Angefangen hat alles mit politischen Entscheidungen: Zum einen soll die US-Strafverfolgungsbehörde DEA eine Umstufung von Cannabis in eine niedrigere Gefahrenstufe planen. Und in Deutschland dürfen Erwachsene Cannabis seit dem 1. April auch für nicht-medizinische Zwecke anbauen und konsumieren – allerdings nur in Maßen. Der Handel mit der Droge ist weiterhin verboten. Der Berufswunsch „legaler Cannabis-Händler“ bleibt also vorerst unerfüllt.
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Wie dem auch sei, der Rückenwind von der Politik ist da. Die Aktien steigen. Also schnell noch investieren? Um sich die 1.000 % Zugewinne zu sichern, wie oftmals zu lesen ist?
Momentum mitnehmen
Fabian Roth (RKosmaFRoth) hält die Aktie des kanadischen Cannabis-Unternehmen in seinem wikifolio TF Value Momentum. Mit einem Anteil von 14 % ist sie die höchstgewichtete Einzelaktie im Depot, übertroffen nur von einem ETF auf physisches Gold. Die Canopy-Position liegt bereits knapp 140 % im Plus. Roth erklärt, was hinter dem Engagement steckt: „Der Cannabis-Sektor hat eine lange Konsolidierungsphase durchlebt. In den letzten Wochen ist das Handelsvolumen und das Momentum, teils auch getrieben durch positiven Newsflow, zurückgekehrt. Diese Faktoren haben den Sektor und auch Canopy Growth auf die Watchlist befördert. Ob nun die langfristige Trendwende gelingt, bleibt abzuwarten. Für Trader ist der Wert und auch der Sektor derzeit sehr interessant.“
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Das Momentum stimmt also. Aber spricht das für ein Langfrist-Engagement?
Volatilität nutzen
Auch Reinhard Seiser (Chartmax) war bis gestern mit einer sehr kleinen Canopy-Position in seinem wikifolio 25 Jahre Börsenerfahrung am Start. Hype schon vorbei? „Ich trade die Canopy-Aktie, da sie eine hohe Volatilität aufweist und mit relativ kleinem Spread gut handelbar ist“, kommentiert Seiser. Und weiter: „Die Cannabis-Freigabe in Deutschland finde ich für diese Aktie nur insofern relevant, als dadurch ein gewisser Fokus der Anleger auf Cannabis-Aktien gelenkt wird.“
„Pflanzen anbauen ist keine Raketenwissenschaft“
Laut Seiser wurde der Anstieg der Branchenaktien verstärkt durch das Statement von US-Vizepräsidentin Kamala Harris, welche für die komplette Legalisierung in den USA eingetreten ist. Fundamental findet der Trader Canopy dennoch eher uninteressant, wie er selbst sagt: „Die haben noch nie einen Gewinn geschrieben und sind auch noch weit davon entfernt.“
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Fundamental uninteressant
Auch der Rest der Branche hat es ihm offenbar nicht sonderlich angetan, wie das folgende Statement belegt: „Pflanzen anbauen ist nicht unbedingt eine Raketenwissenschaft und somit ein Burggraben nicht vorhanden.“ Tatsächlich stecken die 4 bekanntesten Branchenplayer allesamt in den roten Zahlen. Da gibt’s also aktuell nicht einmal viel, was ein Burggraben verteidigen müsste.
Seit Erscheinung dieses Beitrags am 4. April haben die Cannabis-Aktien bereits deutlich korrigiert. Tilray handelt seit Jahresanfang sogar wieder im Minus. An diesen Kursbewegungen lässt sich erkennen, wie volatil die Branchenpapiere sind. Die zitierten wikifolio Trader hatten jedenfalls Recht, zur Vorsicht zu mahnen. Wer sich dennoch für ein langfristiges Engagement interessiert, sollte sich des Risikos bewusst sein oder dem wikifolio Trader seiner Wahl vertrauen.
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Auch Christian Scheid nutzt die Aktien aktuell nur für kurzfristige Trades. Canopy hat sich im Zuge der Abstimmung über das deutsche Cannabis-Gesetz in sein wikifolio Special Situations long/short geschlichen – nicht aber, weil er den Titel so gut findet. Er handelt in dem Musterdepot Sondersituationen: „Generell sind für mich ‚Ereignisse‘ interessant, egal in welcher Branche. Daher fand ich die Abstimmung über das Cannabis-Gesetz sehr spannend und habe zuletzt öfter in Cannabis-Aktien