent auf einen Umsatz von knapp 44 Milliarden Dollar vorangekommen. Das sind gemeinsam immerhin schon rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes.

Seit einiger Zeit lässt Tim Cook keine Gelegenheit aus, um der Investorengemeinde klarzumachen, dass das zukünftige Wachstum von Apple aus den Services heraus entstehen soll. Dazu muss allerdings möglichst schnell die Gesamtstrategie umgekrempelt werden.

Bis 2018 fuhr Apple eine uneingeschränkte Hochpreispolitik für seine Hardware. Auch wenn das bedeutete, dass das Unternehmen nicht unbedingt die größtmöglichen Stückzahlen verkaufen konnte. Apple optimierte im Gegensatz zu Samsung und Co. stattdessen die Marge, die beim Verkauf der Apple-Devices zu erzielen war. Damit ist Apple lange Jahre sehr gut gefahren. Allerdings musste man nach der Vorstellung des iPhone X feststellen, dass die Kunden vor allem in China nicht mehr bereit sind, jeden Preis für das neueste Apple-Device zu bezahlen.

Kein Wunder also, dass die aktuellen iPhones (zumindest in den USA) im Preis deutlich gesenkt wurden. Das iPhone 11 wird als zukünftig volumenstärkstes Modell für 699 US-Dollar und damit um 50 Dollar günstiger angeboten als das Vorgängermodell iPhone XR. Das ist zwar einerseits dem Markt geschuldet, andererseits kann Apple es gut verschmerzen, etwas weniger Marge an der Hardware zu verdienen, wenn man dafür das Ökosystem an potentiellen Services-Kunden vergrößert.

Wichtig für Apple als Services-Firma ist es nun vor allem, die Verkaufszahlen nach oben zu treiben und damit das eigene Ökosystem zu vergrößern. Wenn das gelingt, dann werden die hochprofitablen Services-Umsätze schon bald die iPhones quersubventionieren können.

Diese Strategie wird funktionieren - vorausgesetzt man besitzt ein attraktives Angebot an Services. Und da zeichnen sich jetzt große Fortschritte ab. Besonders spannend finde ich die Ankündigung von Apple Arcade und Apple TV+: Für 5 Dollar pro Monat bekommt eine Familie uneingeschränkten Zugriff auf eine breite Kollektion von neuen Spielen im App Store. Für weitere 5 Dollar monatlich ist der neue Streamingdienst Apple TV+ erhältlich. Das ist deutlich weniger als die Kosten für Netflix oder den neuen Streamingdienst von Disney. Und beim Kauf eines neuen Apple-Devices ist ein Jahr Subskription für den originären Content von Apple TV+ sogar kostenlos mit enthalten. Das ist natürlich ein genialer Schachzug, um in kürzester Zeit eine große Nutzerbasis zu generieren.

Der strategische Wandel von Apple weg von der Hardware hin zu Services ist längst in vollem Gange. Der Verkaufspreis und die Höhe der Marge des iPhones wird künftig eine immer kleinere Rolle für die Performance der Apple-Aktie spielen.

Es ist sogar gut vorstellbar, dass in einigen Jahren ein iPhone kostenlos mitgeliefert wird, wenn ein Kunde gewisse Services aus dem Apple-Universum abonniert. Es ist also nicht mehr weit bis zum „iPhone as a Service“.

Die weitere Entwicklung der Apple-Aktie steht und fällt mit der Entwicklung des Services-Geschäfts. Ich bin aufgrund der Stärke des Apple-Ökosystems und seiner loyalen Kundenbasis diesbezüglich sehr optimistisch gestimmt. Allerdings nimmt die Aktie nach dem steilen Kursanstieg in 2019 auch schon viele gute Nachrichten vorweg.

Disclaimer: Stefan Waldhauser ist wikifolio-Trader und betreut als stwBoerse die beiden wikifolios High-Tech Stock Picking sowie Stock Picking nach Peter Lynch . Außerdem betreibt er unter high-tech-investing.de seinen eigenen Tech- und Growth-Aktien-Blog.  An dieser Stelle kommentiert er finanzmarktrelevante Nachrichten und Ereignisse und analysiert Aktien, in denen er möglicherweise auch im Rahmen seines wikifolios engagiert ist. Der Text spiegelt die Meinung des Autors wider. wikifolio.com übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung. Der Inhalt stellt keine Anlageberatung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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